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Bunsen, Marie von: Vom Gästezimmer-Stil
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0330
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I NN EN-DEKOR ATI ON
PROF- DR. JOSEF FRANK-WIEN. BÜCHERSCHRANK UND EINFACHE VITRINE FÜR EIN WOHNZIMMER
VOM GÄSTEZIMMER-STIL
Ein Fremdenzimmer braucht keinen Sonderton, keine
Eigenart aufzuweisen, denn in ihm folgen sich in be-
wegter Abwechslung die Gäste... Ganz schlicht, eng um-
rissen ist seine künstlerische und ethische Aufgabe, das
Gast-Zimmer sei nur: behaglich und freundlich. . .
Sichere, wenn auch unaufregende Rezepte: Etwa eine
weiße Tapete mit kräftiger Rosenborte, weiße, mit rosen-
farbenen Bändern zusammengehaltene Vorhänge, ein tief-
roter, das Morgenlicht abblendender Rollvorhang aus
Kattun oder Seide, weiße Möbel, kräftige purpurrote Be-
züge oder ein Rosenmuster-Cretonne. Weißes Geschirr
mit einem rosaroten Streifen, rot gemusterte Matten.
(Oder dieses gleiche Schema mit Efeublätterborte; alles
in Weiß und Grün.) Oder einfache Tannenholzmöbel
mit Vorhängen, Bettdecken, Möbelbezügen aus einem
frischfarbig gemusterten Waschstoff, die Tapete im glei-
chen frischen Ton.. Was den Bildschmuck betrifft, so er-
fasse man die günstige Gelegenheit, jene zur Hochzeit
geschenkten Bilder, ehrenvoll unterzubringen . . Selbst-
verständlich wird man Blumen in sorgfältig gewählten
Vasen hinstellen, auch vergesse man nicht leere Blumen-
gläser. Landmenschen ahnen gar nicht, wie es ihre städti-
schen Besucher beglückt, die am Wegrain selbstge-
pflückten Kornraden, Winden und Skabiosen, den Aka-
zien- oder Ebereschen-Zweig selber im Glas zu ordnen . .
Manche Landhaus - Besitzer können sich auf das Be-
quemste ein eigenartiges und gefälliges Fremdenzimmer
einrichten. Man sammle aus allen entlegenen Räumen,
Fluren, Nebengebäuden, Speichern Altfränkisches zu-
sammen. Aber der Zeitstil werde möglichst auf das
Genaueste durchgeführt. So die Möbel, Möbelbezüge,
Vorhänge und Teppiche, so die Lithographien und Stiche.
Auf dem Schreibtisch etwa die altmodische Schreib-
Mappe, der geschnitzte alte Elfenbein-Federhalter. In
diesem Zimmer gestatte man dem alten Gärtner nach
Herzenswunsch den korbgeflochtenen, braunlackierten
I NN EN-DEKOR ATI ON
PROF- DR. JOSEF FRANK-WIEN. BÜCHERSCHRANK UND EINFACHE VITRINE FÜR EIN WOHNZIMMER
VOM GÄSTEZIMMER-STIL
Ein Fremdenzimmer braucht keinen Sonderton, keine
Eigenart aufzuweisen, denn in ihm folgen sich in be-
wegter Abwechslung die Gäste... Ganz schlicht, eng um-
rissen ist seine künstlerische und ethische Aufgabe, das
Gast-Zimmer sei nur: behaglich und freundlich. . .
Sichere, wenn auch unaufregende Rezepte: Etwa eine
weiße Tapete mit kräftiger Rosenborte, weiße, mit rosen-
farbenen Bändern zusammengehaltene Vorhänge, ein tief-
roter, das Morgenlicht abblendender Rollvorhang aus
Kattun oder Seide, weiße Möbel, kräftige purpurrote Be-
züge oder ein Rosenmuster-Cretonne. Weißes Geschirr
mit einem rosaroten Streifen, rot gemusterte Matten.
(Oder dieses gleiche Schema mit Efeublätterborte; alles
in Weiß und Grün.) Oder einfache Tannenholzmöbel
mit Vorhängen, Bettdecken, Möbelbezügen aus einem
frischfarbig gemusterten Waschstoff, die Tapete im glei-
chen frischen Ton.. Was den Bildschmuck betrifft, so er-
fasse man die günstige Gelegenheit, jene zur Hochzeit
geschenkten Bilder, ehrenvoll unterzubringen . . Selbst-
verständlich wird man Blumen in sorgfältig gewählten
Vasen hinstellen, auch vergesse man nicht leere Blumen-
gläser. Landmenschen ahnen gar nicht, wie es ihre städti-
schen Besucher beglückt, die am Wegrain selbstge-
pflückten Kornraden, Winden und Skabiosen, den Aka-
zien- oder Ebereschen-Zweig selber im Glas zu ordnen . .
Manche Landhaus - Besitzer können sich auf das Be-
quemste ein eigenartiges und gefälliges Fremdenzimmer
einrichten. Man sammle aus allen entlegenen Räumen,
Fluren, Nebengebäuden, Speichern Altfränkisches zu-
sammen. Aber der Zeitstil werde möglichst auf das
Genaueste durchgeführt. So die Möbel, Möbelbezüge,
Vorhänge und Teppiche, so die Lithographien und Stiche.
Auf dem Schreibtisch etwa die altmodische Schreib-
Mappe, der geschnitzte alte Elfenbein-Federhalter. In
diesem Zimmer gestatte man dem alten Gärtner nach
Herzenswunsch den korbgeflochtenen, braunlackierten