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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 33.1922

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Wiethüchter, R.: Ornament und Erlebnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.10456#0402

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INNEN-DEKORATION

RUDOLF ALEXANDER SCHRÖDER—BREMEN

KLEINER TEETISCH IM SPEISEZIMMER

ORNAMENT UND ERLEBNIS

Unser neuzeitliches Kunst - Schaff en will zurück zur
Natur, — jedoch in einem ganz anderen Sinne, wie
es die Renaissance-Künstler und alle ihre Nachfolger auf-
faßten«, — so urteilt Prof. Wiethüchter im »Pelikan«.
»Zwar glaubt die moderne Künstlerschaft, ihr Streben
als »Anti-Naturalismus« ausgeben zu müssen, im Grunde
aber ist es das Sehnen der Gegenwarts-Generation, den
falschen Naturalismus zu überwinden . . Es ist des
Künstlers Berufung, aus seiner Seele unmittelbar Bild-
liches zu gestalten. Und dies wird um so künstlerischer
sein, jemehr es »Natur« wiedergibt, das heißt aber nicht
ihr Außeres, Vergängliches, — sondern ihr Gestaltungs-
Prinzip . . »Die feste Ordnung der Natur hat unser Vor-
bild zu sein«, lehrt Konfutse . . Ornamentieren ist
nun ein freies Bilden subjektiver Phantasie. Die Gestal-
tung im Ornament kann nicht sein die Wiedergabe von
Außenformen der Natur, oder deren »Stilisierung«. Viel-
mehr kommt in seinem Wesenhaften die innere Ge-
setzlichkeit allen Lebens zum formalen Ausdruck.

Das Ornament wird auch mißverstanden, wenn man seiner
Formalistik oder seinem Dasein »Funktionen« unter-
schiebt, des Tragens, Stützen, Spannens usw. Das Orna-
ment soll nichts »tun« und nicht »betonen«, — es soll
nur »sein«, — im Sinne eines reinen Kunstwerks. Die Or-
namentik ist — oder muß werden, — was sie im Orient
immer war: lebendige Dichtung, unzertrennbar verbunden
mit allem freien Schöpfertum, und darum über allem
»Zweck« erhaben . . Man mag sie anwenden, doch in
keinem anderen Sinn, wie man eine Blume als Schmuck
oder das Stimmliche des Kehlkopfes als Gesang anwendet.

»In der Natur«, — schreibt an derselben Stelle Richard
L i s k e r, » sehen wir überall ornamentale Wirkungen. Diese
Ornamente der Natur sind Glied des Ganzen und bilden
mit ihm eine Einheit; in der Hauptsache für uns Hiero-
glyphen, sind sie jedoch zweifellos Ausdrucksformen
der Wesenheit ihrer Träger, — vergleichbar der Hand-
schrift eines Menschen . . Wenn der moderne, durch Ver-
stand und Begriff versklavte Mensch es fertig bringt,
 
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