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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [4]
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Gams, Pius: Die 45 sog. ständigen schwäbischen Klöster in den heutigen Ländern Bayern, Württemberg und Baden bis 1802, [4]: Kloster-Nekrologien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0062

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54

stürme, kresickent 6u Conseil Occlesinsticque ei: Vicnir Oenernl,
wie er in damaligen älteren Schriftstücken titulirt wird, gibt
den Stuttgarter Hofgeistlichen in einem Schreiben vom 27. März
1786 das schöne, rühmliche Zeugniß: „Der Herzog stelle an
der Hofkapelle nur Männer an von bekannter Gelehrsamkeit
und von ausgezeichneten Talenten."
Der Gottesdienst an der Hofkapelle wurde unter
Herzog Karl in folgender Weise gehalten. An Sonn- und
Feiertagen und an allen Aposteltagen war Frühmesse, dann
Predigt und Amt, mittags lateinische Vesper und Rosenkranz;
später führte Werkmeister ein die Vorlesung und Exegese eines
neutestamentlichen Abschnitts mit Gesang und Gebet; an Werk-
tagen waren drei, dann eine Messe. Ein Hosprediger gab den
Stadtkindern drei wöchentliche Religionsstunden, zwei Geistliche
Religionsunterricht bei den katholischen Karlsschülern. War
der Herzog in Hohenheim, so war dort ein Geistlicher eine
Woche lang; die Reichsgräsin Franziska, Karls Gemahlin,
besuchte die protestantische Kirche im nahen Birkach, an Festen
aber auch öfters den katholischen Gottesdienst. Der ältere
Titel „Hofkapellane" wurde seit 1784 in „Hosprediger" um-
gewandelt, Herzog Ludwig aber wählte wieder die erstere
Benennung. Der Senior der Hofgeistlichkeit hatte als »prirnus
inter xmres« die Leitung und Aussicht über die Gottesdienst-
ordnnng. Die deutschliturgische Bewegung der österreichischen
Länder machte sich auch bei der Stuttgarter Hofkapelle geltend.
Im Jahre 1784 nämlich verfaßte Werkmeister ein neues
deutsches „G esangbuch nebst angehängtem öffentlichen Gebethe
zum Gebrauche der Herzogl. Wirtemb er gischen katholi-
schen Hofkapelle ans gnädigsten Befehl Sr. Herzoglichen
Durchlaucht dem Druck übergeben". Das uns vorliegende
Exemplar vom Jahre 1784 trägt das Motto: „Lehret und
ernennt ert euch selbst mit Psalmen und geistlichen Liedern und
singet mit Rührung dem Herrn in enern Herzen. Ephes. 5,19".
Der Inhalt ist in der Vorrede kurz in folgenden Sätzen ge-
kennzeichnet: „es sind nur solche Gesänge ausgenommen, die
das praktische Christenthum empfehlen und von allen
Christen unseres Vaterlandes mitgesungen werden könnten,
welche den Geist gemeinschaftlich anerkannter Wahrheiten athmen
und zur allgemeinen Erbauung dienen". Es sind 54 Lieder
für die Sonntage, 30 für die Feste; sie sind meist dem prote-
stantischen Berliner, Göttinger und Zollikoferschen, die sieben
Melodien dazu dem Wirtembergischen Gesangbuch entnommen.
Wie mager und dürftig diese vor 100 Jahren erschienene
Sammlung von Kirchenliedern ist, zeigt eine einfache Ver-
gleichung mit dem jetzigen Rottenbnrger Gesangbuch, dessen
Liedertexte und Weisen an Vortrefslichkeit den besten der deut-
schen Gesangbücher beigezählt werden dürfen, wie dies Adolf
Zeller nachgewiesen hat in seinen verdienstvollen Spezial-
sorschungen: „Das Gesangbuch der Diözese Rottenburg. Laupp,
Tübingen 1871". Angehängt sind dem WerkmeisterPchen Ge-
sangbuch noch einige Gebete, nämlich das allgemeine Gebet,
die öffentliche Schuld und die Orationen für den Herzog. Das
bekannte Fastenlied „Ach sieh ihn dulden" ist als Karfreitags-
lied ausgesührt, der Text ist von Superintendent Hermes in
Quedlinburg, die jetzt übliche Melodie dazu findet sich im Ge-
sangbuch von 1784 nicht und wird wahrscheinlich mit Unrecht
Werkmeister zugeschrieben. 1786 erschien eine zweite, ver-
mehrte Auflage dieses Gesangbuches, 1807 eines in Tübingen
von Werkmeister, 1808 die Melodien dazu, 1820 eine neue
Auflage, welche Bücher für die Entwicklungsgeschichte unserer
deutschen Gesangbücher heute noch historisch interessant sind.
Werkmeister verfaßte dann auch für die Hofkapelle eine deutsche
Charwochenandacht (gedruckt 1796) und eine deutsche Abend-

mahlslitnrgie (1787 in Ulm gedruckt), endlich auch frei nach
dein Misfale bearbeitet eine deutsche Meßliturgie. An hohen
Festen wurden, wie der Hofmesner Schaupp öfters bemerkt,
auch Hochämter „mit Pauken und Trompeten" gehalten; es
waren dies wahrscheinlich instrumentirte Messen der Haydn-
MozartPchen Periode, wohl auch Kompositionen der italienischen
Kirchenmusik. 1754—68 war der in ganz Europa berühmte
Nicolo Jomelli im Dienste des Herzogs Karl „als Ober-
kapellmeister der Kammer-, Hof- und Kirchen-Musik". Jomelli
ist geboren 1714, war längere Zeit päpstlicher Kapellmeister
in Rom, dann in Stuttgart angestellt mit einem jährlichen
Gehalt von 6100 Gulden, 10 Eimer Ehrenwein, Holz und
Fourage für zwei Pferde. Er schrieb gegen 20 Opern, deren
Originalpartituren am 17. Sept. 1801 beim großen Brand
des „kleinen Schauspielhauses" zu Stuttgart fast alle zu Grunde
gegangen sein sollen; Kirchenstücke komponirte er gegen 40,
darunter ein berühmtes Requiem und ein doppelchöriges Miserere.
Jomelli berief die größten Virtuosen der Instrumentalmusik,
Sänger und Sängerinnen aus Italien und Frankreich nach
Stuttgart. Im Jahre 1768 soll er nach Italien zurückgekehrt
sein mit einer Jahrespension von 2000 Gulden; er starb in
Italien 28. August 1774. (Schluß folgt.)

Dir 43 sog. ständigen schwäbischen Klöster
in den heutigen Ländern Bayern, Württemberg
und Baden bis 1 802.
Kl oft er Metrologien
von N. Pius Gams, O. 8. L. zu St. Bonifaz iu München.
Mit archivalischen Beiträgen von Otto Rieder, k. Archivsekretär zu
Neuburg a. D.
(Fortsetzung.)
II. Kloster hl. Kreuz in Augsburg,
Chorherren O. 3. gestiftet 1199, aufgehoben 1803.
1. Zöschinger, Ludwig, Abt, gest. 76 Jahre alt,
1. November 1806.
2. Schoedl, Fortunat, von Schlagenwald, geb. 14. Mai
1749, Pr. 4 April 1772, Dechant, gest. im Kloster 5. Juli
1817.
3. Mair, Narciß, gest. 49 Jahre alt, 17. Nov. 1803.
4. Birling, Patritiuö, Kustos, gest. 66 Jahre alt,
30. März 1804.
5. Kastenmiller, Benedikt, gest. 29 Jahre alt, 10. Aug.
1804.
6. Schneller, Emannel, gest. 85 Jahre alt, 29. April
1805.
7. Betz, Anton, gest. 35 Jahre alt, 2. Febr. 1806.
8. Münch, Bartholomäus, gest. 61 Jahre alt, 17. Febr.
1806.
9. Joch um, Michael, gest. 55. Jahre alt, 11. März
1806.
10. Beck, Ludwig, gest. 40 Jahre alt, 9. Juni 1807.
11. Holzmann, Ambrosius, gest. 50 Jahre alt, 7.
April 1809.
12. Baumann, Joseph, gest. in Friedberg, 27. Juli
1809.
13. Cöhl, Albert, gest. 68 Jahre alt, 29. Juni 1811.
14. Waibel, Bernhard von Angelberg, geb. 19. Okt.
1753, Pr. 19. Dez. 1778, einst Pfarrer bei hl. Kreuz, gest.
28. August 1815.
15. Sepp, Ferdinand, von Augsburg, geb. 21. Jan.
1766, Pr. 28. März 1789, war 1812 Kaplan bei St. Ulrich,
gest. als Hilfspr. in Magnetsried 12. Dez. 1823.
 
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