Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0285
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Foerster, Karl: "Von Mensch und Blume"
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INNEN-DEKORATION
273
rath & balbach—köln. archit. carl müller
zimmer der tochter. frisiertisch. haus m.
»VON MENSCH UND BLUME«
Wer einen gewissen Kultus von Blume und Blu-
men-Behälter in seinem Hause nicht für wichtig
genug hält, um ihm Raum in seinem Leben zu gönnen,
der verzichtet auf viel größere und merkwürdigere Dinge,
als man ihm sagen kann; er ist ein Verschwender und
läßt alljährlich ganze Welten schlummernder, wartender
Freuden weiterträumen.. Der Blumengarten spendet gerne
aus seiner Füllendem liebenden Menschen. Blumen schnei-
den und ihnen ihre rechten Gefäße und Nachbar-Blu-
men, ihre rechten Stätten im Wohnraum geben, heißt:
sie aus einer vergänglicheren Sphäre in eine unvergäng-
lichere pflanzen und verwurzeln; das Messer schneidet
wohl die Stiele, — aber ein tieferes Band zwischen dem
Pflanzen-Wesen und dem Lebendigsten der Welt, —
dem Menschen-Herzen wird geknüpft, karlfoerster.
★
SCHAUEN UND FÜHLEN: Nur wer die Schön-
heit zu schauen gelernt hat, kann auch Schönes
schaffen, nur die für das Schöne empfindsame Hand kann
das Schöne gestalten. Wie viele wissen überhaupt, daß
ihre Hände die Schönheit der Dinge fühlen können, daß
es Erlebnis ist, ausdrucksvolle Rundungen und Kanten
in rhythmischer Folge abzutasten? Wie man sich ruhevoll
sammeln muß, um zu »be-schauen«, so muß man sich auch
Zeit nehmen, einen Gegenstand zu »be-greifen«. Die
Sprache weist uns den Weg: durch Begreifen kommen
wir zum Erfassen, Verstehen, zum Erlebnis, erschließt
sich uns die Schönheit der Dinge . . karla meyer-celle.
273
rath & balbach—köln. archit. carl müller
zimmer der tochter. frisiertisch. haus m.
»VON MENSCH UND BLUME«
Wer einen gewissen Kultus von Blume und Blu-
men-Behälter in seinem Hause nicht für wichtig
genug hält, um ihm Raum in seinem Leben zu gönnen,
der verzichtet auf viel größere und merkwürdigere Dinge,
als man ihm sagen kann; er ist ein Verschwender und
läßt alljährlich ganze Welten schlummernder, wartender
Freuden weiterträumen.. Der Blumengarten spendet gerne
aus seiner Füllendem liebenden Menschen. Blumen schnei-
den und ihnen ihre rechten Gefäße und Nachbar-Blu-
men, ihre rechten Stätten im Wohnraum geben, heißt:
sie aus einer vergänglicheren Sphäre in eine unvergäng-
lichere pflanzen und verwurzeln; das Messer schneidet
wohl die Stiele, — aber ein tieferes Band zwischen dem
Pflanzen-Wesen und dem Lebendigsten der Welt, —
dem Menschen-Herzen wird geknüpft, karlfoerster.
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SCHAUEN UND FÜHLEN: Nur wer die Schön-
heit zu schauen gelernt hat, kann auch Schönes
schaffen, nur die für das Schöne empfindsame Hand kann
das Schöne gestalten. Wie viele wissen überhaupt, daß
ihre Hände die Schönheit der Dinge fühlen können, daß
es Erlebnis ist, ausdrucksvolle Rundungen und Kanten
in rhythmischer Folge abzutasten? Wie man sich ruhevoll
sammeln muß, um zu »be-schauen«, so muß man sich auch
Zeit nehmen, einen Gegenstand zu »be-greifen«. Die
Sprache weist uns den Weg: durch Begreifen kommen
wir zum Erfassen, Verstehen, zum Erlebnis, erschließt
sich uns die Schönheit der Dinge . . karla meyer-celle.