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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Giefel, Joseph Anton: Die biographischen Aufzeichnungen des fürstlich ellwangischen Raths und Kanzlers Dr. Karl Kibler über den Kardinal Otto, Bischof zu Augsburg (1543 - 1573) und Propst und Herr zu Ellwangen (1552 - 1573), [3]
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Zingeler, Karl Theodor: Die Wahl eines Abtes zu Beuron, [1]: ein Beitrag zur Geschichte dieses Klosters
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0026

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hohen Werthes brieflicher Urkunden bei Prozessen n. s. w.
mußten alle Aemter Registraturbücher anlegeu, worin „jedes
Amtes Reckt und Gerechtigkeiten, auch desselbeu briefliche Ur-
kunden zusammengetragen und abkopirt wurden."
Aus dem Jahr 1566 rührt eiue Polizeiorduung, die
deu Beamten scharfes Augenmerk auf das „gefährliche
Weinfchenken der Wirthe und das Umgeld" empfiehlt.
Im gleichen Jahr erlangte Otto vom Kaiser Maximilian II.
eine Umgeldsorduung für die Propstei, „so noch unabgäuglich
gereicht wird und dein Stift zu gute kommt." Im Jahr 1567
ließ er für die Geistlichkeit iu der Priestergaffe ein neues
Brunueuwerk errichten, „das anjetzo mit einem schönen Kasten
eingefangen, aus dessen Brnnnenfänle mit 3 springenden Röhren
das Bild des hl. Schutzengels, so ein Kreuz iu der Hand
hält, stehen thut!"
Wegen der schlimmen Kriegszeiten, in welche die Regie-
rung Ottos siel, nahm er das Haus Wirtemberg, „von dem
das Stift Ellwangeu in fürfallenden Sachen vor diesem wohl
beschirmt war", respektive den Herzog Ludwig aus 6 Jahre
zum Schutz- und Schirmherrn der Propstei an, doch mit dem
Vorbehalte, daß der Herzog „sich des Stifts Unterthanen in
Religion- und profanen Sachen nichts beladen solle". Letzterer
Punkt ist mit Rücksicht auf die Unterstützung, welche Herzog
Christoph den vom Katholizismus abgesallcnen ellwangischen
Unterthanen als Schirmherr der Propstei verleihen zu müssen
glaubte, besonders hervorgehoben.
Bei der beinahe fortwährenden Anwesenheit des Kardinals
in Rom, stund eine Gefährdung des freien Wahlrechts des
Kapitels in Aussicht, wenn Otto upucl seckem upostolicum
starb, weßhalb er von Papst Pius IV. ein Breve auswirkte,
das auch in diesem Falle die übern electio des Kapitels
garantirte.
Otto starb zu Rom am 2. April 1573 „ganz geduldig,
williglich, vernünftig, christlich und gottselig". Die Todes-
nachrickt übermittelte nach Cllwangen sein deutscher Sekretär
Heinrich Kellner von Zinnendorf durch einen eigenen Cou-
rier. Diese Lrauerpost kam schon am 9. April, also nach
Ablauf von 7 Tagen, in Cllwangen an, woselbst am 12. April
der Siebente und am 3. Mai der Treißigste abgehalten wurde.
Der Leichnam des Kardinals wurde begraben in der
deutschen Nationalkirche beutne iVIuriue Oe unimn, von wo
denselben Georg Metzler, Ceremoniar des augsburgischen
Domstistes nach vielen Kämpfen und mit Beihilfe von drei
Schweizergardisten 1613 nach Augsburg brachte.
Die Wahl eines NbLes zu Benenn.
Ein Beitrag zur Geschichte dieses Klosters von Dr. K. Th. Zingel er,
f. hohenzolt. Archivassessor in Siginaringen.
Von der größten Bedeutung und schwerwiegendsten Trag-
weite für jede klösterliche Genossenschaft war zweifelsohne die
Wahl dessen, dem die Leitung derselben auvertraut werden sollte.
Die Geschichte der Klöster, von ihren Anfängen, den Lauren,
an bis auf unsere Tage, beweist, wie einschneidend für das
Wohl und Wehe derselben die Person des Vorstehers sein kann.
Sieht man von außerhalb liegenden Ursachen, wie Krieg,
Brand, Zerstörung, Aushebung ab, so ist einerseits die ge-
deihliche Entwicklung, oder andererseits der Verfall der Klöster,
in geistlicher und materieller Beziehung, fast durchweg au die
Persönlichkeit ihrer Vorsteher geknüpft, und durch die Geschichte
eines jeden Klosters, das überhaupt die Aufmerksamkeit und
das Interesse des Forschers verdient und hervorruft, zieht sich
als rother Faden die Geschichte der Männer, der Frauen, die
berufen worden, das Geschick ihrer geistlichen Mitbrüder, dir

Mitschwestern, und da, wo ihrer .Herrschaft auch weltliche Unter-
thanen unterstellt waren, deren Wohl und Wehe, soweit es in
ihre Hand gegeben war, zu leiten, zu fördern, beziehungsweise
zu wehren.
Die äußere und innere Geschichte des Klosters Beuron
legt ebenfalls Zengniß ab für die Richtigkeit des Gesagten,
für die Wichtigkeit der Wahl seines Vorstehers, die seit der im
11. Jahrhundert erfolgten Gründung des Klosters Pröpste
heißen, dann aber durch päpstliche Bulle vom 6. Mai 1687
zur Würde eines Abtes, mit der Befugniß Stab und Mitra
zu tragen, erhoben wurden. So glatt und friedlich, wie die
Wahl, von der uns die nachstehenden Schriftstücke berichten,
hatte es nicht immer zugegangen. Gemäß alten, bis zur
Zeit der Gründung zurückreichenden, päpstlichen Privilegien
nahm das Kloster das Rechr für sich in Anspruch, seinen Vor-
steher in freier Wahl, aus der eigeueu Mitte oder doch aus
eiuer gleichen Ordensgenossenschaft zu wählen. Sagt doch schon
die älteste päpstliche Urkunde von 1097 »Odeuule te (des
damaligen Propstes Bertholdh nunc eirmclem loci preposito
uel tuorurn «guolibet 8ucce8sorurn nultem idi c^uolidet 8ur-
reptionm nemtulin uel uiolenUu pu eponulur nim cxuene Iru1re8
cornneuni cormeimu uel trulruln pmr8 conmlii 8nniori8 8e-
cunckuln Uei Urnorern uel ex euUene con§re§utione uel ex
ulin eiemUern p>rote38ioni3 prouiUerint eli§en6urn.« Während
in den ersten Jahrhunderten und so lange die Grafen von
Zollern als Kastenvögte die Schutzherren des Klosters waren
— dieses Amt lag von 1253 bis 1391 in ihren Händen -
die Wahlen zu keinen äußeren Verwicklungen Anlaß gaben, ge-
staltete sich die Sache iu späterer Zeit weit schlimmer. Bald'
gab es Zerwürfnisse mit der bischöflichen Kurie iu Konstanz,
die sich die Anmeldung der Wahl, den Vorsitz bei derselben
und das Bestätigungsrecht des Neugewählten nicht nehmen
lassen wollte, bald galt es Ansprüche des Abtes von Kreuz-
ungen, der aus seinem Eigenschaft als Generalvisitator aller
Klöster seines Ordens in den kirchlichen Provinzen Mainz,
Trier und Köln weitgehende Rechte bezüglich der Propstwahl
von Beuron fick aueignete, und endlich erwuchs der schlimmste
Gegner dem Kloster in seinen Kastenvögteu selbst. Hier steigerten
sich die Zerwürfnisse so stark, daß 1539 die Gebrüder-Friedrich
und Hans Rudolf von Enzberg den gegen ihren Willen ge-
wählten Propst Wilhelm Arnsberg im eigenen Kloster über-
fielen und, da er sich ihren Forderungen nicht fügen wollte,
ihn mit gewassneter Hand nach Mühlheim brachten. Zwei
Monate hielten sie ihn in Haft, und nur dem energischen Ein-
schreiten des Grafen Jos Nitlaus von Zollern, der seit dem
18. März 1538 die Hauptmannschaft der Herrschaft Hohen-
berg bekleidete, verdankte er seine Befreiung und ungefährdeten
Sitz zu Beuron, wohin er aber erst 1540 zurückkehrte.
Mit Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts
gestaltet sich jedoch das Schauspiel der Wahl zu Beuron viel
ansprechender. Es herrscht nunmehr ehrerbietige Berücksichtigung
der Autorität des bischöflichen Stuhles, mit Kreuzlingen hat
ein freundschaftliches, kollegialisckes Verhältnis; Platz gewonnen,
und bei den Festlichkeiten, die mit der Wahl des Abtes von
Beuron verbunden sind, stellen sich auch die Freiherren von
Enzberg als gern gesehene Gäste und Nachbarn ein. Von
dieser Zeit an bietet die Wiederbesetzung der erledigten Abts-
würde im Großen und Ganzen das gleiche Bild und dieses
gestaltete sich folgendermaßen.
Hatte der Tod, durch Abberufung des bisherigen Abtes,
dem Kloster das leitende Haupt geraubt, so zeigte der Konvent
dies dem Bischof zu Konstanz als Ordinarius an und schlug,
iu möglichst kurzer Frist, eine Neuwahl vor. Hierzu schickte
 
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