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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Ditzinger, ....: Beitrag zur Geschichte der Pfarrei Westerstetten im Landkapitel Ulm, [1]
DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0059

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51

von Kelfenstein, -H vnd des ahtbären ritters Herrn Burchartes
von Elrbach, haben gegeben zu konffen recht vnd redelichen
ze rechtem kouffen, dem ersamen Vesten manne Vlrichen von
Westerstetten vnd sinen erben, vnser Hube ze Westerstetten, die
Friedrich des Pfaffen bruder da buwet, vnd den kyrchensatz zu
Westerstetten der in dieselben Hube gehöret, oder durch reht
von alter dar zu gehören sol vnd hat er mir also vmbe die
Hube, vnd kyrchensatz gegeben zweihundert pfunt, vnd funfzech
pfnnt guter vnd gäber Haller. Der er vns volleclich gewert
hat, vnd die wir in vnsers Goteshuses nutz vnd frumen haben
gewendet, vnd sulen also Vlrich von Westerstetten oder sin
erben die vorgeschriben Hube, vnd den kyrchensatz ze Wester-
stetten, der in die Hube gehöret, niezzen vnd Han, besetzen,
vnd entsetzen, ze allem reht, vnd mit allem reht swa zu der
geschriben Hube und kyrchensatz gehöret, ez si an holtz, an
velde, an Wasen, an zwie besuchet, vnd vnbesnchet. Lute vnd
gut vnd mit namen swas dar zu gehöret, ez sie benennet oder
vnbenennet, vnd sulen wir, der vorgenant Apt, vnd der Co-
nuent ze Elchingen vnd alle vnser Nachkommen, also, der vor-
geschrieben Hube vnd kyrchensatz ze Westersteten, recht geweren
sin Vlriches des vorgenanten von Westersteten vnd siner
erben, für allen kriech, irsalunge vnd a.nsprache, geistlich und
weltlich vnd swa daz waer daz sie an der Hube vnd kyrchen-
satze von vns, von unseren Nachkommen, oder von anders
iemen geirret oder an gesprochen wurden swelcher lay ansprach
daz wäre, daz sulen wir in vsrihten vnd verstau nach dem
rehten ane ir schaden. Wir sulen ouch keiner schlaht genade
nimmer gesuchen, noch begeren an keiner schlaht gerächt Geist-
liches noch Weltliches, also, daz vns die geschriben Hube oder
kyrchensatz ze Westersteten wider werde vnd daz alles also
war sie vnd ouch staete belibe swaz da ist geschriben, dar
vmbe geben wir Apt Chunrat vnd der Conuent, des vor-
geschriben Chlosters ze Elchin, Vlrichen von Westersteten
vnd sinen erben, disen Brief geuestent mit unseren mit vnsers
Herren Bischof Friderichen von Auspurch vnd mit vnserr Herren
vnd vögt Grauen Johansen vnd Hern Burchartes von Elrbach
Jnsigeln die alliv dar an hangent, ze einem waren vrkunde
der vorgeschriben dinge.
Wir Friderich von Gotes gnaden Bischof ze Auspurch
vnd wir Graf Johans von Helfenstein vnd Burchart von
Elrbach, die vorgenanten vögt vnd Pfleger vrkunden und veriehen
ouch offenlich an disem bries daz alles daz swaz dar an ist
geschriben, mit vnßer gunst, rat, vnd gutem willen ist be-
scheren, vnd dar vmbe ze einer rehten vnd staeten sicherheit
der vorgeschriben dinge, so haben wir durch bet vnd liebin
des vorgenannten Aptes vnd des Conuentes ze Elchingen
vnser Jnsigel ouch an disen Brief gehenchet. Daz geschach
vnd dirre bries wart gegeben ze Elchingen in unserem Capitel,
do man zalt von Gotes gebürte Driyzehen hundert Jar vnd
dar nach in dem aht vnd zwainzegosten Jar, an sant Bene-
diktentage in der vastun.
Original. Perg. Von den Siegeln ist nur das letzte,
das Ellerbachische, ganz erhalten, theilweise die beiden ersten,
vom dritten fast und vom vierten gar nichts. (Forts, folgt.)
Bemerkung der Redaktion: Wegen seiner Arbeit über Westerstetten
sind wir Herrn Revisor Ditzinger zu besonderem Danke verpflichtet.
Dieselbe dürfte sich geradezu als Muster zu Pfarrbeschreibungen eignen.
Die vollständige Ausnützung des archivalischen und gedruckten Materials
machte es möglich, daß wir hier eine erschöpfende Darstellung einer
Pfarrbeschreibung erhalten haben. Auch dürfte die Quellenangabe manchem,
der auf diesem Gebiet sich versuchen will, hoch erwünscht sein.
2*) Johann von Helfenstein, Sohn Ulrichs VIII. und seiner 2. Ge-
mahlin von Tokenburg, regierte 13i5—1329.
Elrbach, jetzt Ellerbach, Dorf in Bayern, Landgericht Dillingen.

Geschichtliche Notizen Liber einige im Umfang
des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene
Pfarreien» Kirchen und Klöster.
Mitgetheilt von Kaplan Brinzinger.
(Fortsetzung von Nr. 6.)
5) Die Geistlichen und der Gottesdienst an der
ehemaligen herzoglichen Hofkapelle zu
Stuttgart.
Werkmeisters Kollegen an der Stuttgarter Hoftapelle
wurden die früheren Klostergeistlicheu Mayr, Bleib im-
haus, Menniuger, Eulogius Schneider, Nack,
Mercy, Frey. Die erstereu zwei kamen nach dem Tode
des Martin Schluß bald nach Ostern 1785. Ulrich Mayr,
geboren zu Kirchheim im Ries 14. Febr. 1741, ordinirt
1767, war Cisterzieuser in Kaisersheim gewesen; er wird von
Werkmeister geschildert als „gelehrter, belesener Theolog von
freier Denkungsart, als menschenfreundlich und ohne Falsch".
1785 im Oktober kam er nach Ludwigsburg; seit 1794 im
April unter Herzog Ludwig zugleich mit Werkmeister pensionirt
lebte er in Eßlingen, hernach in Oeffingen, kam aber 1796
wieder zur Hofkapelle, erhielt 1798 die Pfarrei Altingen
OA. Herrenberg und starb 13. Juli 1811. Dr. Vanotti
hielt ihm die Leichenrede. Firmus Bleib imhaus kam
vom Cisterzienserkloster Salmaunsweiler, er hatte dort Kirchen-
geschichte gelehrt; er war ein Mann von festem Körperbau,
heiterm Temperament und vorzüglichem Gedächtniß, als an-
genehmer Gesellschafter beliebt, besonders bei Werkmeister und
Schneider; wegen Kränklichkeit verließ er Stuttgart 24. Juni
1795, kehrte in sein Kloster zurück und starb 49 Jahre alt an der
Wassersucht im Jahre 1797. Im Sommer 1785 kam Men-
ninge r als Hofprediger nach Stuttgart, er war in Mainz bei den
Jesuiten Novize, als die Societät aufgehoben wurde, erhielt
hernach eine Predigerstelle in Frankfurt und war dort, sowie
bei Herzog Karl wegen seiner Beredsamkeit sehr geschätzt, 1786
nahm er seinen Abschied und gieng wiederum nach Frankfurt
zurück. Am Karfreitag 1786 kam der durch seine letzten Lebens-
schicksale zu trauriger Berühmtheit gelangte Eulogius
Schneider an die Hofkapelle. Seine Lebensgeschichte ist in
älterer und neuerer Zeit in vielen Broschüren und Zeit-
schriften von den Deutschen meist in milderer, von den Fran-
zosen dagegen mehr in tadelnder Beurtheilung besprochen worden;
man könnte auf ihn Schillert Wort über Wallenstein anwenden:
„Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt sein
Charakterbild in der Geschichte", besonders über die eigentlichen
Gründe seiner Verurtheilung ist das letzte Wort noch nicht
gesprochen. Sehr interessante zum Theil neue Aufschlüsse gibt
F. C. Heitz (ȟlotes 3ur In vie et 1e3 ecrit3 <4Mu1oZe
Zcllneicker. Ltru3dour§ 1862.«) über das Leben, die
Schriften und Briefe Schneiders, auch archivalische Aktenstücke
über feine Verurtheilung. Wir geben nach seinen aus den
zuverlässigsten Quellen geschöpften Angaben eine kurze Lebens-
skizze dieses unglücklichsten aller ehemaligen Hofkapläne.
Johann Georg Schneiderist geboren 20. Oktober 1756
in Wipfeld in Franken im Würzburgischen als Sohn armer
Landleute. Der talentvolle Knabe lernte Latein zuerst bei
»Kanonikus Valentin Fahrmann in Wipfeld, dann studirte er
in Würzburg am Gymnasium der Jesuiten , hierauf an der
von dem Benediktiner Röser geleiteten Akademie. Er wohnte
im Juliusspital und soll in Würzburg den Taufnamen ver-
ändert haben in „Eulogius". Er zeichnete sich aus vor allen
seinen Mitschülern, beabsichtigte aber damals noch nicht, Geist-
licher zu werden, er studirte Philosophie und Jurisprudenz,
 
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