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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Schiebelhuth, Hans: Dinge im Raum
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0326

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314

INNEN-DEKORATION

PROF. PRUTSCHER.
SEKRETÄR U. VI-
TRINE MIT EIN-
LEGE-ARBE1T

DINGE IM RAUM

Jedes Ding, jedes Einrichtungs-
stück in einem Zimmer hat
verschiedene Aufgaben zu erfül-
len. Eine Gardine ist nicht nur
Lichtschirm und Schattenspen-
der, Schutzgeweb gegen Nach-
barneugier einerseits, sie ist auch
Draperie des Fensterkomplexes,
Scheibenbelebung und Komposi-
tions-Element im Raum. Ein Bild
ist nicht nur Augenlabsal, gei-
stige Anregung für den Wohner,
es hat auch seinen Wert als Fak-
tor für die Wandbelebung und
Flächenaufteilung des Zimmers,
seine Farben stimmen verstär-
kend in den malerischen Gehalt
des Ganzen ein, seine Rahmung
betont auch die gesamte Lineatur.
Ein Schrank ist Behälter und zu-
gleich Schrein und schönes Schau-
stück . . Je sachlicher die Einrich-
tungs-Stücke im Raum ihre Haupt-
bestimmung erfüllen, je mehr sie
aber zugleich als Träger vielsei-
tiger Beziehungen im Räume die-
nen, — umso besser ist man ein-
gerichtet. Fehlen solche Dinge im
Zimmer, dann gibts ein »Loch«.
Ihr Dasein hingegen bringt Erfül-
lung, Fülle, — Wohnlichkeit. H. s.

PROF. PRUTSCHER. SPIEGELKASTEN. AUSF: SOULEK

Ein geistreicher Beobachter
äußerte,daß Zimmer-Ein-
richtungen wie Staaten - Bil-
dungen zu betrachten seien, und
daß es feudalistisch und demo-
kratisch eingerichtete Wohnräu-
me gäbe .. Es gibt Zimmer, da ist
irgend ein bestimmtes Möbel-
stück oder ein Einrichtungs-Ge-
genstand — z. B. ein besonders
schöner Schrank oder ein Ge-
mälde — ohne weiteres dominie-
rend, und so sehr es auch alles
andere zur Geltung kommen läßt,
es herrscht, es ist tonangebend..
Daneben gibt es andere Zimmer,
wo Stück für Stück jegliche Ein-
richtung gleichberechtigt und
gleichgeltend neben der andern
wirkt und besteht. Man könnte
diese Beobachtung bewußt aus-
nutzen. Man könnte demgemäß
Salon, Speisezimmer, Gesell-
schafts-Saal, Boudoir im letzteren
Charakter halten. Das Arbeits-
zimmer aber würde man wohl
unter die Herrschaft des Schreib-
tischs stellen, das Musikzimmer
müßte um den Flügel komponiert
sein, das Schlafzimmer gruppierte
sich endlich gehorsam um die brei-
te Ruhegelegenheit, das Bett. H. s.
 
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