Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

DOI Artikel:
Die neue Kultur-Welt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0259

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

247

architekt ludwig kozma-budapest

sitzecke mit heizung im studierzimmer

DIE NEUE KULTUR-WELT

Unter Zivilisation, — definiert Dr. Karl Schacht
im »Hellweg«, — verstehen wir »die Verallgemeine-
rung und Mechanisierung ä u ß e r e r Lebensformen und Ein-
richtungen .. Die Kultur eines Volkes ist sein Lebens-
gefühl, d. h. seine innere Stellung zum Leben, die
Wertung, die es ihm gibt . . Unserer Zeit wirft man vor,
daß sie alle Fortschritte nur auf dem Gebiet der Zivili-
sation erreicht habe, daß ihr jedoch die größeren Werte,
die inneren, seelischen, dabei verloren gegangen seien.
Dieser Vorwurf ist richtig. Unrichtig ist es aber, aus
der Tatsache, daß wir uns in einer »Zivilisations-Periode«
befinden, zu folgern, daß nun, — wie das nach Zivilisa-
tions-Perioden anderer Kulturen sich ereignet hat, — auch
auf unsere der »Untergang« folgen müsse .. Die moderne
Zivilisation ist als Lebens-Erscheinung ein »Novum«
und mit früheren Zivilisations-Perioden nicht vergleich-
bar. Unsere moderne Zivilisation ist von einem inneren,
geistigen Charakter, der ein neues Kultur-Leben »aus
sich heraustreiben muß« . . »Durch die Übertragung der
»Unendlichkeits-Idee« aus der Philosophie und reinen

Betrachtung in die Welt des Willens nach Erkenntnis,
Können und Macht gebar sie ein dreigliedriges Wesen,
das das Antlitz der Erde und der Menschen völlig ver-
änderte, — eine dreigliedrige Macht: Naturwissenschaft,
Technik, Kapitalismus, — ganz vom Willen nach Können,
nach Realisierung durchdrungen« . . »Wenn die harte
Geistigkeit gegenwärtiger Eroberungsfreude mit der Zeit
abgeblaßt ist«, — meint K. Schacht, — »wird das Gefühl
des »Natürlichen« diesen Dingen gegenüber eintreten
müssen . . Der Künstler muß sich daran gewöhnen, die
moderne wachsende Welt, mit den starken, schaffens-
lustigen Menschen als ein grandioses neues Spiel des
ewig wechselnden Lebens zu sehen . . Die großartige
Neuheit, die durch die Realisierung des Unendlichkeits-
Gedankens in der materiellen Welt eingetreten ist, die
Unendlichkeit der Entwicklungs-Fähigkeit müssen in dem
Menschen ein allgemeines Gefühl ewiger, junger Leben-
digkeit ausgelöst haben, wenn die neue Kulturblüte
sich öffnen soll . . Ein neuer Kultur-Mensch wird
die Erde bevölkern, der sich mit den Menschen früherer
Kultur-Perioden sicherlich messen darf und zeigen wird,
daß die Menschheit unaufhörlich weiterschreitet« . . i. d.
 
Annotationen