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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Jaumann, Anton: Der Raum als Rahmen
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Drecoll, Christian: Kunst u. Mode
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0125

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DER RAUM ALS RAHMEN.

mehr farbe in der kleidung I

Das ist falsch ausgedrückt, ich weiß es. Raum ist
etwas Dreidimensionales, das einen Mittelpunkt hat,
eine Axe oder mehrere, auch Grenzen. Die Wände ge-
hören als wesentlicher Bestandteil zum Raum, sie be-
stimmen seine Form. Sie rahmen den Raum, indem sie
doch zugleich ein Teil des Gerahmten, des Raumes sind.
Allein, stehst du im Zimmer, bist auch du ein Teil da-
von, aber gleichzeitig fühlst du dich von Raum umgeben,
umschwebt. Die Gesellschaft, die um den Tisch sitzt,
ist umflossen, gerahmt vom Raum. Alles Leben, das den
Raum kreuz und quer durchfurcht, raumschaffend, raum-
bestimmend, steht doch zugleich unter dem Druck des
elastischen Raumes, der sich wie eine siebenschichtige
Haut darum legt. In diesem Sinne ist der Raum »Rahmen«.

Vom Bilderrahmen gilt, daß er nie vordringlicher sein
soll als das Bild. Man sündigt dagegen, aber die Regel
bleibt es. Ebensowenig darf aber der Raum — mit
Wänden, Tapeten, Teppichen, Möbeln — so laut sein,
für die Augen und für das Raumgefühl, daß er das intime
Leben, das sich darin abspielt, erdrückt! Staats-Aktionen
ereignen sich gemeinig-
lich nicht zwischen un-
seren vier Wänden.
Feste sind selten. Und
wer wünscht sie grell
und strahlend? Es hat
sich ergeben, daß unser
häusliches Leben desto
erträglicher ist, je
geräuschloser, aufreg-
ungsloser es verläuft.
Um dieses stillgetönte
Bild einen schreienden,
oder auch nur auffallen-
den Rahmen zu legen,
wäre das nicht wider-
sinnig? Wir wundern
uns über die stumpfen
Töne, die Vorliebe für
gebräunte Hölzer.die in
früheren Stil-Epochen
den Wohnraum kenn-
zeichneten. Sollte das
nicht auf ein feines Ge-
fühl für Harmonie zwi-
schen Raum und Leben
zurückzuführen sein,
eher als auf stilistische
Gründe ? Zur Zeit der
deutschen Renaissance
war die Tracht bunt,
der Raum braun. (Roh
gesprochen.) Den gold-
gestickten oder bunt-
geblümten Gewändern
des Rokoko entspra-
chen meistens weiß-
grüne Wände, oder
helle Täfelung. Eigent-
liche Buntheit wurde

gewagt. Siehe Sanssouci! Unsere Tracht ist noch weit farb-
loser geworden, die Lebensäußerungen, von Musik abge-
sehen, leiser. Doppelt schwierig ist es, nun einen geeigneten
Rahmen für dieses Leben zu finden. Mit scharfem Kon-
trast geht es ausnahmsweise mal, etwa im Künstlerheim.
Aber auch da fühlt sich der Gast bedrückt. Soll er viel-
leicht Indianertänze aufführen, wie es diesem Rahmen
entspräche? Noch farbloser, noch leiser als Kleid und
Leben kann aber der Raum unmöglich werden. Im
Gegenteil, die Teuerung bringt es mit sich, daß wir das
polierte Möbel weitgehend durch das gestrichene, be-
malte, also farbigere ersetzen müssen. Wenn die Be-
wohner in dieser etwas bunten Umwelt nicht versinken
wollen, werden sie eben selbst mehr Farbe annehmen
müssen. Warum auch nicht? Muß unsere Kleidung
auch im Heim notwendig grau und schwarz sein? Ist ein
geblümter Rock, eine bunte Morgenjacke nicht eher am
Platze? Wäre es nicht ein guter Ausgleich, wenn der
Aufenthalt in öffentlichen Lokalen allmählich zu teuer
wird, dafür Ersatz in häuslichen Spielen und kleinen,

zwanglosen, lustigen
Gesellschaften zu su-
chen ? Hierfür darf der
Rahmen schon etwas
lebhafter sein. Das
braucht aber nicht so
weit zu gehen, daß
einer optischen Wirk-
ung zuliebe, effektvolle
»Raumbilder« hinge-
stellt werden. Nein, der
Raum ist nicht das Bild,
der Raum ist immer
Rahmen . . a. jaumann.

KUNST U. MODE.

Die Kunst hält die
Mode durch ihre
Schönheit davon zu-
rück, in Narrheit aus-
zuarten . . Kunst ohne
Mode, die gibt es! Sie
kann immer leben.wenn
gleich sie auch der Ge-
schmacksrichtung sich
nicht ganz entziehen
kann; aber Mode ohne
Kunst, die gibt es nicht!
Die Kunst kann oft mit
sehr geringen Mitteln
ausgeübt werden. Die
Mode dagegen ist eine
Verbraucherin. Um sie
auszuüben.braucht man
das, was Graf Monte-
cucculi für das Krieg-
führen forderte: erstens
Geld, zweitens Geld
und drittens Geld! .

nur als Kuriosität mal max wiederanders. nahtischchen mit kassette in schwarzlack chrishan VON drecoll.
 
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