Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0089
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Lang, Hugo: Träumereien am Tee-Tisch
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INNEN-DEKORATION
77
architekt kurt szafransk1— berlin
runder tee-tisch im klein-wohnhaus
TRÄUMEREIEN AM TEE-TISCH.
Süßer Duft der Pekko-Blüten, schwerer Duft Ceylons,
zartes Aroma des Tees aus China, der blond und
tizianrot in den Schalen dampft. Süßes Sirren des Wassers
im Kessel: Erinnerung rinnender Quellen im Tal, von
raunendem Wind- und Regengeräusch im Park, ganz fern.
Duft und Rundungen reifer Früchte: samtne Pfirsiche,
tiefgelbe Birnen und der Bananen goldgelbes Horn. Bunte
Brötchen, wie Blumen farbig, und gehäuftes Gebäck,
wie reifes Korn. Schimmerndes Silber, lichtes Kristall
und in schlanken_Behältern Blüten schwebend, sehr zart
und lebend: Fliederdolden, wenn die Nachtigall singt,
Rosen manchmal im Sommer und weiße Nelken; Chry-
santhemen wirr, und lila Astern hinwieder im Herbst,
wenn die Blätter welken. . . Tassen und Schalen, edel
geformt, ohne Schwere: aus Großmutters Schrank, sehr
zierlich und fein, zart bemalt, — oder ganz weiße, licht
und rein. Kühn geschwungene Kannen spenden den
würzigen Trank. . . Ruhend alles auf taufrischem Linnen,
auf Leinen-Batist, auf weißem Schnee. Durchbrochen da-
rinnen das krause Muster der feinen Spitze, des klaren
Filet. Weißes Gerank der Weiß - Stickerei überrieselt
das Rund. Netzwerk, ganz locker ist manchmal der Grund.
Und weiße Rosen hineingewirkt hat die zarte Hand der
sorglichen Frau. . . Auf seidener Decke gebreitet, unter
blühenden Sträuchern im Park, träumt von alter Zeit:
Porzellan in Gold und Grün und tiefem Blau. Vereint in
geselligem Kreis ergötzt sich die frohe Jugend und das
Alter. Geistvolle Worte und Gelächter schöner Frauen
umgaukeln den Tee-Tisch wie bunte Falter. . . Rosen-
lieder werden zur tönenden Laute von jungen Lippen
leise gesungen, wenn von Rosenkränzen umschlungen
der festliche Tee-Tisch im Abendgold glüht. Volkslieder
erklingen hinwieder aus alter Zeit, wenn über Heide-
kraut - Sträußen der Honigduft der einsamen Heide
schwebt und der Mondkahn schwimmt und die blaue
Blume blüht. Zum »Tee-Fest des bunten Herbstlaubes«,
im kleinen, seelisch zusammengestimmten Kreise, ertönt
von Silbersaiten der süßen Geige lockende Weise. . . .
Freundlicher aber als alles lächelt: rund und klein, im
Erker oder am glimmenden Feuer, abends, der »Tee-
Tisch zu Zweien«. Kissen von Daunen sind da, sanft und
gut; Gespräche hinschwimmend im Dämmer wie der Duft
der Papyros, aufleuchtend manchmal in brennender Glut.
Schön ist und traulich die Tee - Stunde, die der Stille
geweiht ist; freundliche Geister der Freude umschweben
den Tee-Tisch, wenn man zu zweit ist. . . . Auch im
kleinen Heim, — wo nur Menschen sind, in denen das
sanftere Lied des Lebens singt, — mag der Tee-Tisch
laden den lieben Gast, zum Genuß der Tee - Stunde,
wenn der Lärm des Tages verklingt......hugo lang.
DAS LEBEN SINGT: »Freund, so Du etwas bist, so
bleib doch ja nicht stehen. Man muß aus einem
Licht fort in das andre gehen«..... Angelus silesius.
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architekt kurt szafransk1— berlin
runder tee-tisch im klein-wohnhaus
TRÄUMEREIEN AM TEE-TISCH.
Süßer Duft der Pekko-Blüten, schwerer Duft Ceylons,
zartes Aroma des Tees aus China, der blond und
tizianrot in den Schalen dampft. Süßes Sirren des Wassers
im Kessel: Erinnerung rinnender Quellen im Tal, von
raunendem Wind- und Regengeräusch im Park, ganz fern.
Duft und Rundungen reifer Früchte: samtne Pfirsiche,
tiefgelbe Birnen und der Bananen goldgelbes Horn. Bunte
Brötchen, wie Blumen farbig, und gehäuftes Gebäck,
wie reifes Korn. Schimmerndes Silber, lichtes Kristall
und in schlanken_Behältern Blüten schwebend, sehr zart
und lebend: Fliederdolden, wenn die Nachtigall singt,
Rosen manchmal im Sommer und weiße Nelken; Chry-
santhemen wirr, und lila Astern hinwieder im Herbst,
wenn die Blätter welken. . . Tassen und Schalen, edel
geformt, ohne Schwere: aus Großmutters Schrank, sehr
zierlich und fein, zart bemalt, — oder ganz weiße, licht
und rein. Kühn geschwungene Kannen spenden den
würzigen Trank. . . Ruhend alles auf taufrischem Linnen,
auf Leinen-Batist, auf weißem Schnee. Durchbrochen da-
rinnen das krause Muster der feinen Spitze, des klaren
Filet. Weißes Gerank der Weiß - Stickerei überrieselt
das Rund. Netzwerk, ganz locker ist manchmal der Grund.
Und weiße Rosen hineingewirkt hat die zarte Hand der
sorglichen Frau. . . Auf seidener Decke gebreitet, unter
blühenden Sträuchern im Park, träumt von alter Zeit:
Porzellan in Gold und Grün und tiefem Blau. Vereint in
geselligem Kreis ergötzt sich die frohe Jugend und das
Alter. Geistvolle Worte und Gelächter schöner Frauen
umgaukeln den Tee-Tisch wie bunte Falter. . . Rosen-
lieder werden zur tönenden Laute von jungen Lippen
leise gesungen, wenn von Rosenkränzen umschlungen
der festliche Tee-Tisch im Abendgold glüht. Volkslieder
erklingen hinwieder aus alter Zeit, wenn über Heide-
kraut - Sträußen der Honigduft der einsamen Heide
schwebt und der Mondkahn schwimmt und die blaue
Blume blüht. Zum »Tee-Fest des bunten Herbstlaubes«,
im kleinen, seelisch zusammengestimmten Kreise, ertönt
von Silbersaiten der süßen Geige lockende Weise. . . .
Freundlicher aber als alles lächelt: rund und klein, im
Erker oder am glimmenden Feuer, abends, der »Tee-
Tisch zu Zweien«. Kissen von Daunen sind da, sanft und
gut; Gespräche hinschwimmend im Dämmer wie der Duft
der Papyros, aufleuchtend manchmal in brennender Glut.
Schön ist und traulich die Tee - Stunde, die der Stille
geweiht ist; freundliche Geister der Freude umschweben
den Tee-Tisch, wenn man zu zweit ist. . . . Auch im
kleinen Heim, — wo nur Menschen sind, in denen das
sanftere Lied des Lebens singt, — mag der Tee-Tisch
laden den lieben Gast, zum Genuß der Tee - Stunde,
wenn der Lärm des Tages verklingt......hugo lang.
DAS LEBEN SINGT: »Freund, so Du etwas bist, so
bleib doch ja nicht stehen. Man muß aus einem
Licht fort in das andre gehen«..... Angelus silesius.