Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922
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Wiederanders, Max: Der Architekt und seine Arbeit
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INNEN-DEKORATION
399
ARCHITEKT MAX W1EDERANDERS — MÖNCHEN BLICK IN DEN HOF DES LICHTBILD-HAUSES
DER ARCHITEKT UND SEINE ARBEIT
GEDANKEN VON MAX WIEDERANDERS
Ein »Kino« aus — Papiermasse! Mehr ist das Kino
im Grunde vorläufig auch nicht wert . . Warum ist
ein Kino ein so unangenehmer Aufenthalt? Einmal ist
der Raum hell, einmal dunkel, — ohne daß man jemals
genau weiß, wo die freie Luft, die Straße und die Sonne
ist. Zur Behebung dieser störenden »Raum-Unsicherheit«
im Kino ist auf der »Gewerbeschau«, — allerdings noch
versuchsweise, — ein Lichtbild-Vorführungsraum ent-
standen, der durch bunte Fenster gedämpftes Tageslicht
und, bei indirekt brennendem Licht, trotzdem eine licht-
starke Vorführung ermöglichte . . Was dort übrigens an
technischen und wissenschaftlichen Filmen gezeigt wurde,
ließ den Wunsch rege werden, daß in den Groß-Städten
wenigstens immer ein Kino zu finden sein möge, in
dem man derartig treffliche Dinge zur Anregung, zur
Erbauung und erfreulichen Belehrung sehen könnte! . .
Die rechte »Fühlung«, die rechte Zusammen-Arbeit
zwischen guten Handwerkern und guten Architekten
ist bei dem Gelingen einer Sache so fruchtbringend und
ausschlaggebend, daß die Architekten keine Mühe und
Zeit sparen sollten, sich richtige »Mit-Handarbeiter« zu
suchen . . Ich für meinen Teil bin jedenfalls zur Erkennt-
nis gekommen, daß das theoretische Zeichnen langweilt,
und nur aus einer Werkstatt-Zeichnung und Mitarbeit
in der Werkstatt das wirklich reife Stück entsteht.
1922. XII. 3.
Es kam einmal ein Handwerker und wollte etwas
ausführen; die wirtschaftliche Frage war ihm gleichgültig:
ob verkäuflich, »zweckmäßig«, üblich oder nicht, danach
fragte er nicht, — er hatte nur den Drang: etwas zu
schaffen, das seinem Handwerk Ehre machen könnte. .
Dies ist heute ein »Wunder« . . — Einmal kam auch ein
Bauherr und ließ eine große Sache bearbeiten. Nach
langer Arbeit war ein Projekt fertig. Der Bauherr freute
sich, — hatte aber kein Geld zur Ausführung. Als der
fleißige Architekt die Rechnung für seine Baupläne
brachte, erwiderte der Bauherr freundlich, aber bestimmt,
daß »wohl ein Irrtum vorläge« . . Dies ist Tatsache; im
Grund genommen aber eigentlich — auch ein »Wunder«..
*
Auftraggeber, deren Wünsche so geordnet sind
und sich so ordnen lassen, daß etwas Ordentliches daraus
entstehen kann, sind selten. Wenn die Architekten
ihrerseits weniger Wünsche, dafür aber einen umsoklareren
Willen hätten, wäre keine Gefahr. So aber können zumeist
nur »Konglomerate« von allerlei Absichten entstehen,
»Bastarde« an Häusern, Möbeln und an Gegenständen ..
★
Der Architekt sollte heute alle Auftraggeber, —
auch die reichsten, — auf eine einfache, selbstverständ-
liche und »natürliche« Lebensform hin beeinflussen,
ihnen aber den Reiz »kleiner Dinge« näher bringen und
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ARCHITEKT MAX W1EDERANDERS — MÖNCHEN BLICK IN DEN HOF DES LICHTBILD-HAUSES
DER ARCHITEKT UND SEINE ARBEIT
GEDANKEN VON MAX WIEDERANDERS
Ein »Kino« aus — Papiermasse! Mehr ist das Kino
im Grunde vorläufig auch nicht wert . . Warum ist
ein Kino ein so unangenehmer Aufenthalt? Einmal ist
der Raum hell, einmal dunkel, — ohne daß man jemals
genau weiß, wo die freie Luft, die Straße und die Sonne
ist. Zur Behebung dieser störenden »Raum-Unsicherheit«
im Kino ist auf der »Gewerbeschau«, — allerdings noch
versuchsweise, — ein Lichtbild-Vorführungsraum ent-
standen, der durch bunte Fenster gedämpftes Tageslicht
und, bei indirekt brennendem Licht, trotzdem eine licht-
starke Vorführung ermöglichte . . Was dort übrigens an
technischen und wissenschaftlichen Filmen gezeigt wurde,
ließ den Wunsch rege werden, daß in den Groß-Städten
wenigstens immer ein Kino zu finden sein möge, in
dem man derartig treffliche Dinge zur Anregung, zur
Erbauung und erfreulichen Belehrung sehen könnte! . .
Die rechte »Fühlung«, die rechte Zusammen-Arbeit
zwischen guten Handwerkern und guten Architekten
ist bei dem Gelingen einer Sache so fruchtbringend und
ausschlaggebend, daß die Architekten keine Mühe und
Zeit sparen sollten, sich richtige »Mit-Handarbeiter« zu
suchen . . Ich für meinen Teil bin jedenfalls zur Erkennt-
nis gekommen, daß das theoretische Zeichnen langweilt,
und nur aus einer Werkstatt-Zeichnung und Mitarbeit
in der Werkstatt das wirklich reife Stück entsteht.
1922. XII. 3.
Es kam einmal ein Handwerker und wollte etwas
ausführen; die wirtschaftliche Frage war ihm gleichgültig:
ob verkäuflich, »zweckmäßig«, üblich oder nicht, danach
fragte er nicht, — er hatte nur den Drang: etwas zu
schaffen, das seinem Handwerk Ehre machen könnte. .
Dies ist heute ein »Wunder« . . — Einmal kam auch ein
Bauherr und ließ eine große Sache bearbeiten. Nach
langer Arbeit war ein Projekt fertig. Der Bauherr freute
sich, — hatte aber kein Geld zur Ausführung. Als der
fleißige Architekt die Rechnung für seine Baupläne
brachte, erwiderte der Bauherr freundlich, aber bestimmt,
daß »wohl ein Irrtum vorläge« . . Dies ist Tatsache; im
Grund genommen aber eigentlich — auch ein »Wunder«..
*
Auftraggeber, deren Wünsche so geordnet sind
und sich so ordnen lassen, daß etwas Ordentliches daraus
entstehen kann, sind selten. Wenn die Architekten
ihrerseits weniger Wünsche, dafür aber einen umsoklareren
Willen hätten, wäre keine Gefahr. So aber können zumeist
nur »Konglomerate« von allerlei Absichten entstehen,
»Bastarde« an Häusern, Möbeln und an Gegenständen ..
★
Der Architekt sollte heute alle Auftraggeber, —
auch die reichsten, — auf eine einfache, selbstverständ-
liche und »natürliche« Lebensform hin beeinflussen,
ihnen aber den Reiz »kleiner Dinge« näher bringen und