Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

DOI Artikel:
Koch, Alexander: Zum XXXIII. Jahrgang: auf dem Wege zur künstlerischen Höchstform
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0011

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZUM XXX11L IAHRGANG.

AUF DEM WEGE ZUR KÜNSTLERISCHEN HÖCHSTFORM.

Den neuen lahrgang diefer der praktilchen und aufbauenden Arbeit gewidmeten
Zeitlchrift möchte ich nicht mit gutklingenden Allgemeinheiten einleiten.
Es handelt (ich darum, daß wir ftets Icharf im Auge behalten: wo fteht unfere
nationale Arbeit in ihrem Bemühen um das Ibhöne und behagliche Heim? Wohin
führen ihre nächften, Erfolg verheißenden Wege? Diefe Fragen immer neu zu
[teilen und immer neu zu beantworten, das macht die vornehmfte Aufgabe all
derer aus, die das Führeramt mit einigem Rechte beanspruchen.

Zweifellos wird bei uns gut, folide und tüchtig gearbeitet. Unfer Arbeits-
Wille, unfere Arbeits-Fähigkeit werden durch die Zeitumftände auf die härtefte
Probe geftellt. Man darf wohl fagen, daß diefe Probe ausgezeichnet beftanden
wurde und beftanden wird. Aber es fehlt noch vielfach an dem Bewußtfein,
daß unfere Zeit von künftlerilchen und wirtlchaftlichen Antrieben her auf eine
Höchftform drängt, die zugleich einfach und auf das Äußerfte veredelt ift
und die (ich an Logik, an Erprobtheit, an innere Tadellofigkeit den hochentwickelten
technilchen Formen unferer Zeit an die Seite Hellen kann. Es ift gewiß richtig,
daß unfere Produktion diefem Zug der Zeit in bemerkenswerten Anfä^en gefolgt
ift. Es ift auch richtig, daß de ihre Führerrolle im Wettbewerb der Völker
behalten hat: aber jenes Bewußtfein, von dem ich fprach, muß fich noch ent-
Ichiedener, noch allgemeiner durchringen.

Lediglich auf Höchftleiftungen kann unfere Exiftenzmöglichkeit aufgebaut
werden. Und eine Zufammenfalfung erftklafliger Kräfte, eine wohlbedachte Aus-
lefe, eine forgfältige Arbeit der Erprobung und Durchdenkung find notwendig,
um allmählich das Mittelmäßige ganz auszulchalten und zu höchften, kultivierten
Verdichtungen der Geftaltungskraft vorzudringen. Man fprach früher aus ähnlichen
Gedanken heraus von einer »Typifierung« der Möbel-Herftellung. Das war ein
mißverftändliches Wort, das den Ton auf eine Nebenfache legte. In jeder hoch-
entwickelten Möbelkunft werden fich gewilfe Typen herausbilden. Aber Typen
können fie nur werden durch ihre Ichlechthin vollkommene und endgültige Form.
Nicht auf dem Typilchen liegt der Ton, fondern auf der edlen, inneren Hoch-
züchtung, auf der »Unüberbietbarkeit der Form«- Dies bildet den Ver-
gleichspunkt hoher Kunftformen mit hohen technilchen Formen.

Ich könnte mir denken, daß eine Reihe großer und von wahrhaft künftlerilchem
Ehrgeiz befeelter Firmen fich zufammenlchlöffen, um unter der Mitarbeit erfter
Künftlerkräfte folche »Endformen« zu erzeugen als höchfte Ausprägungen unferer
 
Annotationen