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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 1.1884

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Roder, Christian: Eine Württemberger Reise vom Jahre 1569, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20207#0089

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2. 25., im Reiche M. 2. 25., ^
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Bloittei' für kirchengeschichlliche RUttCoilungen und Studien
aus Schwaben.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Rottenbnrg.

Durch oliv B»ch Hünd-
in „gen, sowie «egen Ein
scuduiiü d. Betrags direkt
v.d.Expedition d.Deut-
schen Volksblatts in
Stuttgart, Militarsir. 2L,
kann das Diözejan-
Archiv allein zum Preise
von M. 1. 20. halbjähr-
lich, das Pastoralblatt
allein zum Preise von Ri.
i. 20. halbjährlich bezogen
werden.

Mil einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtögelehrten heransgegeben
von On. Enjgellivr'll Hosr'lv, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen lvotken pefl. direkt au im. Engelbert Hosele, Pfarrer in llnnnendorf b. Biberach, gerichtet werden.

Nv. 11. Stmtgart, den 1. November 1864. 1. IplhP'gAllg.

Inhalt: Eine Würtleinberger Reise vom Jahre lM',9. Von Pros. IM. Roder. (Schluß.) — Die Einführung der Reformation in der Landschaft
Orlenan. Rach Quellen bearbeitet von N. Staudenmaier, katholischer Pfarrer in Sulz bei Lahr, i Schluß.) — Skizzen zur Geschichte des
Benediklinerordens. Von IM. Giesel, (gorlseßuug und Schluß.) — Kircheubauteu am Ausgang des Mittelalters in Suddeutschland, besonders
in Württemberg, als Monumente für die Lichtseiten jener Periode. Von Prof Dr. A. V. (Fortsetzung.) — Beiträge zur Geschichte des
ehemaligen Landtapitels Ehingen a. D. 'Rene Serie (Fortsetzung.) — Zur Geschichte des Prämonftratenserklosters und der Kirche Weis-
senau. Von Pfarrer E. A. Bnsl. Nene Folge. (Schluß.)

Eine Wiirttemlierger Reise vom Lahre 1560.
Von Prof. IM, Eh. Roder.
(Schlu,).)
Fck wende mich fetz wider gen Urach. Am Snntag
der Crützwnehen sürtind uns unsere Basen Jnliana und
Ursula in den lustigen Thiergarten, des Fürsten Hofs
oder Schloß bvgelägen; ist von der Höche nahen des Bergs
ein übergroße Wvte ringswvß bernm in die Mure» vnbeschlos-
sen, nit on große Beschwärd der gmeinen Bürgerschaft, deren
also ein gar großer Levl von irer Allment ilnd Wavdgang
entzogen. Im Wver, so disem Lhiergarten bvgethon, sahend
wir die schönen Schwanen ir Knrzwyl triben, und im Gar-
ten sandend wir kein ander Gwild als nur etliche gar wyße
Dambirzen mit dem premen Schnfelghürn; warend nß srämb-
den Landen der Herzogin vereret. Darnach kamend wir in
das Schloß, in wölichem, so ein Herzog nit daa Hof haltet,
snnsl niemant als nur ein Lhorhüter wonet. Sonst ghört
alle Verwaltung, diß groß und lustig Fürsten schloß be-
langend, allein eim Obervogt zu. Deßhalb auch unser
Basen uns kontind zeigen und sähen lassen alle Gemach,
Säl, Stuben, Kammern, Knännen, Stallungen und was
derglichen, und ein unzälbar Viele schöner Hirzenghürn, so
in etlichen Sälen zwnschend die Iräm sBalkens der obe-
ren Tile nssgemacht warend. Wir sandind auch in der
Fürsten eigner Stuben ein Gmäl und zu oberist in dem
Schloß ein hölzin Muster eines übergroßeil, wilden AberS,
so Herzog Uorich sel. Gedechtniß im Schwynhatz mit eigner
Hand gefelt und von wegen der nngewönlichen Größe also
hat abmaalen und schniden lassen in aller Form, Höche und
Größe, als wie der lebendig Honwer gsin ist. Gs ist volgen-
der Zyt (Hab ich auch selben in miner lezten Wirtemberger
Reyß anno 1572 gesähen) diß grooß hülzin Muster hinab
zu unterst in das Schloß an ein knmlich Ort verordnet, gar
lustig gemaalet und künstlich nfs einem Prätt also zngericht
worden mit Seylwerk und Wällen, das, so disen Aber eine
srömde Person von Wunders wägen begärt zu sähen, fers

") Die Reise im August 1573 mit seinem Sohn Balthasar dauerte
nur wenige Tage; sie gieng von Bljchofzell über Konstanz, tleberlingen,
Sigmaringen, die Alp nach Urach, wo sie ihren Vetter, den Obervogt
Elans v. Graveneck sammt dessen Töchter wieder wohlbehalten antrafen.

nnversächenlich abgelassen, daher fahrt, als wolle er den Man
überstoßen; muß doch alsbald wiedernmb bestäken. So habend
onch die mutwilligen Prüter und Stallbrüder nach irem Bruch
die schöne Hofzncht angricht, das ein jeder frömbder Reüter,
so gen Hof znm ersten Maal knmt, disen nngehüren Sngötzen,
dem hölzinen Honwer, die großen Klotz küssen muß, so im
hinden nnder dem Schwanz anklebind. Und also soll man
müssen, das einer zu Urach zu Hof gsin sye. Ist ein Schimpf,
daß man vil lachet, hienebend aber so laufend onch mit vil
böß Schwür und Flüch, deren aber die Hofjnnkern und Stall-
brüder schlecht Rechnung tragend. Wyter ließ man uns sähen
viel köstlich Bettgewand und Tapißereyen. Diß fürstlich Hnß
hat sin eigen Mezg, Müle, Fischgehalt und ein knmlich ab-
lanfend Wasser znm Wildprät, Summa: alle Knmlichkeit,
einem söinlichen Palast dienstlich; und Wirt doch alles mit einem
Thoor und Fallprnggen beschlossen. Man mag auch zu einem
sondern Lust, so man jagt, ab dem Berg das Gwild in Thier-
garten (dem Fronwenzimmer und Hofgesind zu Wolgefallen
»nd )cknrzwyl) auch wyter nß disem gar aller Dingen hinyn
in das Schloß lrvben, in wölichem auch ein knmlicher Platz
nnder frvem Himmel geordnet ist, mit Traatwerk gar ordent-
lich beschlossen, darinnen, so zu snnderem Lust, man der Fürst
zu Urach Hof haltet, allerlei) singende Vögel erhalten werdind.
Und sovil die ganz Gegne um Urach herum blangt, hat diß
ein Unzal des Wilds, also das man gmeinlich gegen dem Abent
nfs zwanzig, drvßig, jaa auch vierzig und jaa vyl meer Stück
von Hirzen, Neechen und Hinden by einanderen kan sähen;
sind auch dermaßen heimlich, das sy schier niemant schühind,
auch Winterszyt, so man inen Heüw in die Wäld naachfürt,
sich nnib so vil naach herznlassind, das sy ab dem sürfarenden
Heüw rousfind, darzn sy wol auch der Hunger fürnß in
strenger Winterszvt triben mag. Cs beschicht aber hiedurch
dem Landvolk vvl Schadens (wie mir von vilen in den Herbergen
und snnst vyl klagt worden). Müssend an etlichen Orten Tag
und Nacht, und snnderlich gegen der Ernd, der zytigen Frucht
halber wachen und dörfsind doch by hoher Straasf das Gwild
in keinen Wäg verletze», ob es inen glich bywylen gar naach zu
den Hüseren und bis in die Krntgärten knmpt. Das würde
unseren Landslütten ein ungeschmakte und glichwol unlidenliche
Sach sin. Gott bhüte uns in Gnaaden, das wir nit nach
unserem Verdienen mit derley Zwang und Beschwerden auch
 
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