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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Das auferhobene Gemüt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0226

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214

INNEN-DEKORATION

HAUSRAT G.M.B.H.-BERLIN. ENTW: TESSENOW

SCHLAFZIMMER IN EINEM KLEIN-WOHNHAUS

DAS AUFERHOBENE GEMÜT

Des Morgens, wenn du unwillig aufstehst, denke: »Ich
erwache, um als Mensch zu wirken. Soll ich ver-
drießlich sein, wenn ich hingehe, das zu tun, weshalb ich
geworden bin?« Siehst du denn nicht die Pflanzen, die
Sperlinge, die Ameisen, die Spinnen und die Bienen?
Alle verrichten sie ihr Geschäft und dienen jedes in
seiner Art der Welt-Harmonie . . Und du willst nichts
von dem tun, was dir als Mensch obliegt? .. marc aurel.

*

Ein auf erhobenes Gemüt sollst du haben, nicht ein
niederhängendes, ein brennendes Gemüt, — in dem
doch eine ungetrübte Stille herrscht, meister eckehardt.



Nimm dein Schicksal ganz als deines! Hinter Sorge,
Gram und Grauen wirst du dann ein ungemeines
Glück entdecken: Selbstvertrauen! Richard dehmel.



Jedem geht es gut oder schlecht, je nachdem er sich
damit abzufinden weiß. Wie der Reichtum, so bieten
Ruhm und Gesundheit nur genau soviel Erfreuliches, wie
der Besitzer hineinlegt. Nicht der, den man dafür hält,
ist zufrieden, sondern der sich selbst dafürhält. Das
Schicksal gibt uns nur den Stoff, den Samen, den unser
Wille, — mächtiger als jenes — wendet und verwendet,

wie es ihm gefällt. Die Dinge an sich sind weder schmerz-
haft noch schwer, unsere Schwäche und Schlaffheit macht
sie erst dazu . . Um große und hohe Dinge zu erfassen,
bedarf es einer ebenso beschaffenen Seele, sonst beurteilen
wir sie immer nur nach unserer Kleinheit. . Montaigne.

Der Freiherr von Knigge hat 1788 seinen »Umgang
mit Menschen« geschrieben. Warum hat er nicht
auch eine Schrift »Uber den Umgang mit Dingen«
verfaßt? Ich möchte einen solchen Essay für ebenso
wichtig, ja fast für wichtiger halten. Ein Mensch nämlich,
und sei es der ruppigste und struppigste Geselle, wird
beim Zusammentreffen mit Anderen immer gewisse Roh-
formen im Umgang bemerken lassen. Menschen erziehen
einander, zwingen einander, bestimmen einander im Ver-
kehr. Die Dinge aber sind so stille Lehrer und in ihrem
Wesen so anspruchslos; sie nötigen den, der mit ihnen
umgeht, nie unbedingt, und so sind sie vielfach der Bar-
barei wehrlos preisgegeben.....hans schiebelhuth



Die Leute sollten nicht immer soviel nachdenken, was
sie tun sollten, sie sollten lieber nachdenken, wie
sie sein sollten. Wären sie nur gut, so möchten ihre
Werke wohl von selber leuchten. . . meister eckehardt.
 
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