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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Ditzinger, ....: Beitrag zur Geschichte der Pfarrei Westerstetten im Landkapitel Ulm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0058

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Die Urkunde ist abgedruckt Non. Uoic. zz. 165. Ue§e8t.
von Laug. Ue§. boio. 4. 195 und Ulmisches Urkuudeubuck)
S. 172/
Die Uebersetzuug lautet:
Allen Christgläubigen, welchen gegenwärtiges Schriftstück
zu Gesicht kommt, schickt Kourad von Reiseusburg Gruß, sowie
Nachstehendes zur gläubigen Aufnahme.
Damit nicht die Vergessenheit, die Mutter von Streitig-
keiten über abgemachte Sachen, für die Folge Stoff zum
Prozessiren herbeiführt, gibt er gegenwärtiges Aktenstück von
sich, auf daß es unter dem Schutze von Zeugen der Nach-
welt zur Kenntnißnahme überliefert werde. Es mögen daher
sowohl die Nachkommen, als auch die jetzt Lebenden, für welche
es einen Werth hat, erfahren, daß ich gegen eine als hin-
länglich anerkannte von dem allergnädigsten Herrn Rudolph
von Gottes Gnaden, dem berühmten römischen König ge-
leistete Entschädigung von 400 Pfd. Heller für mich und alle
meine Erben beiderlei Geschlechts von allem Rechte, welches
mir und denselben bezüglich der Schirmvogtei über das Kloster
Elchingen — zum Orden des hl. Benedikt, Augsburger Diözese
gehörig — sowie über die Kirchen von Lautern und Wester-
stetten, mit allen deren Zugehören, d. h. mit Leuten, Gerichten
und ebenso mit Anderein, welchen Namen es haben mag, das
sowohl innerhalb als außerhalb im Gebiete zustand oder zu-
zustehen schien, durch Gegenwärtiges ohne irgend eine Aus-
nahme mit freiem und ungezwungenem Willen zurückgetreten
bin und verzichte, indem ich gerade diese Schirmvogtei über
das Kloster und die vorgenannten Kirchen an den eben-
genannten Herrn, den König Rudolph, und an das Reich über-
trage.
Damit aber dies ganz unverändert in Kraft bleibe, habe
ich es für gut gefunden, daß die Siegel edler Männer, des
Heinrich, Markgrafen von Burgau, des Albert von Hohen-
berg, des Ulrich von Helfenstein, Grafen, und anderer ver-
ständiger Männer, des Rathsherrn und der Bürger von
Ulm, zugleich mit meinem Siegel diesem Briefe angehängt
werden sollen.
Auch wir, Markgraf Heinrich, Albert und Ulrich, Grafen,
vorerwähnter Bürgermeister und genannte Bürger hängen auf
Wunsch des obigen Konrad von Reiseusburg diesem Schrift-
stück zur Bekräftigung und Bestätigung des Vorgesagten unsere
Siegel an.
Gegeben und Geschehen zu Ulm im Hause des Otto,
genannt „auf dem Steg" im Jahre des Herrn 1282, im
11. Jahre der Nömerzahl; am Vorabende von Allerheiligen, in
Gegenwart des vorgenannten Otto, des Ulrich, genannt
„Copperel" Rathsherr, Ulrich Gewairlich, Gerwig, genannt
„Hafner", Kraft, Ulrich, Hermann, Heinrich und Dietrich,
Brüder, genannt „Schreiber" und Otto Ruf, und anderer
Vieler, im Herrn Glücklicher. Amen.
Desgleichen verspricht Graf Albert von Hohenberg, anno
1282 den 31. Dezember den Augsburger Kanoniker und
nachherigen Bischöfe zu Augsburg Wolfhard von Roth in
der Schirmvogtei des Klosters Elchingen und der Vogtei-
gefälle der Kirchen Lautern und Westerstetten nach Kräften zu
schützen. ")
Die Urkunde lautet zu deutsch:

'st Rudolph von Habsburg König 1273—1294.
") Die Urkunde ist abgcdruckt in lVlonum. Uoic. XXXIII S. 166
in Nonum. IIollsnber§lca S. 67 und Ulmisches Urkundeubuch S. 173.

Albert, Gras von Hohenberg, ") Landrichter (Landvogt).
Allen, welche diesen Brief zu Gesicht bekommen, Gruß und
zur Kenntnißnahme von Nachstehendem.
Wir wollen, daß durch Gegenwärtiges zu Euer aller
Kenntniß komme, was aus unserm freien Willen und auf
dringendes Ansuchen hervorgegangen ist, nämlich, daß der Edle
Wolfhard von Roth ^), Augsburger Kanoniker, die Vogtei
des Klosters Elchingen und der Kirchen von Lautern ") und
Westerstetten aus den Händen des Edlen Konrad von Reisens-
burg ausgelöst und an das hl. römische Reich zurückgebracht hat.
Deßhalb versprechen wir mit rechtschaffener Aufrichtigkeit
Wolfhard selbst, in der Schirmvogtei des Klosters und der
vorgedachten Kirchen, soviel in unfern Kräften steht zu schützen,
sowie Alles und Jedes, was in den — genanntem Wolfhard
hezüglich der obengenannten Schirmvogtei — zugestellten könig-
lichen Briefen enthalten ist, unangetastet zu beachten. Zur
unzweifelhaften Bekräftigung und Bestätigung dieser unserer
Handlung haben wir gegenwärtigen Brief mit Anhängung
unseres Siegels bekräftigen lassen.
Gegeben zu Augsburg im Jahre des Herrn 1282 den
31. Dezember; im 11. Jahre der Römerzahl.
Im Jahre 1328 den 21. März verkaufte aus Noth ge-
drungen der Abt Konrad zu Elchingeu mit Bewilligung des
Bischofs Friederich zu Augsburg durch den Schirmvogt Grafen
Johann von Helfenstein und den achtbaren Ritter Burchart
von Ellerbach den Kirchensatzund die Vogteigefälle ") mit
einer Hube ^) um 215 Pfd. Heller an Ulrich von Westerstetten.
Die Urkunde ^) lautet:
Wir Chnnrat ") pwn Gotes ordenunge Apt ze Cllchingen,
vnd aller der Conuent des selben Chlosters saut Benedikten-
ordens in Auspurger Bistum veriehen offenlich vnd onch ain-
muteclich an disem brief. Daz wir mit gunst, rat, vnd gutem
Willen des hochwirdigen vnsers gnädigen Herren Bischof
Fridriches 20) von Auspurch vnd ouch mit gunst, rat, vnd
guten: willen vnser gnädigen vögt des edelen Grauen Johansen

ist Hohenberg, OA. Spaichingen, Stammschloß Oberhohenberg. Die
Grafen von Hohenberg starben 1486 aus, die Grafschaft kam 1381 durch
Kauf an Oesterreich, bei welchem sie bis 1806 blieb, wo sie dann unter
wiirttembergische Hoheit fiel.
'st Wolfhard Roth von Wakernitz war der 41. Bischof in Augsburg,
er regierte 1288—1302.
") Lautern, Pfarrweiler, Ls Stunde von Wippingen, OA. Blau-
beuren, entfernt. Das Patrona: besaß anfänglich die Abtei Elchingeu;
im Jahre 1334 verkaufte diese deu Kirchensatz zu Lntrum mit Erlaubnis;
des Königs Ludwig an den Grafen Eberhard von Werdenberg um 300
Pfd. Heller, und dieser, noch ehe das Kloster bezahlt war, verkaufte ihn
nach einer Urkunde von 1343 an Friedrich von Westerstetteu, und dieser
verkaufte ihn wieder an das deutsche Haus in Ulm. Die Kirche ist sehr
alt und soll schon im 9. Jahrhundert von Ludwig dem Frommen gestiftet
worden sein. Im Kirchenthurm ist eine sehr alte Glocke mit der Jahres-
zahl 800; wahrscheinlich die älteste Glocke Deutschlands. Demnach scheint,
wie wir oben gesagt, die Kirche von Westerstetteu gleichfalls sehr alt
zu sein.
Ist Kirchensatz, sus circa sacra illiinitatam, hieß im Mittelalter
(800—1000) das Patronatsrecht.
ist Jede Kirche mußte mit einem Pfarrhofe und mindestens
12 Jaucherteu Widdum (llos ecclesiae) ausgestattet sein; der Widdum-
hof war einer der schönsten der Markung, oft 70—100 Morgen groß.
'st Die Güter und Besitzungen, welche Privatleute bearbeiteten, nannte
man Hube, (Hova-Huda) ein Feldmaß lateinisch mansus, wovon sich die
heutige Benennung „Hof" ableitet. Es war eine Besitzung von 30 bis
40 Jauchert Aecker, und Wiesen im Verhältnis; dazu.
'st Urkunde im Staatsarchiv zu Stuttgart.
Ein Abt Konrad ist schon all anrmm 1326 beurkundet.
2°) Friedrich Spät von Faimingen war der 43. Bischof in Augs-
burg, er regierte 1807—1331.
 
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