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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Wiederanders, Max: Der Architekt und seine Arbeit
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Janneau, Guillaume: Die Wandlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0416

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INNEN-DEKORATION

architekt max wiederanders — mönchen

fr1s1er-t1sch in einem ankleide-raum

D I E WA N D LU N G

Wir machen eine »Wandlung« durch, die einschnei-
dender ist, als die geläufigen Wandlungen des
Geschmackes oder der Mode«, — meint G. Janneau-
Paris, — »es sind nicht nur die Formen der Einrichtungs-
stücke, die sich heute ändern, — es ist auch die Art der
Erzeugung, ja die Grund-Auffassung selbst, die wir vom
Möbel haben, — und die Lebens-Art, die sich wandelt«.

»Die Einrichtungs-Kunst von Morgen?«, fragt
der Architekt Andre Groult-Paris . . »Ich glaube, sie
wird ganz verschieden sein von der unseren. Unsere En-
kel werden befreit sein von den Vorurteilen und Hem-
mungen, an deren Beseitigung wir arbeiten. Das sport-
lich bewegtere Leben der Neuzeit, das Fehlen von Haus-
personal usw. wird sie einfache, aber schöne und sorg-
fältigst gewählte Möbel benötigen lassen. Die Entwick-
lung, die sich vorbereitet, wird gerade entgegengesetzt
sein jener Einstellung, die die Lebensform unserer un-
mittelbaren Vorgänger bestimmte. Die »Kunst von Mor-
gen« wird einfach, großzügig und schlicht sein! . . Ich
denke, man wird die Anzahl der Möbeln vermindern, in
Übereinstimmung mit der allmählichen Abschaffung der
»Spezialisierung« der Räume. Jetzt schon vereint sich
das »Speisezimmer« mit dem »Wohnzimmer«. . Die
Wohnung von Morgen wird schlicht, — fast kahl sein.
Schränke und Kommoden werden den »eingebauten«
Schränken weichen. Die einfache Architektur- und Raum-
Gestaltung, das leichte Mobiliar werden der Phantasie

des Bewohners und der Hausfrau mehr Anregung, mehr
Spielraum bieten in der Gruppierung und Ausschmückung.
Eine schöne Keramik, ein edles Glas, Messing-Gerät,
eine Weberei wird dem Wohnraum »Charakter« geben.
An der schlichten Wand wird man das Gemälde von Zeit
zu Zeit wechseln, — so wie der Bewohner im östlichen
Wohnraum, der Stimmung entsprechend, das Kakemono
wechselt . . Was das Merkmal der neuen Einrichtungs-
kunst sein wird, ist mit einem Wort: Beweglichkeit«.

Das sind Gedanken, die hier schon des öfteren zum
Ausdruck kamen. Sie geben wohl den »Grundton« an,
auf dem sich die kontinentale Architektenschaft allmäh-
lich zu einigen scheint; aber nur den Grundton; —
die kontrapunktische Gesamt-Harmonie, die das Leben
erzeugt, wird vielfache »Abwandlungen« des Themas
bringen, je nach den Einzel-Bedingungen, die gegeben sind,
— je nach den materiellen und geistigen Mitteln, die dem
Bauherren und dem Architekten zur Verfügung stehen.
Gegen das »Beweglicher-Werden« der Wohnungs-Ein-
richtung dürften sich kaum irgendwie begründete Ein-
wendungen erheben lassen, — zu tief lebt uns allen
dieser neue, lebendige, »sportliche« Geist im Blut.. Und
die »Schlichtheit«? . Sie wird uns — bei intensivster
Arbeitsweise — dem Wesen der Gestaltung, der leben-
digen Form immer näher bringen, uns befähigen: mit
einfachsten Mitteln das Letzte, Subtilste zu sagen, in
allem Schaffen unsere »lebendige Seele« zu äußern, h.l.
 
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