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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Die Wohnkultur - und die Frau
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0053

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DIE WOHNKULTUR - UND DIE FRAU.

die frau als fordernde kraft.

Am Anfang des 17. Jahrhunderts war es in Frankreich,
L — in dem damals politische und wirtschaftliche Re-
formen im Vordergrunde des Interesses standen, — eine
geistreiche Frau, die berühmte Marquise v. Rambouillet,
die es zu Stande brachte, der Pflege der Häus-
lichkeit erhöhte Anteilnahme zu gewinnen und in der
damaligen Verwahrlosung Wandel zu schaffen. . »In ihr«,
— erzählt Georg Hirth, — »vereinigte sich weibliche
Anmut mit männlichem Verstand. In ihrem Hause, dem
»Hotel Rambouillet«, schuf sie nicht nur einen Mittel-
punkt für die gebildete Welt, sie verstand es nicht nur,
die gesellschaftliche Liederlichkeit durch einen sublimen
Kultus der Freundschaft zu ersetzen, die Sitten zu ver-
feinern und den höchsten geistigen Interessen einen sicheren
Halt zu geben, sondern sie betätigte sich auch als Ge-
stalterin ihres Heims. Die klare Anordnung der hellen
freundlichen Zimmer, wie der Treppen und Vorsäle, die
Möblierung und Dekoration waren ihr eigenstes Werk«.
Die Einrichtung des Hauses Rambouillet diente in manchem
sogar als Vorbild für den Bau des Luxembourg .. Mit ihren
Töchtern hielt die Marquise ihre einflußreiche Stellung als
Reformatorin der Pariser Gesellschaft durch ein halbes
Jahrhundert aufrecht, in ihrem Hause verkehrten die mar-
kantesten Geister der Zeit. »Die Gestalt dieser Frau über-
strahlt mit ihrem milden Glänze manche politische Größe

ihrer Zeit; ihr Platz ist unmittelbar neben den größten
Dichtern, Philosophen und Künstlern ihres Volkes.« . .
Vielleicht ist es von Nutzen, heute auf dieses Vorbild
wieder hinzuweisen ? Manche kluge und mit Glücksgütern
gesegnete Frau wäre wohl heute in der Lage, — wenn
auch nicht in jenem Umfang, so doch in der gleichen
Richtung zu wirken, auf ebensolche Weise die Pflege der
Lebensform und Wohnkultur durch das eigene Vor-
bild zu fördern und zu heben. Man sieht: es winkt ein
nicht geringer Lohn für solche geistige Aktivität: dauern-
der Ruhm! . Und wie in jenen höheren geistigen Zirkeln,
so vermag auch im bescheidenen kleinen Kreise die an
der Kultur-Erhöhung interessierte, rege Frau unendlich
viel mitzuhelfen als fördernde Kraft in dem Ringen
um gediegenere Lebensform . . Für sie alle mögen dann
Georg Hirths galante Worte gelten, die er d e n Frauen
widmet, die uns das Leben lebenswert machen: »Was
wären wir Männer mit all unsern Gedanken und Büchern

— ohne die Frauen? . . Sie sind nicht nur die Leuchte
unseres Lebens, nicht bloß der Stab, an welchem unsre
Reben blühen, die Bienen, welche unsre Waben mit
süßemHonig füllen, nicht bloß die anmutigen Gärtnerinnen,
die uns himmlische Rosen ins irdische Leben flechten,

— sie sind auch die talentvollen Gestalterinnen unseres
Heims, die Hüterinnen unserer Häuslichkeit.« . . . i. d.

entwurf
architekt
jean krämer
in berlin

wandtisch
mit aufsatz
im empfangs-
zimmer b.

ausführung des wandtisches in dunkel-nussbaumholz poliert

1022 I.-TL i
 
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