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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Guo, Xi: Bild-Schmuck im Heim
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0169

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INNEN-DEKORATION

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paneele mit einlege-arbe1t

nicht vorhanden sind. Schade um ein kost-
bares, edles Material, das über künstleri-
scheGedanken-Armut hinweghelfen soll!..
*

Jede Mode ist nicht an sich willkürlich,
sondern sie enthält nur Willkürlichkeiten,
die man sich ja keineswegs gefallen lassen
muß; gerade den Übertreibungen der je-
weiligen Mode die Spitze abzubrechen,
ist ein Zeichen von gutem Geschmack. . .

Nahrungsmittel - Verfälschungen unter-
liegen in den Kulturstaaten den Strafbe-
stimmungen. Vergiftungen des »guten Ge-
schmacks« gehenüberall straflosaus. — Liegt
da nicht ein ungelöster Widerspruch? Den
Magen darf man sich nicht verderben, bei
der Seele scheint man sich an das Sprichwort
halten zu wollen: Unkraut verdirbt nicht. . .
*

Die meisten Gegenstände, die uns im
gewöhnlichen Leben umgeben, sind ganz
und gar nicht »monumental« und wollen es
gar nicht sein. Eine Tischlampe, eine Kaffee-
tasse, ein Manschettenknopf oder eine Schuh-
schnalle sind keine Hoheits-Abzeichen, auch
ein Sonnenschirm nicht, wenigstens in Eu-
ropa nicht. Wenn man nun trotzdem solchen
schlichten Gegenständen einen Anstrich von
Monumentalität verleiht, so vergißt man da-
bei Napoleons Wort, daß »vom Erhabenen
zum Lächerlichen« nur ein Schritt ist. . . .


Ein Stil wird nicht vom Einzelnen oder
von einem kleinen Kreise diktiert, ja nicht
einmal von einem ganzen Volke ausgebildet;
er ist der wiederholt filtrierte Niederschlag
dessen, was in der Kulturwelt überhaupt an
konstruktiven und dekorativen Werten in
langer Arbeit aufgespeichert worden ist und
den allgemeinen Tendenzen der betreffenden
Zeit am besten entspricht, gust. e. pazaurek.

(»GUTitR UKD schlbch1kr oBSCHMACK im KUNSTGBWKRBK«.)

im schlaf- u. ankleide-raum

BILD-SCHMUCK IM HEIM

Woher kommt es, daß edle Menschen die Landschaft,
Berge und Gewässer lieben? Deswegen, weil eine
Landschaft eine Stätte ist, wo Baum und Gewächs in
Höhen und Tiefen gedeiht, wo Quellen um Felsen her-
umspielen gleich Kindern, eine Stätte, die Holzfäller und
ruhebedürftige Denker gern aufsuchen, wo Horden von
Affen hausen und Kraniche fliegen, die laut ihre Freude
in die Lüfte schreien. Der Lärm der staubigen Welt und
die Eingeschlossenheit der Behausungen sind der mensch-
lichen Natur in ihrer höchsten Vollkommenheit zuwider;
während hingegen die Ruhe der Waldtäler und umwölkten
Höhen, wo die weisen Einsiedler hausen, das sind, was
die menschliche Natur sucht, aber nur selten sieht . . .
Wenn dauernder Friede und ein goldenes Zeitalter
herrschten, in denen die Herzen hochgemut und freudig
wären, und in denen es einem jeden möglich wäre, sein
Verhalten mit Reinheit, Rechtlichkeit und Ehrenhaftigkeit

sein ganzes Leben hindurch zu regeln, welche Notwen-
digkeit oder welcher Anlaß wäre dann für den Menschen
vorhanden, sich abseits zu halten, die Welt zu meiden
und von dem gemeinsamen Wohnplatz zu fliehen? Er
würde sich lieber dem Volke anschließen in gemein-
schaftlicher Freude . . Aber da dies nicht der Fall ist,
wie angenehm ist es für Liebhaber von Wäldern und
Quellen und Freunde von Bergen und Höhenrauch, eine
Landschaft im Heim zu haben, die von einem geschickten
Künstler gemalt ist! Die Gelegenheit zu haben, darin
Wasser und Felsenriffe zu sehen, den Schrei der Affen
und den Gesang der Vögel zu hören, — ohne aus dem
Zimmer zu gehen!. . Auf dieseWeise befriedigt ein Werk
vollständig eines Menschen Gemüt, obgleich es durch
eines anderen Willen hervorgebracht ist. . Dieses ist der
Hauptgrund für die über die ganze Welt verbreitete
Achtung vor der Mal-Kunst. . . kuo hsi (ca. ioso china).
 
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