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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Landkapitels Ehingen a./D., [8]
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Busl, Karl Anton: Zur Geschichte des Prämonstratenserklosters und der Kirche Weissenau, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0096

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88

nannt, ein einzelner Hof mit eigener Feldmarkung liegt auf
der Anhöhe, Q Stund westlich oon Dettingen und war ein
Lehen des Spitals Ehingen. Er halte eine Sanergnelle, die
aber jetzt verschüttet ist. Anno 1392 stund der Hof noch nicht,
sondern war Wiesplatz, den Elisabeta Schwärt von Konstanz
an Meister Ammann Scheerer zu Ehingen verkaufte, der da-
selbst eine Badstnbe errichtete. Anno 1434 gehörte sie Hansen
Loßern, der sie als Lehen von Herzog Albrecht erhielt. Lon
ihm kam der Hof anno 1490 an Hans Späth von Schülz-
bnrg, der den Hof mit Badbütte, Kesseln, Zubern anno 1498
an den Ulmer Bürger Leonhard Frei um 362 Psd. Heller
verkaufte, dieser anno 1500 an Max Rosenstok zu Ehingen
um 300 sl. und 50 Psd Heller. Anno 1502 erkaufte ihn
der Spital, er veräußerte ihn zwar wieder an Sibilla v. Frei-
berg zu Oepfingen anno 1516, zog aber das Ent wieder an
sich und verblieb im Besitze desselben. Der Zehnten gehörte
der königlichen Kammer. (Schluß folgt.)

Zur Geschichte des Prämuustratenserklöfters
und der Nirche Weifsettuu.
Von Pfarrer C. A. Busl.
Neue Folge. Schluß.
Das G l 0 ck e n g e l ä u t e der Kirche.
Abdruck aus den: „Lberschw. Auz " Beilage vom 12. Juni 1881.
1) Die große Glocke, Dreifaltigkeitsglocke, welche vou
manchen Kennern wegen ihres prachtvollen Klanges (Ton tief u)
der weitbekannten und genannten Osanna (Ton b -c) in Wein-
garten noch vorgezogen wird, wurde vou einem in Lindau an-
sässigen Nachkommen des geschätzten Stück- und Glockengießers
Hans Ernst in Stuttgart gefertigt, der 1490 die Osanna,
1493 die nicht minder berühmte Snsanna (125 Ztr,) für die
Domkirche in München goß. Dieses Glockengießergeschlecht der
Ernst saß in Stuttgart, Ulm, Memmingen, Lindau und Bre-
genz und läßt sich vom Ende des 15. bis znm Ende des
18. Jahrhunderts verfolgen.
Die große Weissenauerglocke hat einen Durchmesser vou
6tz 8Q" und wiegt 103'/2 Ztr. nach Lindaner Gewicht; die
Osanna in Weingarten mißt D, 1" und hat ein Gewicht von
138 Ftr. 65 Psd.; die Differenz zwischen beiden Kolossen
beträgt also rund nur 35 Ftr., was freilich allein schon eine
stattliche Glocke gäbe. Der Meisler der Osanna, Hans Ernst,
erhielt 1490 für den Zentner einen rheinischen Goldgnlden
2 fl. 48 kr., der Abt mußte aber ihm und den Gehilfe»
und Knechten Wohnung und Kost und alles zum Guß nolh-
wendige Metall w. liefern; — Peter Ernst in Lindau, der
Gießer der großen Glocke in Weissenan, Halle sich 58 sl. für
den Zentner ansbednngen, mußte dagegen das Glockenmetall w.
selbst beschaffen. Er empfing 6003 sl.; heutigen Tages würde
eine solche Glocke über 9000 ft. zu stehen kommen. Der Guß
geschah in Lindau am 14. November 1753 und gelang voll-
ständig; am 14. Dezember des gleichen Jahres wurde die
Glocke unter Zuströmen einer großen Volksmenge in Weissenan
geweiht und aufgehängt.
Um den Hals der Glocke-läuft zwischen reichem Nococo-
sries folgende Inschrift: Ueneckiout uo8 Deus, Illeus nobler.
UenecliLnt nos Deus et metunnt eum omue3 tiue8 terruo.
Usnlm. 66. ^Kppurutu et tu8U in bouorem 3uucti88imne
trinitntig u Uetro Urnestio Uinclnu^ine urmo 1753.
Unten um den Schlag gibt das Ehronodistichon: Ter
sanEtne trlnDIä dnn^erm 80no seiAper Uonoil, nl) plu
duNo, ubl^o turturu, pedo strl^es, die römischen Zahl-

buchstaben zusammengezählt, je im Hexameter und Pentameter
das Gußjahr 1753.
Aus der Schweifung steht: /VntoirllM prnesd nimo
re§. XXVlllI, netut. UVl luuvl Ne leEIt (1668 -p 29
-p- 56 ^ 1753, das Jahr des-Gusses). An Bildwerk hat
die Glocke die Darstellung der hl. Dreifaltigkeit; des hl. Blut-
gefässes von Weissenan; St. Augustin; St. Norbert (Stifter
des Prämonstratenserordenö); Johann Nepomuk und das Wap-
pen Antons I., kombinirt mit dem des Klosters: ein steigender
Löwe, der mit aufgeworfener linker Pranke ei» halbes gezacktes
Nad hält in Quartier 4. Quartier 1—3 das Wappen der
Prälatur und zwar in Quartier 1 das Wappen Rudolfs, des
2. Stifters : ein schwarzer doppelköpfiger Aar in Gold; in
Quarlier 2 das Wappen des ersten Stifters Gebizo: Wn ge-
druckter rother Sparren in schwarzweißem Karsch; in Quartier 3
das Wappen des Konvents: die zwei gekreuzten Petrinischen
Schlüssel, dazwischen das Schwert Pauli mit der Spitze nach
oben in Blau.
2. Glocke. Wetterglocke. Durchmesser 53 Ton cis.
Um den Hals: Br tul^ure, §rnncline et tempestate liberu
no3, Oonrine )e-8u Ellrmte. Michael Weingarten und Johann
Schirmeister von Kempten goß mich. Auf der Schweifung:
Maria als Himmelskönigin mit dem Scepter, auf dem Halb-
mond stehend, dabei die Jahrzahl 1699. Sodann das Wap-
pen des damaligen Abtes Borros, 3 Rosen, mit dem oben
beschriebenen Klosterwappen kombinirt. Innere Umschrift um
das Wappen: Oil'istopboru3 BUbcm imper. Nonu8t. iVlinor.
xXuA. 1696; äußere: drmtopborrm Xorro3 Brbb>L8 uuxit
1699. Das auch bei den unter ihm gegossenen Glocken
Nr. 3 und 4 wiederholte Wort ,,uuxit" ist dahin zu deuten,
daß der 1696 Prälat gewordene Korros im Jahre 1699
die früheren Glocken unter Verstärkung ihres Gewichtes um-
gießen ließ.
3. Glocke. Durchmesser 3tz 9". Tone. Um den Hals:
Oloria in exceUm Oeo und die Gießernamen wie bei Nr. 2.
Auf der Schweifung die hl. Petrus und Paulus und das
Wappen sammt Umschrift, wie bei der 2. Glocke. Oben auf
der Haube befand sich, was sehr selten vorkommt, eine jetzt
heransgefeilte Inschrift.
4. Glocke. Durchmesser 3( 3". Tonn. Um den Hals
das darin. Gießernamen, Jahrzahl und Wappen wie
bei Nr. 2. Außerdem an Bildwerk das hl. Blutgefäß von
Weissenan und die heilige Familie.
5. Glocke. Wandlnngsglocke. Durchmesser 2( 5".
Ton cli8. Um den Hals das B.ve Nnrin. Auf dem Schlag:
Verbum onro lnotum e3t et bnbitnvit in nobi3. Aus der
Schweifung: der Erueisixus mit Johannes und Maria, die
Jahrzahll 753 und die Ehissren: Bc. VV., d. i. Anton,
Abt zu Weissenan, sammt Wappen.
6. Glocke. Durchmesser 21". Ton tm. Auf der
Schweifung das oben angegebene Wappen, die Bilder von
St. Michael und Gordian, darunter aber: 3. Luturnine orn
pro nobi3 und: Johann Melchior Ernst von Memmingen
goß mich 1753.
7. Glocke. Durchmesser 15". Ton hoch n. Auf der
Schweifung: Bild des hl. Joseph und die Jahrzahl 1756.—
Die Bircheunhr hat die Jahrzahl 1755 und das Wappen von
Abt Anton I.
Die erste und zweite Glocke hängen im südlichen, die
dritte bis siebente im nördlichen Thurm. Sämmtliche Friese
sind der Zeit entsprechend in reichem Noeoeostil ausgeführt,
die Lettern der Inschriften lateinische Uneialen.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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