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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Brinzinger, Adolf: Geschichtliche Notizen über einige im Umfang des jetzigen Landkapitels Stuttgart gelegene Pfarreien, Kirchen und Klöster, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0046

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nur durch die Hofgeistlichen und nur in den Kapelle» zu
Ludwigsburg und Stuttgart gestattet sein sollte, der augcfaugeue
Bau der Kapelle zu Grafcneck und Solitude habe zu unter-
bleiben, katholische Geistliche sollen keine öffentlichen kirchlichen
Akte verrichten, haben bei Krankenprovisionen spezielle Erlaubnis!
einzuholen und dürfen sich bei solchen sowie bei Malefikanten
und Exekutionen nicht eindrängen. 26. September 1 772 und
hernach wurde Nachts in aller Stille im Frisonihans das
ewige Licht ansgelöscht, das Sanktissimum, die Altäre und
Geräthschaften ins Schloß transferirt, das Gebäude abge-
schlossen und der Schlüssel vom Geheimen Rath versiegelt
dem Hofmarschallamt übergeben. (Nach Stälin s. l60 und 202.)
Prälaten und Landschaft beriefen sich ans die alten, seit der
Reformation geltenden Normen, welche sie mit ängstlicher Eifer-
sucht gegen etwaige Neuerungen verthcidigtcn, die Katholiken
dagegen ans die herzoglichen Privilegien. Seit 1772 wurde
nun der Gottesdienst in der Schloßkapelle gehalten, die viel
umstrittene Kirche im Garten des Frisoni wurde später etwa
im Jahre 1800 als baufällig abgebrochen. 19. Februar 1 798
erhielten die Lndwigsbnrger unter Herzog Friedrich 11. einen
Betsaal und 1804 die gegenüber der Stadtkirche 1727 erbaute
frühere rcformirte Kirche, seit 1781 evangelische Garnisons-
kirche, sie wurde 1808 zur Pfarrkirche erhoben mit beständigem
Vikariat, und seither besteht die katholische Stadtpfarrei Ludwigs
bürg. 1828 wurde sodann die Schloßtapelle für den katholischen
Gottesdienst bestimmt und sie ist jetzt noch die katholische
Stadtkirche. Dieselbe ist von Donato Giuseppe Frisoni ans
Laino am Eomerse 1716 nach dem Entwürfe des Baumeisters
Obristlientenant Nette erbaut und 21. Oktober 1723 eingewciht
worden. Von Frisoni ist auch der Riß der Kirche zu Wein-
garten, welche 1715—24 erbaut wurde lcfr. Klemm, Württem-
bergische Vicrteljahrsschrift 1882 S. 192). Die Schloßkapelle
hat Wände ans Gypsmarmor, ein Deckengemälde von
Earlvne, ein Altarblatt nach Dürer kopirt, oben eine Hofloge.
Unterhalb der Kapelle ist die berühmte württembergischc Hu sten
grnft, von Frisoni angelegt, später unter König Friedrich er
weitert und in zwei Abtheilnngen abgetheilt. Es ruhen dort
folgende Familienmitglieder des württembergischc» Regcnten-
hauses:
7K Von der protestantischen Konfession:
1. Herzog Eberhard Ludwig, Erbauer von Lmdwigsbnrg,
7 31. Oktober l 733.
2. Dessen Sohn Erbprinz Friedrich Ludwig, I 23. No
vember 1731.
3. Johanna Elisabeth geb. Prinzessin von Baden, Gemahlin
Herzog Eberhard Ludwigs, I 1757.
4. Friederike Dorothea Sophie, Gemahlin des Herzogs
Friedrich Engen geb. Prinzessin von Brandenburg Schwedt,
Nichte Friedrichs des Großen von Preußen, s 1798, mit 8
protestantischen Prinzen und 4 Prinzessinnen.
5. König Friedrich, 7 30. Oktober 1816.
6. Seine zweite Gemahlin Eharlottc Auguste Mathilde
geb. Prinzessin von Großbritannien, I 6. Oktober 1828.
7. Deren einziges Kind aus der Ehe des Königs Friedrich,
eine tvdtgeborene Prinzessin.
8. Prinz Karl Paul Friedrich, Sohn des Prinzen Paul,
1- 1810.
9. Katharina einzige Tochter König Friedrichs, Gemahlin
des Königs von Westphalen, Jerome Napoleon, Fürstin von
Montfort, -h 28. November 1835.
10. Prinz Friedrich von Württemberg, Korpökommandant,
General der Kavallerie, 7 10. Null 1870.

11. Pantine Therese Louise geb. Herzogin von Württem
berg, zweite Gemahlin des Königs Wilhelm, 7 10. Mär; 1873.
L. Von der katholischen Konfession:
1. Herzog Karl Alexander, 7 12. März 1737 in Ludwigs-
bnrg.
2. Die Tochter des Herzogs Karl Engen, 7 1751.
3. Maria Angnsta geb. Prinzessin von Thnrn und Taxis,
Gemahlin des Herzogs Karl Alcrander, 7 1756.
4. Herzog Karl Engen, I 24. Oktober 1753 in Hohen-
heim.
5. Herzog Ludwig Engen, 7 20. Mai 1705 in Lndwigö-
bnrg.
6. Dessen Gemahlin Sophia Albertina geb. Gräfin von
Beichlingen, 7 1807.
7. Herzog Friedrich Engen, 7 23. Dezember 1797 in
Hohenheim.
8. Auguste, Tochter des Herzogs Karl Alexander, Ge-
mahlin des Fürsten von sbnrn und saxis, I 1 787.
9. Deren Sobn Prinz Friedrich von Thnrn und Taris,
Generalmajor, Enkel Herzog 'Alexanders, 7 7. Tezember 1805
in Stuttgart.
10. Ter königliche Prinz Paul 7 1852 in Paris.
11. Prinzessin Theodolinde Luise Engenie Napoleone von
Lenchtcnberg, I 1. April 1857 in Stuttgart, erste Ewnmhlin
des Herzogs Wilhelm von Urach, Ennsen dvn Württemberg, und
12. die ledige Gräfin Engenie Amalie Angnstc Wilhelmine
Theodolinde, 7 1868, Tochter des hier beigesctzten
13. Herzogs Friedrich Wilhelm von Urach, Grasen von
Württemberg, I 17. Juli 1869.
14. Herzogin Marie Sopbie Dorothea Karoline, Wittwe
des Herzogs Friedrich Paul Wilhelm von Württemberg, geb.
Prinzessin von Thnrn und Taris, 7 20. Dezember 1880.
Wir haben die 'Namen dieser berühmte», außerhalb Lndwigs-
bnrgs wenig bekannte» rodtentiste nach Angabe des Adreß-
buches und der Obcramtsbeschreibnng znsammcngestellt und
nach älteren Todtcnbüchern in einigen Punkten zu ergänzen
gesucht.
Pfarrer in Lndwigsbnrg sind gewesen 1 794 Gm-gonins
Frev, frübcr siebeil Jahre Hoslaplan in Stuttgart, 7 28. Juni
>805; dann bis 1812 Martin Echt ans Bamberg, früherer
Kapuziner und Stistspredigcr zu Eombnrg, nachher Pfarrer
iit Zimmerbach, Waltershofen und Laupheim und Martins-
kaplan zu Ravensburg geb. 1772, 7 1838; bis 1832 Joseph
Eicbner ans Donann '8 ch, früher Eisterzienser in Kaisersheim,
später Pfarrer in Ziegelbach, 7 1839; bis 1837 Zimmerle,
Joseph Anton ans Ellwangen, nachher Stadtpfarrer in 'Mengen
und Detail in Wangen, 7 1857; bis 183.9 Alois Stütz,
nachher Pfarrer in Seitingen und Rottenbnrg Ehingen, 7 1856;
bis 1864 Eduard Vogt, Dekan für Stuttgart später für
Niedlingen, 7 1880; bis 1879 Dr. Richard Rieß, jetzt Dom-
kapitular in Nottenburg; seit 1880 Johann Weber, Kämmerer
des Landkapitels Stuttgart (cfr. Neher Personalkatalog S. 279).
Die Namen der ehemaligen Hoskaplänc sind uns aus Mangel
alt älteren Auszeichnungen nicht bekannt, Johannes Debler
wird in den 50er Jahren, Edmund Schreyer 1771 in alten
Dokumenten genannt. Die gottesdienstlichen Verhältnisse waren
bei der Hoftapelle zu Lndwigsbnrg dieselben wie bei der Hof-
kapelle zit Stuttgart, über bereit Geschichte wir noch einiges
Denkwürdige iit einem folgenden Artikel berichten werden.
 
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