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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Giefel, Joseph Anton: Zur Familiengeschichte der Truchseßen von Waldburg
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Beck, Paul A.: Zum steten frommen Andenken an das 700jährige Jubiläum des Prämonstratenser-Reichsstifts Schussenried, [1]
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Literarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0040

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32

Herr zu Constanz, einer von Pappenheim seines Geschlechts,
beschrieben, daß in Eurem löblichen Gotteshaus Weingarten
von den Grafen von Tann, Nordorf, Sonnenberg, Erb-
truchseßen und Freiherrn zu Waldburg, so alle Eines Ge-
schlechtes und Herkommens sind, viel Geschriebenes sich befindet,
wie auch vor Jahren dieses Geschlechts ein Prälat in bemeltem
Euerem Gotteshaus gewesen. Da ich nun dergleichen alte
Schriften und Denkwürdigkeiten meines Stammes und Namens
gern Zusammentragen wollte, so richte ich an Euch mein
freundlich nachbarliches Bitten, Ihr wollet mir alles, was in
Eurem Gotteshaus von bemelten Grafen von Tann, Rordors,
Sonnenberg, Erbtruchseßen und Freiherrn zu Waldburg re.
Rühmliches sich befindet auf Pergament transfumtlich und vidi-
mirt unter Euerem Jnfiegel auf meine Kosten zukommen lassen.
Das will ich um Euch nachbarlich und in mehrerem,
inmaßen Ihr mich jederzeit, in begebenden Fällen also wirklich
befinden sollet, beschulen. Und beineben Gottes Gnaden
befehlend re.
Datum Scheer den 27. Februar 1587.
Christoph Erbtruchseß, Herr zu Waldburg.
G i e f e l.

ZUM steten frommen Andenken an das 700jährrge
Jubiläum des Prämonstratenfrr-Reichsstists
Schussenried
am 9. September 1883.
Von Amtsrichter a. D. P. B e ck in Ravensburg.
In der Erwartung, es möchten die Einwohner des ehe-
maligen Schusfenrieder Herrschaftsgebietes stets des Klosters und
seiner Gründer dankbarst eingedenk sein, haben wir uns, wie wir
mit Genugthunng mittheilen können, nicht getäuscht; und bot
ihnen hiezu der siebenhundertste Jahrtag der Gründung des
Stiftes, mit dessen Erinnerungsfeier man, wenn es auch längst
seiner früheren Bestimmung entfremdet ist, nur eine Pflicht
der Pietät zu erfüllen glaubte, einen willkommenen Anlaß. Zu-
nächst war es die Geistlichkeit, welche die Initiative zu einer
kirchlichen Feier ergriff, mit welcher zugleich eine geschichtliche
Skizze von dem Gotteshause als eine Art Festschrift Hand in
Hand gehen sollte. Die bürgerliche Gemeinde wollte hierauf
auch nicht Zurückbleiben; und war es hier der langjährige, um
sie verdiente Ortsvorsteher Keilbach, welcher den ersten
Impuls hiezu gab; mit Freuden giengen alsbald die bürger-
lichen Kollegien, sämmtliche Vereine des Ortes, als: Liederkranz,
Feuerwehr, Turn- und Kriegerverein, ja die gesammte Ein-
wohnerschaft auf den Gedanken einer gemeinschaftlichen, vom
ganzen Orte ausgehenden Feier ein und thaten sich zusammen,
um den Gedenktag durch festlichen Kirchgang, Böllerfalven,
Tagwache, Festmahl, Fackelzug, Illumination, Bankett re. zu
feiern und durch Aufstellung von Triumphbogen, Verzierung
und Beflaggung der Häuser den Stiftern des Klosters und
Gründern des Ortes, wie überhaupt allen dahingegangenen
Pröpsten, Aebten, Konventualen ihre Verehrung zu beweisen.
Kein passenderer Tag hätte hiezu gewählt werden können, als
das auf den 9. September d. I. verlegte „Mang enfest",
d. i. das Patrocininm und eines der ältesten und ersten Kloster-
feste, welches von jeher bis auf den heutigen Tag Schaaren
von Andächtigen aus Nah und Fern herbeizog. So rüstete
man denn sich mit aller Macht zur würdigen und festlichen
Begehung der Feier; überall regten sich geschäftige, fleißige
Hände; und so kurz an sich die Zeit der Vorbereitung war,

so zeigte sich doch bereits am Vorabende des Festes, am
8. September, an welchem der Festtag feierlich eingeläutet
wurde, der gesammte Ort mit ganz geringen Ausnahmen fest-
lichst und aufs herrlichste geschmückt; Kränze, Guirlanden und
Gewinde, Flaggen, Triumphbogen rc. gaben ihm ein überaus
festliches Aussehen, wie solches man in Sch. wohl seit Menschen-
gedenken nicht mehr gesehen hat. Nicht weniger als 5 nach
den verschiedensten Richtungen errichtete Triumphbogen mit
sinnigen poetischen Inschriften gaben auch den von auswärts
Kommenden von dem festlichen Tage Kunde. Wir treten vom
Bahnhofe her durch den ersten, welcher in der Nähe des
Kaeß'schen Anwesens steht und uns mit nachfolgendem Gruße
empfängt, in das Weichbild ein:
Kommt herbei von nah' und ferne,
Seid willkommen, Groß und Klein!
Und feiert zur Erinnerung gerne
Die Gründung von dem Klosterstein!
(Schluß folgt.)

Literarisches.
Zum sieb enhund ertj ährigen Iubiläum d es Pr ä -
monstratenser-Reichsstifts Schussenried. Von
P. Beck, Amtsrichter a. D. in Ravensburg. Stuttgart,
Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt". 1883.
Gegenwärtige Fest- und Gedenk-Schrift ist ein Separat-Abdruck aus
dem „Deutschen Volksblatt" und ein Auszug ans einer größeren literari-
schen Arbeit des Verfassers, der, enge mit Schussenried verbunden, schon
feit geraumer Zeit Kollektaneen aus der Geschichte von Schussenried an-
gelegt hat. Dieselbe umfaßt, ausgehend von der uralten Kultur-
stätte (8oretbum, Soreth) am S chn ssen ursprun g mit ihren hoch-
interessanten Funden aus der Eis- und Pfahlbauten-Zeit, die Gründung
des Gotteshauses und dessen Periode unter den Pröpsten (1183—1440); !
das Kloster unter den nicht infulirten Aebten (1440—1604), Bauern- i
krieg, Reformation rc.; das Kloster unter den infulirten Aebten von ^
1604 bis zum Anfang des XVIII. Jahrhunderts, Reformation, Schweden-
krieg rc; schließlich das XVIII. Jahrhundert, letzte Zeit des Klosters, Säku-
larisation und Folgezeit. Auf Grund eingehender und mühsam ge-
wonnener Quellenstudien gelangt der Verfasser zu dem historischen, die
modernen ssog. Geschichtsbaumeister auch im Detail lügenstrafenden
Resultat: „Alle diese Männer, wie überhaupt beinahe die meisten
Konventualen von Schussenried und den andern ober-
schwäbischen Stiften, verließen — mit geringen Ausnahmen —
das Kloster mit tiefem, aufrichtigem Schmerz und kehrten un- .
gern in die Welt zurück. . Wie mußte es diese Männer schmerzen, sich
aus ihrem rechtmäßigen Eigenthum vertrieben, andere darin schalten und
walten und sich sogar den Zutritt zu Archiv und Bibliothek verwehrt zu
sehen! Ebenso wurde auch von der Mehrzahl der Unterthanen
die Aufhebung der o b crschw äbisch en Klöster mit tiefer, j
un geheuchelter Trauer ausgenommen; und noch lange wußte
sich das Volk in diesen Wechsel der Zeiten nicht zu finden und sehnte '
sich nach dem Kloster und dem, was es von dort empfangen, zurück." —
Ergreifend schön schließt die Jubiläumsschrift: „So endete vor nun
80 Jahren ein Stift, das 620 Jahre bestanden, das eine Pflanzschule ^
der Religion und eine Zufluchtsstätte für die Wissenschaften gewesen,
aus kleinen Anfängen sich durch Schenkungen, aber auch durch Spar- ^
samkeit und tüchtige Verwaltung so sehr emporgeschwungen, das seine ^
Unterthanen so vielfältig unterstützt, so viele Arme gelabt, ernährt, vielen
Unglücklichen und Bedürftigen Trost und Hilfe gewährt, als Reichsstand
seinen Pflichten bis ans den letzten Augenblick auf's gewissenhafteste nach- ^
gekommen, so viele Verfolgungen, Drangsale, Leiden und Lasten ertra- .
gen hat: von d ess en Existenz und Bedeutnng, wenn sonst nichts t
anderes wäre, schon die Steine zeugen müßten (siehe den herr-
lichen Bibliotheksaal! Die Red.): ein Stift, welches für all das viele
Gute in immerwährendem, dankbarem, pietätvollem Andenken von der
Nachwelt, vor allem von den Bewohnern seines ehemaligen Gebietes,
gehalten zu werden verdient." — Wir freuen uns, schließlich noch mit-
theilen zu können, daß wir in dem geehrten Herrn Verfasser, der sich in
vorliegender kleiner Monographie so meisterhaft eingeführt, eine weitere
tüchtige Kraft für das „Diöz.-Archiv" gewonnen haben.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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