Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0281
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Lang, Hugo: Von Form und Wesen
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INNEN-DEKORATION
269
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RATH & BALBACH. ARCHITEKT CARL MÜLLER
BLICK IN DIE GARDEROBE IM HAUSE W.
VON FORM UND WESEN
Ehrerbietung ohne Form«, kündet der kluge Kon-
futse, »wird Kriecherei, Vorsicht ohne Form wird
Furcht, Mut ohne Form wird Auflehnung, Aufrichtigkeit
ohne Form wird Grobheit. Bei wem der Gehalt die Form
überwiegt, der ist ungeschlacht, bei wem die Form den
Gehalt überwiegt, der ist ein Schöngeist. Nur der, bei
dem Form und Gehalt im Gleichgewicht stehen —
nur der ist ein Edler . . Einer sprach: Dem Edlen kommt
es auf das Wesen an und sonst auf nichts. Was braucht
er sich um die Form zu kümmern! Darauf erwidert kurz
der andere: Bedauerlich ist diese Rede über den Edlen.
Die Form ist Wesen, das Wesen ist Form.«
»Seele und Leib, Leib und Seele — welche Mysterien!«
schreibt zweieinhalb Jahrtausende später Oskar Wilde:
»In der Seele brüten viele Reste der Tierheit; der Leib
hinwieder hat seine Augenblicke der Geistigkeit, die
Sinne können sich verfeinern, der Geist steigt manchmal
zur Tierheit nieder . . Die Trennung des Geistes von der
Materie ist ein Mysterium, — und der Einklang des Geistes
mit der Materie ist nicht minder ein Mysterium.« Und
ein andermal: »Alle Kunst ist beides zugleich: Ober-
fläche und Symbol . . Die Form ist das Geheimnis des
Lebens. Beginne damit, die Form zu verehren, und alle
Geheimnisse der Kunst entschleiern sich deinen Blicken,« L,
1923 VIII. 2.
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RATH & BALBACH. ARCHITEKT CARL MÜLLER
BLICK IN DIE GARDEROBE IM HAUSE W.
VON FORM UND WESEN
Ehrerbietung ohne Form«, kündet der kluge Kon-
futse, »wird Kriecherei, Vorsicht ohne Form wird
Furcht, Mut ohne Form wird Auflehnung, Aufrichtigkeit
ohne Form wird Grobheit. Bei wem der Gehalt die Form
überwiegt, der ist ungeschlacht, bei wem die Form den
Gehalt überwiegt, der ist ein Schöngeist. Nur der, bei
dem Form und Gehalt im Gleichgewicht stehen —
nur der ist ein Edler . . Einer sprach: Dem Edlen kommt
es auf das Wesen an und sonst auf nichts. Was braucht
er sich um die Form zu kümmern! Darauf erwidert kurz
der andere: Bedauerlich ist diese Rede über den Edlen.
Die Form ist Wesen, das Wesen ist Form.«
»Seele und Leib, Leib und Seele — welche Mysterien!«
schreibt zweieinhalb Jahrtausende später Oskar Wilde:
»In der Seele brüten viele Reste der Tierheit; der Leib
hinwieder hat seine Augenblicke der Geistigkeit, die
Sinne können sich verfeinern, der Geist steigt manchmal
zur Tierheit nieder . . Die Trennung des Geistes von der
Materie ist ein Mysterium, — und der Einklang des Geistes
mit der Materie ist nicht minder ein Mysterium.« Und
ein andermal: »Alle Kunst ist beides zugleich: Ober-
fläche und Symbol . . Die Form ist das Geheimnis des
Lebens. Beginne damit, die Form zu verehren, und alle
Geheimnisse der Kunst entschleiern sich deinen Blicken,« L,
1923 VIII. 2.