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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Busl, Karl Anton: Zur Geschichte des Prämonstratenserklosters und der Kirche Weissenau, [4]
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Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Landkapitels Ehingen a./D., [4]: Schluß
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0053

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Mondssichel mit den Hörnern nach oben, kündigt den Erbauer
Abt Leopold an.
Das Innere der gut akustischen Kirche wird durch fünf
Pfeilerpaare, denen je 4 Pilaster mit römischen Kapitalen
vorgelegt sind, in ein breites Haupt- und zwei ziemlich schmale
Nebenschiffe eingetheilt, über denen Galerien bis zum Chor
laufen. Um die Bedeutung der Kreuzung hervorzuheben,
erhielten ihre vier Pfeiler anstatt eines vierten Pilasters als
markant hervortretenden besonderen Schmuck je eine Dreiviertels-
säule von rothgeflecktem Stuckmarmor, und aus demselben
Grund wurden den Querflügeln auf jeder Seite vier Fenster
zugetheilt, während, eine einzige Ausnahme abgerechnet, im
Schiffe je einem Pfeilerpaare nur 2 große und breite Fenster
entsprechen, eines oben und eines unten. Die westliche, auf
vier Pfeilern ruhende Empore trägt eine der bedeutendsten Orgeln
der Gegend mit drei Manualen, 48 Registern und 3160 Pfeifen.
Der Chor, niederer als das Schiff, stammt wie schon aus der
Form seines Eingangs ersichtlich, noch von der älteren Kirche.
Man begnügte sich, da er allein sich nicht als baufällig er-
wies, ihn dem Neubau konform zu modernisiren. Sein Pla-
fond, die himmlische Musik darstellend, ist von einem bis jetzt
unbekannten Meister leicht und licht ul Ir68eo gemalt; die
Farben haben sich größtentheils in ihrer ursprünglichen Frische
erhalten. Mehr nachgelassen hat die Malerei des Triumph-
bogens (zwischen Schiff und Chor), eine recht wackere Leistung
von Josef A. Hafner von Türkheim 1743. Sie stellt die
triumphirende Kirche dar, mit den Patronen von Weissenau
Petrus und Paulus, Satnrnin, den Evangelisten, lateinischen
Kirchenlehrern, Ordensstiftern u. s. w.
Die mittelmäßigen Deckengemälde des Schiffes malte
laut Inschrift I. Karl Stander von Konstanz schon im
Jahre 1719. Diese Jahrzahl darf nicht befremden, denn sie
sind nicht ul iresco, sondern auf Bestellung im Atelier
gemalt und erst nach Vollendung der Kirche an Ort und
Stelle gebracht. Als Deckengemälde hätten sie etwas heller-
gehalten werden sollen, ein Fehler, der auch heutzutage noch
öfters begangen wird. Das verstand z. B. ein Kosmas
Damian Assam, bayerischer Hofmaler zur selben Zeit, besser;
man vergleiche seine Deckengemälde in Weingarten und im Bürger-
saal (Kongregations-Kirche) in München diejenigen von Knoller.
Der mächtige Hochaltar (wahrscheinlich aus der
2. Hälfte des 17. Jahrhunderts) ist den Apostelfürsten
Petrus und Paulus, Patronen der Kirche und des Klosters,
geweiht. Das Altarblatt, ein der Restauration werthes Meister-
bild eines bis jetzt vergebens gesuchten Künstlers, stellt als
Hauptgegenstand im Vordergrund den Abschied der Apostel-
fürsten vor ihrer Hinrichtung, im Hintergrund diese selbst dar:
in der Ebene wird Paulus enthauptet, rechts auf dem Hügel
(dem Janikulus) Petrus gekreuzigt. Einzelne Köpfe sind
prächtig modellirt und gemalt; die Reiter im Vordergrund
tragen noch die Eifenrüstung des späteren Mittelalters; be-
sonders unter dem Volke bekannt wegen seiner packenden,
naturalistischen Charakteristik ist der mit großer Bravour ge-
malte, aus dem Bilde schauende, langmähnige stämmige
Schimmel. (Fortsetzung folgt.)
Verträge zur Geschichte des ehemaligen Tand-
Kapitels Ehingen a/D.
Neue Serie.
(Schluß.)
26) Danschotlls Nachfolger Joseph Friedrich Wolf,
Or. Hieol., aus Freiburg gebürtig, zog anno 1751 auf. Dieser
war nun in Stand gefetzt, nicht nur das Beschädigte herzu-

stellen, sondern auch den Chor der Pfarrkirche durch den deutsch-
ordenschen Baumeister Bagnato von 1754—1758 neu zu er-
bauen und die Kirche, wie sie gegenwärtig ist, herzustellen
(s. Glockenweihe). Pfarrer Wolf war zugleich bischöflicher geist-
licher Rath, Oberschaffner der Universität Freiburg und Kämmerer
des Landkapitels. Unter ihm wurde das Stiegenhaus bei dem
Pfarrhofe anno 1759 neu angebaut und das Pfarrhaus theil-
weise erneuert. Er starb den 23. Februar 1774.
27) Sein Nachfolger ward Joseph Lotter, Or. Dlleol.,
ans Freiburg gebürtig den 3. Mai 1743, war Vorstand der
Sapienz, einer Studienstiftung in Freiburg. Anno 1774 wurde
er von der Universität Freiburg auf die Pfarrei Ehingen
nominirt und bezog sie Anfangs August. Er wurde zuerst
Kämmerer, dann Dekan des Kapitels Ehingen, legte aber
Alters und Krankheits halber das Dekanat nieder und starb
den 14. Juni 1813, 70 Jahre alt. Unter ihm wurden nach
den modernen Verordnungen Kaiser Josephs II. die Pfründ-
Kapitalien der Pfarrei und der Kaplaneien bei der Staats-
schulden-Kaffe in Wien zu 3tzs Prozent angelegt 1778—1782.
Das Beerdigen um die Pfarrkirche herum wurde verboten, und
alle Pfarr-Angehörigen mußten seit 1784 auf dem Gottesacker
vor der Stadt begraben werden. Anno 1785 wurde die neue
Schulordnung eingeführt und der Stadtpfarrer Dr. Lotter zum
Schulkommissär für die Stadt- und Landschulen ernannt. A. 1789
wurden die 2 Höfe zu Gamerschwang, die bisher in die Pfarrei
Ehingen gehört hatten, der Pfarrei Nasgenstadt zugetheilt. A.mo
1788 wollte man eine eigene Pfarrei in Dettingen errichten,
kam aber aus Mangel an den nöthigen Fonds nicht zu Stande,
und die Gemeinden sind nicht mehr opferfähig. Anno 1812
wurde das Filial Hausen von der Stadtpfarrei getrennt und
der Pfarrei Groß-Allmendingen zugetheilt.
28) Ihm folgte am 27. Mai 1814 Johann Nepom.
Vanotti, Or. Tireol., geboren zu Freiburg den 28. Dezember
1777, ordinirt 6. April 1801, anno 1804 Stadtpfarrer in
Rottenburg a. N., kam anno 1814 als Stadtpfarrer und
Dekan hieher, wurde anno 1828 Domkapitular in Rottenburg
und starb daselbst den 21. November 1847. Er war ein
ausgezeichneter Geschichtskenner. Sein Hauptwerk ist „Die
Geschichte der Grafen von Montfort".
29) Vom 10. Mai 1829 bis 11. Juni 1831 Ferdinand
Dannhauser aus Rastatt, geboren 9. Januar 1775, ordinirt
20. September 1800, war 1807 Pfarrer in Birkendorf;
anno 1820, 25. Mai, wurde er Pfarrer in Westernhausen.
Er starb dahier.
Nachdem mit der Universität Freiburg das Patronat auf
die Stadtpfarrei Ehingen mit dem der Krone Württemberg
zustehenden Patronate auf die Pfarrei Altsteußlingen, jedoch
mit Vorbehalt der Einkommensverhältnisse beider Stellen, ver-
tauscht worden war, wurde
30) den 5. Oktober 1831 Stadtpfarrer und Dekan
Franz Taver Wild in Gmünd auf hiesige Stelle befördert.
Geboren zu Zöbingen den 16. April 1780, ordinirt 2. Dezember
1802, wurde er anno 1816 Stadtpfarrer in Eßlingen, im
Mai 1825 Stadtpfarrer in Gmünd. Anno 1844 begab er sich noch
ins Weisbad bei Appenzell, starb aber daselbst den 29. Juli.
31) Von 1845, 19. Februar, bis 1847 Joseph Li pp
von Holzhausen, OA. Gaildorf, anno 1825 Professor am
Ober-Gymnasium zu Ehingen, Konviktsvorstand, später Rektor,
Kirchenrath und den 14. Juni 1847 zum Bischöfe von Rotten-
burg gewählt. Er war geboren den 24. MärzM795, ordinirt
den 18. September 1819.
32) Anno 1849, 16. März bis 1867 Joseph Anton
Zimmerle aus Ellwangen, SUadtpfarrer uud Dekan. Ge-
 
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