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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Busl, Karl Anton: Zur Geschichte des Prämonstratenserklosters und der Kirche Weissenau, [3]
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Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Landkapitels Ehingen a./D., [3]: Ehingen, die Pfarrei
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0047

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39

Zur Geschichte des Prämvnstraleuserklosters
und der Kirche Meissen au.
Von Pfarrer C. A. Vusl.
Neue Folge. Fortsetzung.
Gleich Weingarten hatte an eh Weissenan früher seinen
„Blntritt" , d. i. eine mit der Reliquie des hl. Blutes von
einem berittenen Priester unter Begleitung von Reitern und
zahlreiche»! Volk zu Fuß ansgeführte Oeschprozession. Zn
dessen gelangte dieser Weisscnaner Blntritt, wie auch die Wall-
fahrt selbst, wenn früher auch blühend, doch nie zu der Be-
deutung der Wallfahrt und des Blntritts von dein mächtigeren
und einflußreicheren Benediktinerkloster Weingarten, ja sie kam
sogar seit Aufhebung des Klosters unvcrdicntermaßen stark in
Abgang, und wäre zu wünschen, daß die heurige Säknlarfcier
den Anstoß zu größerer Beachtung und Werthschätznng des
Gnadenortes gäbe.
SatnrninZ) hochbctagter Kriegsmann zur Zeit Dio-
kletians und Maximians, warf diesem seine grausame Ehristeü-
verfolgnng vor, wurde deßbalb in den Kerker geworfen und
sollte ungeachtet seines Alters Sklavcndienste beiin Ban der
diokletianischen Bäder leisten: sein Leidensgcnosse, der Diakon
Sisinnins, aber that, von Mitleid gerührt und von Gott ge-
stärkt, neben seinem Antheil auch den schweren Dienst für
Satnrnin. Als Diokletian von dieser für ein heidnisches Ohr
unglaublichen Liebcsthat hörte, ließ er beide vor sich komme»
und suchte sie zum Abfall vom Gbristenthnm zu überreden, doch
vergebens. Sie wurden nun dem Stadtpräfektcn Laodicins
übergeben, welcher sic ins Gefängnis; werfen ließ, wo sic viele
bekehrten. Im Verhöre ward ein Götzenbild, vor dein sic
opfern sollten, auf das Gebet Saturnins zerstört, dieser dafür
grausam gefoltert, mit Fackeln gebrannt und eisernen Krallen
zerfleischt und, als der Präsekt nack all' diesen Dualen die
Standhaftigkeit des Blutzeugen als unbesiegbar erkannte,
schließlich tun Jahre 303) an der Straße nach Nnmea beim
2. Meilenstein von Nom enthauptet, sein Leib aber sammt dein des
Sinesius von einem Christen Namens Thrason am 29. November,
dem jetzigen Gedächtnißtag des Heiligen, auf seinem Landgut
an der salarischen Straße heimlich beerdigt. Die später nach
Rom verbrachten Ueberbleibsel des heiligen Blutzeugen erhielt
das Kloster unter Abt Bartholomäus (Eberlin) von Felir
Paradisus, Sekretär und Auditor des Nuntius und päpstlichen
Legaten a latere bei der Schweiz, Ferdinand Borromeo, Pa-
triarchen von Alexandrien, durch Urkunde dat. Luzern, den
27. Oktober 1604. Von dort holte der Prior den hl. Leib
nach Weissenan ab und brachte ihn sofort nach Meersbnrg
behufs wiederholter Nckognition durch den Konstanzer Bischof
Franz Johann Vogt von Praßberg, die denn auch unter dem
26. Januar 1665 erfolgte. Die Uebcrtragnng t Translation >
wurde durch eine Oktav hochfeicrlich begangen. Ans dieser
Veranlassung wurden ans Veranstaltung des Visitators Augustin
Arzet, Abts von Schnssenried, sämmtliche Prämonstratenser-
Aebte der schwäbischen Provinz cingeladen, ihre Provinzial-
versammlung um diese ZeitH in Weissenan zu halten und
erschienen auch alle bis auf die von Ursperg und Hagenau.
Weiterhin nahmen am Feste, wobei der Abt von Schnssenried
die Festprcdigt und das Hochamt übernommen halte, Theil:
Abt Dominikus Laymann von Weingarten, die (strafen Johann

0 John. k. o. r>. 127.
st Der Taq dtn Translation ist bei John a. a. O. nicht angeführt.
Das Proprinm von Weissenan hat aber ein eigenes Translativnsfest
am 24. Angnst. und in den Lesungen der 2. Nokinrn ist ausdrücklich dieser
Tag als der der Uebertragnng angegeben.

von Montfort, Anton Eusebius von Königsegg, der Magistrat
von Ravensburg, viele andere Notabilitäten lind 1200 Per-
sonen aller Stände von nah und fern.
lieber die spätere Geschichte des Klosters haben wir wenig
mehr zu sagen. Im Ganzen hatte es mehr trübe als fress-
dige Zeiten, viele äußere, ab und zu auch innere Schwierig-
keiten zu überwinden. Wie früher während des Interregnums,
so litt cs in der Folge, namentlich zur Zeit der Bancrn-
nnrnhen und des unheilvollen dreißigjährigen Krieges, nnd
wurde, gleich Weingarten, von der Landvogtci gedrückt, die auch
das Schirmrecht, die hohe nnd zu einem großen Theil die
niedere Gerichtsbarkeit an sich zog nnd es im Reichsmatriknlar-
anschlag sehr beschwerte. Dennoch gelang es der Abtei, durch
gute Oekonomic und unter Leitung tüchtiger Prälaten, die von
Äbt Christian Hablitzel (1596) an sich der Insul und des
Stabs bedienen durften, daß der nothwendig gewordene Neubau
der Klostcrgebände unternommen werden konnte, der sich von
1708 bis 1784 hinzog. Nicht zwei Jahrzehnte später traf
die Abtei durch die Rcichsdepntationshanptschlüsse von 1802
und 1803 nebst dem lochtcrkloster Schnssenried das Schicksal
gewaltsamer Unterdrückung. Zuerst im Besitz des EKasen von
Slernbcrg Manderscheid, kamen sie, nachdem EKH Franz von
Slernberg 1834 ohne männliche Erben gestorben war, um
eine Million Gulden an die Krone Württembergs. Im
Iabre 1839 wurde das ehemalige Klostcrgebände znm größten
rbcil an Erps von St. Eallen verkauft, ebenso die um das
Klostcrgebände liegenden (Echten nnd ein Theil der übrigen
Güter. Die von Erps eingerichtete Appretur nnd Blcichanstalt
sin einem 'Nebengebäude wurde auch eine Weberei eingerichtet)
ging 1851 sammt den Klostcrgcbänden nnd den dazu gehörigen
Gütern an die kgl. Finanzkammer über, um bis auf die
neueste Zeit eines ihrer Schmerzens- nnd Sorgenkinder zu
werden. (Fortsetzung folgt.)
-beitrüge zur Geschichte des ehemaligen Nsud-
kagitels Ehingen ä D.
Nene Serie.
(Forlsctznnq.)
Ehingen. Die Pfarrei.
Dem M. Seitz folgte
1 7 > E landin s A i ch c l, welcher anno 1609 der Diözesan-
Synode in Konstanz anwobnte.
Ans ihn folgte
18> Jakob Athaens. Er war früher Fesnit, trat
ans dem Orden, wurde Stadtpfarrer zu Rottenbnrg a. N.
Derselbe war ein guter Prediger, ein Mann von Kenntnissen
und „Hellen Ansichten", widcrsetztc sich, wie wir oben gehört,
der Niederlassung der Franziskaner. Er starh am 20. Dezbr.
1<R3. Die Pfarrei war während des traurigen Jahres 1634
unbesetzt.
19) Erst am 24. Leptbr. 1635 kam der neue Stadt-
pfarrer I)r. Martin Vogler hier an. Er traf die Stadt
verarmt nnd beinahe verödet. Mit Eifer unterzog er sich der
Seelsorge nnd zeigte sich als geschickter Arbeiter im Wein-
berge des Herrn. Die meisten Kirckenpfründen waren erledigt,
thecks ans Mangel an Geistlichen, theils weil die Hosgüter,
von denen sie ihren Unterhalt bezogen, öde lagen nnd die
Kapitalien verloren gegangen waren. Er bediente sich der
Franziskaner zur Aushilfe in der Seelsorge, räumte ihnen
das Reckt ein, an den Feiertagen in der Pfarrtirche zu pre-

') SEmmtsbcschrUbung von Nnvcnobnrg S. (89.
 
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