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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Lang, Hugo: "Mensch und Essen"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0263

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INNEN-DEKORATION

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LUDWIG KOZMA — BUDAPESTER WERKSTATTE

SPEISE-ZIMMER. »HAUS EINES KUNSTFREUNDES«

»MENSCH UND ESSEN«

Es ist ein trockener Bissen, daran man sich genügen
läßt, besser denn ein Haus voll Geschlachtetes mit
Hader«, — so kündet der weise König Salomo . . »Eine
immer heiße Küche, — behauptet ein Menschenkenner,
— ist das sicherste Mittel, auch die kältesten Menschen
zu unseren wärmsten Freunden zu machen«. »Die Men-
schen«, orakelt boshaft der geistvolle Oskar Wilde, —
»sind Bestien; darum ist es höchst wichtig, die Kerle gut
zu füttern. Ein guter Koch vermag Wunder zu wirken« ..
Der Koch, der ein von Antonius zu Ehren Kleopatras
veranstaltetes Mahl bereitete, erhielt eine ganze Stadt
zum Lohn für seine Leistung .. Lukullus, — durch seine
schlemmerhaften Mahlzeiten berühmter als durch seine
Kriegs-Taten, — hatte Speisezimmer nach dem Range
seiner Gäste und nach der Kostbarkeit des Mahles. Er
pflegte seinem Haushofmeister nur das Zimmer zu nennen,
in dem er speisen wollte, — so war alles übrige bereits
bestimmt . . Heliogabal erfand eine Austern-Soße . . Der
Hunnen-König Attila bewirtete seine Gäste auf goldenen
Tellern, er selbst begnügte sich aber mit einem Holzteller.

König Heinrich VIII. von England schenkte einer Frau,
die ihm einen Pudding nach seinem Geschmack gekocht
hatte, zur Belohnung dafür die Einkünfte eines ganzen
Klosters . . Liselotte von der Pfalz sah einmal, wie Lud-
wig XIV. bei einer Mahlzeit: 4 Teller Suppe, 1 ganzen
Fasan, 1 Rebhuhn, 1 großen Teller Salat, 1 Teller Irish
Stew, 2 gute Stück Schinken, 1 Teller Pfauen-Hache,
sowie Obst und Konfitüren zu sich nahm . . Der Kar-
dinal Richelieu erfand die Mayonnaisen-Soße . . Die In-
thronisation eines Erzbischofs Neville wurde durch ein
Bankett gefeiert, bei dem u. a. 3000 Gelee - Gerichte,
2000 Eierspeisen, 400 Schwäne, 103 Schweine, 103
Ochsen aufgetragen wurden . . Das Menü der Hannover-
schen Hoftafel am Sonntag, den 13. Juni 1647 brachte:
als ersten Gang: 2 Weinsuppen, Rehrücken, gebratene
Vögel, Karpfen, Pasteten, gefüllte Lammsbrust, Rotkohl,
Wildschweinschinken, Kalbsbraten, Welschhuhn, junge
Hühner, Rindfleisch, Karauschen. Als zweiten Gang:
Lammbraten, Feigentorte, Spritzkuchen, Hecht, Hirsch-
wildpret, Artischoken, Rindfleisch mit Klößen, Kalb-
fleisch, Sauerbraten, Krebse, Spanferkel, Kalbskaldaunen
und Ochsenklauen .. Darauf folgte dann das Dessert .. L,

1928. VII. 9,
 
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