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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 20,2.1907

DOI Heft:
Heft 16 (2.Maiheft 1907)
DOI Artikel:
Lamprecht, Karl: Beethoven, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8626#0237

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gelassen hat, scheint ein Lied in der Luft zu hängen. Fridthjofs
Vater läßt seinen Grabhüge! dem des alten Königs Bele gegenüber
errichten, damit er sich über das Wasser hinweg mit ihm besprechen
kann von den Dingen, die geschehen. Man fühlt, wie das sein
Leben erfüllt hat. Der Grabhügel des Thorolf Hinkefuß, des boshaften
Vaters des Goden Arnkel, wird eine gefährliche Gespensterstätte. Der
alte Hrapp in der Vorgeschichte der Laxdoela läßt sich stehend an der
Tür des Hauses begraben, damit er sein Gehöft übersehen kann.
Der ehrgeizige Odd in der Hühnerthorirgeschichte auf die Höhe des
Berges, daß er über den ganzen Gau hinschauen kann.

Hiermit wollen wir abbrechen. Ls muß genügen, um in die
Besonderheiten der Isländergeschichten einzuführen und zugleich das
innere Werden einer Kunft und ihrer Mittel aus den Besonder-
heiten des Inhalts einer-- und der Lebensbedingungen andererseits
an einem Beispiel zu zeigen.

Florenz Arthur Bonus

BeeLhoveu*

In Ehrfurcht beugen wir uns vor dem Namen Beethoven. In
Ehrfurcht vor allem vor dem Menschen. Denn wenn ein Mensch ein
Kämpser gewesen ist, so war er es. Sein Vater war ein Trunkenbold,
und auch ihm selber hat der Wein verführerisch gewinkt. Er ist der
Gesahr Herr geworden; und erblich belastet ist er mit einer Willens-
kraft den Weg zu den Sternen gezogen, die flüchtigen Schlachtenmut
aufwiegt. Dazu drohten seinem Genius feinere, nicht minder ver-
derbliche Gefahren. Eine übertriebene Gewifsenhaftigkeit ließ ihn zeit-
lebens für Verwandte forgen, die feiner Hilfe nicht wert waren,
und unzählige Disharmonien der täglichen Lebensführung waren die
Folge. Eine glühende Liebe zum Weibe hat ihn von Schwärmerei zu
Schwärmerei geführt: wie hat er sich stets nach einer glücklichen Ehe
gesehnt: es kam nur zu leidenschaftlichen Lrgüssen in der Weise des
Briefes an die unsterbliche Geliebte: dauernd einsam zog der Lin-
same seines Weges. Und zu alledem noch das furchtbare Schicksal,
daß das größte musikalische Genie der west- und mitteleuropäischen
Welt früher Schwerhörigkeit und bald der Taubheit verfiel! Ilnd dies,
aus den edelsten Beweggründen, jahrelang selbst den Freunden ver-
schwieg! „Noch war's mir nicht möglich, den Menschen zu sagen:
Sprecht lauter, schreit, denn ich bin taub! Ach wie wäre es möglich,
daß ich damit die Schwäche eines Sinnes zugeben sollte, der bei
mir in einem vollkommeneren Grade als bei andern sein sollte,
einen Sinn, den ich einst in der größten Vollkommenheit besaß, in
einer Vollkommenheit, wie ihn wenige von meinem Fache gewiß
haben, noch gehabt haben! O, ich kann es nicht! Darum, Freunde,
verzeiht, wenn ihr mich da zurückweichen sehen werdet, wo ich mich
gerne unter euch mischte. Doppelt wehe tut mir mein Uuglück, indem

* Aus einem Ergänzungsbande zu Lamprechts bei Hehfelder zu
Freiburg i. Br. erschienener „Deutscher Geschichte", einem Werk, auf das
wir unsern Leserkreis wegen der Fülle von Aufschlüssen und Anregungen
immer wieder hinweisen möchten, die auch er darin finden wird. A



2. Maiheft OO?

189 s
 
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