Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [6]: Die Pfarrei Altenburg-Cannstatt
DOI Artikel:
Vogelmann, Albert: Kirchenbauten am Ausgang des Mittelalters in Süddeutschland, besonders in Württemberg, als Monumente für Lichtseiten jener Periode, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0102

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
94

ibm vom Papst bewilligt wurde, damals nun, am l7. Fnni
1320, genehmigte der Papst zugleich atich die Euiverleibung
der Stuttgarter Kilche, eines Filials voit Altenbnrg, in das
neuerriänete Stift Stuttgart, welche später Bischof Rudolf
oou Konstanz (Sohn des Grafen Rudolf von Montfort-Fcld-
kircb) am 12. Dez. 1323 vollzog. Die Altenburger Kirche
selbst gab der Graf ebendahin, desgleichen den hernach bis
beute noch so genannten Pfassenwald zwischen Stuttgart und
Baibingen.'-') An Johann Baptist 24. Juni 132l zogen die
Stiftsherrn von Bentelspach in Stuttgart ein laut eitler ehe
mals im Clwr der Stiftskirche befindlichen Anschrift: IV1CCCXXI
in eich PRnnnch Ilnpwiskc,' .^u^ervnieen niet Snnonici eie: IKu-
te-chpuech. Vil. Lni. Pii. Sie Urkunde Gberhards von
Pauli Bekehrung 1.321 schenkt dein Stift zu Stuttgart die
Kirchen „zu Altenbnrg, darzn Stndtgarlen, Berge und Wangen
geböreilt" und bestimmt weiter: „der Probst der Stuttgarter
Stiftskirche soll auch besorgen und besezzen die Kirchen zu
Altenbnrg und ze Berg und ze Wangen, die darzn gehören!,
mit ewigen Bikarien, den man ir psründt sezze." ") Alle
phnlzen und Rechte über Altenbnrg giengen jetzt über an die
PGpste der Stuttgarter Stiftskirche, Altenbnrg war jetzt dem
Sl.fl intorporirt, blieb aber selbständig, bebielt zlvar seinen
eigenen Geistlichen, aber war nicht mehr mntrix ewclesnm
^kcckkcznrOiensis, sondern von Stuttgart abhängig.
Wangen und Berg, seither Filialien von Altenbnrg, wur-
den jetzt von dieser Pfarrei abgelrennt und erhielten vom Propst
zu Stuttgart eigene Pfarrverweser. Rohracker und Sillenbuch,
dadurch zu Filialien von Wange» geworden, erhielten im
Jahr l447 eine eigene Pfarrtirche in Rohracker. Berg er-
bielt einen Knratpriester 1375, und die Dörfer Gaisbnrg und
tLablenbcrg tvnrden in die Kirche eingepfarrt. Im Jahr 1587
suchte und erhielt endlich Gaisbnrg die Erlaubnis; eilt Psarr
balls zu batten, und wurde von nun an die Mnltertirche von
Berg und Gablenbcrg und das Pfarrhaus zu Berg wurde
abgebrochen.'-) So war die Pfarrei Altenbnrg seil 1321
bedeutend tleiner geworden, liegen Gnde des 15. Jahrhunderts
scheinen die Bewohner voll Altenbnrg allmählich den Ort ans
der Höhe verlassen zu Halen und zogen ins Thal herab, sei
es, das; Dorf und Burg in den damaligen Kriegen zerstört
wurden, oder weil die Handwerker in jener „Pit j,, ch>„ Städten
sieb zu Fünften vereinigten und dort grössere Rechte sich er-
warben. Sicher ist, daß das Dorf in der Geschichte ver
sebwindet und dessen Bewohner in der Borstadt Brie, auch
.'lltenbnrger Borstadt genannt, siel) sestsetzlen. Frischlin er
wähiu, wie wir oben schon bemerkten, 1580 noch die Burg,
und Besold sagt von der Kirebe im Jahre l636: »Ecclesia
PItemUuiZ, cusus ruOcrn nOlmc solenn cxsknnk ek circa
cjunnr nullac nneprlius Oomus invcnirmkcw makrix olinr
ccclcsia.« 'F Im Jahre 1490 nun baten die Bürger von
Cannstatt den Grasen Eberhard, die Altenburger Pfarrei anf-
zttlösen. Sattler berichtet hierüber also: „die Stadt hat lange
keine Kucke gehabt, sondern die Burger daselbst sind in die
Kirche zu Altenlmrg lind Ufskirch (heutzutage Kirchhofkapelle)
eingepfarrt gewesen. Sie banten zwar in der Stadt auch eine
Kirche, welche aber in kein Ansehn kam, bis sie anno 1490
tB'af Eberharde» gebeten, da)) die zwo Pfarrkirchen Altenbnrg
und Ufskirch abgethan, die Kirch in der Stadt hingegen znr
Psarrkirch gemacht werden möchte, worauf diese Kirche zu
d) Sattler, Grafen 1. Beil. Ar. 58-6l, bei Stalin l. c. 3, 16?
Amnerk. 5. Heidelvff, die Kunst des Mittelalters in Schwaben, 185b,
S> 16. ") Sattler, Gesch, der Grafen 1. Beit 59 und Besold, Nocum.
ecel. ÜlaNLarctwnLis S. ? ff. P Memminger l. c. S. 213. G Besold,
äocum. occl. Llutt^arä. p. 13.

Ehren des hl. CosmaS und Damian erbaut lind anno 1506
vollbracbt worden. Weil nun ohnehin die Reformation bald
darauf erfolgte, so gieng die Psarr zu Ufskirch anno 1535
gar ein und wurde der damalige Pfarrer Michel von Bon-
landen, der sich schon eilt Jahr vorher zur Evangelischen Lehr
heimlich bekannte, zu einem Pfarrer von Möglingen verordnet,
das Pfarrhaus aber denen Diakoni zu Cannstatt eingegeben.
Die Psarr Altenbnrg gieng auch ein, weil der letzte Psarr
Daniel Monschreck über der Reformation dergestalt erschrack,
das; er davon lief." ") (Fortsetzung folgt.)
Lnrchenl'attleil am Nusgang des Mittelalters
i n S ü ddenls ch fand, bes o l> derö in W ü rttemberg,
a l s Rk o » n m entc f ü r die L ichtseiten j e n e r P e r i od e.
Von Pros. Dr. A. B.
lFortsclning.)
Oberamt raup he im. Die Gemeinde von Baltrin-
gen, früher Filial der Pfarreien Lanpheim und Snlmingen,
baute 1490 eine Kirche, und nachdem sie dieselbe dotirt hatte,
wurde sie 1491 als selbständige Pfarrei ausgesprochen. Neher,
Katalog 323. Die Kirche in Bn s; ma n n s h a n s e n ward
1414 erbaut, wahrscheinlich vollendet. Gro ß- S ch a ffh aIl-
sen erhielt eine eigene Pfarrei und Kirche 1504 durch Junker
Wilhelm von Schwendi. Bgl. Reher 327. In Jllerrieden,
ursprünglich Filial von Harthausen, wurde 1466 von Johann
Welgling eine Pfarrei gestiftet und dotirt, lind im selben Jahr
die Pfarrkirche zur hl. Agatha erbaut alt) Kosten des dama-
ligen Grundherrn Eberhard von Kirchberg. Vgl. Neher 327.
I» Ober Kirchberg stiftete Jakob von Fugger-Kirchberg
1514 wieder eine Kapelle. Uuter-Kirchberg erhält 1517
unter Georg Hacker, Abt zu Wiblingen, eine neue Kirche.
Oberamt Maulbronn. Die große Kirche zu Jlliu
geil zeigt golhiscke Formen. Die flache Decke des Schisses
wird gestützt von zwei geschnitzteil Hotzpfeilern, die auf steiner-
nen gothischen Basen stehen; in einen derselben ist geschnitten
1489, ohne Fwcifel das Erbannngsjahr der Kirche. Die Pfarr-
kirche in pRenzingen »lag in einzelnen Theileu noch aus
sehr früher Feit stammen. Die Fenster im Schiff und Chor
sind spitzbogig und spätgothisch gefüllt. Dem Stil, nach find
diese Formen gleichzeitig mit der 1476/82 erbauten Liebfrauen-
kirche (Gottesackerkirche). Die letztere „gibt noch ganz das
Bild von der schönen Weise der allen „Feit". Also zwei schöne
Kirchen im gleichen Dorfe um ein und dieselbe Feit theils
wesentlich erneuert, theils ganz nett hergestellt! „Die Kirche
in Lomersheim ist zum größeren Theil in spätgothischeu
Formen gehalten. Ueber dem spätgothischeu Südeingaug liest
man: /Cmo Omni 145c). 28. meusis suiis 5cm. cst Iioc.
6))us. i>inAiin. Caltliisar. Oe llorlie^m aO tzonoiom Oei.
Die Fenster der Kirche in Wiernsheim gehören der spä-
testen Feit des gothischen Stiles all und haben eigeuthümli-
cheS, doch nicht unschönes, zuweilen mit Rosen und Masken
geschmücktes Ma ßwerk.
Oberamt M ergeuthei m. Adolzhauseu hat eine spät-
gotische Pfarrkirche. „Die Kirche in Laudenbach wurde
1412 begonnen taut Inschrift au dem au der Südseite des
Chores stehenden Treppenthürmchen. Am schönen Portal au
der Südseite sieht mall in der Lünette das höchst interessante
Relief: Tod Mariä, mit den zwölf Aposteln, hinten Christus
mit der Seele Mariä auf dem Arm. Au dem Sarkophag,
eigentlich Bettlade, worin die Mutter Gottes ruht, steht schwach

") Sattler, hist. Bcschr. deS Herzogth. Wirt. 1752 S. 7» ff.
 
Annotationen