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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Busl, Karl Anton: Zur Geschichte des Prämonstratenserklosters und der Kirche Weissenau, [7]
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Vogelmann, Albert: Kirchebauten am Ausgang des Mittelalters in Süddeutschland, besonders in Württemberg, als Monumente für die Lichtseiten jener Periode, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0078

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78

An auf Weissenau bezüglichen Kupferstichen sind mir
bekannt geworden:
1) ein Stich in Quart von 3. D. 3on6ermu^er, Ornv.
de 3. /K 5. O. de Eo1o§. cutll. sculps. V. (Augsburg) ;
uudatirt. Im Vordergrund Kloster und Kirche in Weissenau;
im Hintergrund 4 kleine Scenen aus der Geschichte des hl.
Blutes: Magdaleua uuter dem Kreuze; auf der Fahrt nach
Marseille; betend in der Höhle; Uebergabe des hl. Blutes
1283 durch Rudolf vou Habsburg an Abt Heinrich von
Ankenreute.
2) Ein Kupferstich in Folio, nach der Zeichnung von
Johann Christoph Weigl gestochen von Johann" Ulrich Kraus,
uudatirt. H Oben in mit Engelköpfchen (sogen. Puttenköpfchen)
besetzten Wolken, von zwei Engeln gehalten und von zwei
weiteren zur Seite augebetet, das Kristallgefäß des hl. Blutes,
in der vormaligen Renaissance-Fassung und ohne die Figuren
von Maria und Johannes. Unten knieen auf Kissen die Dona-
toren der hl. Reliquie Kaiser Rudolf I. und seine Gemahlin
Anna von Hohenberg; letztere in kaiserlichem Mantel mit
der Krone auf dem Haupte; ersterer im Harnisch, darüber
der Kaisermantel, das Haupt deckt eine mächtige Allongeperücke;
zu seinen Füßen Krone, Szepter und Reichsapfel. Die Um-
rahmung des Bildes besteht aus einer Blattguirlande. Oben,
auf einem vou Engeln gehaltenen Spruchband:
3ucrnti88im. 8UUAui3 Ellrmti )e3u in Wei38enuu.
Unten: u I4udc>1p>llo I. ei /innu de IllollenUer^, 8ecun-
di3 Uunciutoribu8, Eunoniem Ururnormtrutenmdim in 3. 14.
I. iVkonu3terio NinorunZtenm nnn cum Uriviie§is8 p>1urimi3
u. 1283 donutu3, ub>i etiumnum pie u ICdeliövm colitur.
3) Das hl. Blutgefäß vou Weissenau, gestochen von
Remmele in AugsburgJ) ohne Jahreszahl, wohl aus der 2.
Hälfte des vorigen Jahrhunderts; zu Bruderschaftsbildern be-
nützt. Die Originalkupferplatten von Nr. 1 und 3 befinden
sich jetzt im Besitz des Herrn Glasmalers Hecht in Ravens-
burg; Nr. 2 bei Herrn M. Locher in Meckenbeuren.
4) Auf das 500jährige Jubiläum der Verbringung des
hl. Blutes nach Weissenau ließ Abt Anton II. im Jahre 1783
einen hübschen Kupferstich in Folio Herstellen: Magdalena
sammelt am Fuße des Kreuzes das Blut Christi. Rechts vom
Beschauer hält eine in den Wolken schwebende- Frauengestalt
das hl. Blutgefäß und ein Modell von Kirche und Kloster.
Das Bild ist gestochen von Bartholomäus Hübner H und
kam bei Christ, von Mechel in Basel heraus.
5) Eine Ansicht der Abtei und Kirche aus der Vogel-
perspektive, seitwärts die vom Rahlen; in größtem Folio nach
der Zeichnung des Weissenauer Subpriors Adalbert Gosner von
Altdorf sehr sauber und kräftig gestochen von A. Ehmann in
Augsburg. H Ohne Datum; zur Zeit des Abtes Anton I.,
ungefähr um das Jahr 1760 ausgeführt.
_ (Fortsetzung folgt.)
0 Füßli's Kunstlexikon und Nagleds Künstlerlexikvn Bd. 17 S. 69
kennen die Zeit seiner Wirksamkeit und diesen Stich nicht. Nach dem
Sujet obigen Stiches kann erstmals festgestellt werden, daß S. um die
Mitte des vorigen Jahrhunderts gelebt hat. Der Stich wurde, nach dem
angebrachten Wappen der Unold (Löwe mit Ring) zu schließen, entweder
unter Abt Anton Unold I. (1724—1765) oder'unter Anton Unold II.
(1774—1784) gefertigt und ist der 1883 bei Mezger in Ravensburg
erschienenen Jubiläumspredigt von Pfr. Lupberger in Oberzell beigegeben.
2) Weigl (auch Weigel), geb. 1654, gest 1725. — Kraus, geb. 1645,
gcst. 1719 zu Augsburg. Der Stich fällt in die Zeit von 1696, wahr-
scheinlich zwischen 1684—1696. Vgl. Nagler VII, 161; XXI, 227.
0 nicht näher bekannt.
H geb. zu Augsburg 1727, gest. 1800.
5) nicht näher bekannt.

Nirchrnbaukrn am Nusgang des Mittelalters
in Süddeutschland, besonders in Württemberg,
als Monumente für die Lichtseiten jener Periode.
Von Prof. Dr. A. V.
Die Schattenseiten des letzten Jahrhunderts vor der
Glaubensspaltuug in Deutschland sind bekanntlich oft genug
und über Gebühr hervorgezogen worden. Darum dürfte auch
der geringste Beitrag, welcher dazu geeignet ist, die Lichtseiten
jener Periode zur verdienten Geltung zu bringen, willkommen
sein. Im Folgenden sollen zu diesem Zweck aus Süddeutschland
solche Belege für den frommen Sinn vom Jahre 1400 bis
ungefähr 1530 (jedenfalls vor Einführung der „Reformation"),
welche bisher weniger bekannt oder nicht genug beachtet worden
sind, vorgeführt werden, und zwar vorzugsweise aus der jetzigen
Diözese Rotteuburg. Wir werden in dem genannten Zeitraum
neu erbaute oder restaurirte Kirchen und Kapellen und deren
Ausschmückung Nachweisen, ohne diejenigen im Einzelnen zu
erwähnen, welche Janssen in seiner Geschichte des deutschen
Volkes I, 142 aus der Zeit vom Jahre 1450 bis 1515 für
Schwaben und Bayern aufzählt. Wo die Quelle, aus der
geschöpft worden, nicht ausdrücklich angegeben ist, sind die
betreffenden Beschreibungen der württembergischen Oberämter
benützt, in welchen häufig auch Ausführlicheres über das
Gebotene zu finden ist.
I. In Städten.
Balingen, dessen ältere Pfarrkirche außerhalb der
Stadt stand, baut 1440 eine neue innerhalb der Stadt mit
sehr schönem Thurm. Sattler, Histor. Beschreibung u. s. w.
I, 126. — Blaubeuren. Es sei an den herrlichen Altar
erinnert, den der berühmte Meister Syrlin aus Ulm 1496
in der Klosterkirche erbaute. — In Böblingen wurde 1529
vor der Stadt eine neue Kirche gegründet. Sattler a. a. O.
II, 60. — Die Stadtpfarrkirche zu Cannstatt, 3t. Lo8mu3
und Oumiuiru3 geweiht, ward 1506 vollendet. Sattler a. a. O.
I, 70. — Crailsheim. Die St. Johanniskirche sammt
8 Altären wurde eingeweiht 1440 (Privatmittheilung). -
Creglingen, OA. Mergentheim. Die Pfarrkirche wurde
1508 beträchtlich verändert und erweitert. Südlich davon steht
die berühmte Herrgottskirche (1384) mit einem wunderschönen
Marienaltar. „Dr. Bunz fand im Innern der hohlen Maria
des mittleren Altarseldes die Jahreszahl 1487". H — In
Ehingen a. D. wurde die alte Spitalkirche 1408, die St.
Wolfgangskirche 1499 eingeweiht. — In Gundelsheim,
OA. Neckarsulm, steht auf dem Begräbnißplatz ein altes Kirch-
lein, die St. Georgskapelle, mit der Jahreszahl 1472 und
dem Zeichen des Baumeisters. Sie soll früher Pfarrkirche
gewesen sein. — Hall. „Ein schöner, aus dem 15. Jahr-
hundert stammender, vormaliger Hochaltar (in der Kirche zum

Z Der Beschreibung des OA. Mergentheim, welche auch eine sorg-
fältige Zeichnung dieses Altars enthält, entnehmen wir noch folgende
Notizen: Tilmann Riemenschneider, der vermeintliche Schöpfer
dieses Altars, geboren zu Osterode im Harz, kam als Geselle auf der
Wanderschaft nach Würzburg und wurde dort im Jahre 1483 in die
Lukaszunft der Maler, Bildschnitzer und Glaser ausgenommen. Er fertigte
eine große Menge hochgeschätzter Werke in Holz und Stein; Würzburg,
Volkach, Heidingsfeld, Bamberg, Maidbrunn, Rothenburg stritten sich
um Arbeiten des Meisters. Von ihm sind u. a. die steinernen Apostel-
statuen an der Marienkirche zu Würzburg, ein Hochrelief (Beweinung
Christi) in der Kirche zu Maidbrunn. Vgl. C. Becker, Leben und Werke
des Bildhauers Tilmann Riemenschneider. Leipzig, Rudolf Waigel, 1849
und die neueste Schrift: Leben und Werke des Bildhauers Dill Riemen-
schneider von Ant. Weber, Würzburg, Woerl, auf die wir später
zurückkommen. Die Red.
 
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