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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Jessen, Jarno: Raffael Schuster-Woldan
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Giesecke, Albert: Antike Gemmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0020

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RAFFA EL SCHUSTER- WOLD AN

gebung, und dem großen Stoff fehlt eine
geistig zwingende Auffassung, eine originelle
Gestaltung. Schuster-Woldan wird erproben
müssen, ob seinem Pinsel das dekorative
Genie eines Boucher nicht entsprechender
ist, ob er überhaupt nicht weiser Porträt
und Genre pflegt. In der Beschränkung zeigt
sich erst der Meister, und Vieles, das wir
diesem Künstler danken, weckt den Wunsch
nach seiner rechten Selbstkritik.

A

NTIKE GEMMEN.

italienerhuendchen roemisch

In jüngster Zeit ist der deutsche
Bürger von verschiedenen Seiten,
die den allerneuesten Richtungen in der Kunst
nahestanden, vor einer Überschätzung der an-
tiken Kunst gewarnt worden. Irgend ein über-
eifriger spekulativer Kopf hatte bemerkt, daß
die eingebürgerte Hochschätzung der Kunst
der alten Völker nicht mehr zeitgemäß sei;
scher Umgebung ist ein Hohelied des Glückes, und wie es am besten sei, unsere Museen mit
und trotz allen erotischen Rausches ist auch ihrer Fülle an Kunstwerken aus vergangenen
hier die Stimmung „keusch und das Herz voll Zeiten von Grund auf zu zerstören. Damit
Sehnsucht." die Meisterwerke der Allerjüngsten gebührend

Bei einem Maler von der Veranlagung gewertet werden könnten, müßte vor allen
Schuster-Woldans ist der Hang nach gedämpftem Dingen unser Glaube an die Überlegenheit des
Kolorit erklärlich. Er hat uns Vollakkorde in hellenischen Geistes und der hellenischen Kunst
Farben gespendet und sehr besondere Wohl- aus unsern dumpfen Hirnen ausgetrieben
klänge, seinem koloristischen Geschmack dankt werden. Wenn allerdings unsere deutsche
er die größten Erfolge. In den letzten Schaffens- Bildnerei in sklavischer Abhängigkeit von antiken
jähren ist aber auch ein Hang nach grauen Vorbildern dahinvegetieren sollte, so wäre ein
Und grünlichen Färbungen eingetreten, etwas solcher Angriff, trotz seiner Übertreibungen,
Leichenfarbenes, Aschfahles trübt die Blutwärme wie ein reinigendes Gewitter zu begrüßen. Dann
seiner Menschen, die Leuchtfülle der Natur, wird eine von den Werken des Mittelalters und
Von dieser Aschermittwochstimmung
möchten wir ihn befreit sehen, und
es gibt letzte Schöpfungen, die wie
der Weg ins Freie wirken.

Mehr und mehr scheint die Raum-
malerei zum höchsten Ehrgeiz des
Künstlers zu werden. In dem Bundes-
ratsaal des Berliner Reichstages durfte
er eine schwere Probe für diese Be-
fähigung liefern. Sie wurde durch
ungünstige Raumverhältnisse und Be-
leuchtung zu einer nicht geringen
Selbstprüfung. Er hat seine Aufgabe
jedenfalls ehrenvoll gelöst. Es gibt
Gruppen und Einzelgestalten von hoher
Schönheit in diesem Zyklus, der den
Gang der deutschen Kulturentwicklung
verherrlicht. Auch hierbei kommen
die Namen der Renaissance-Klassiker
auf unsere Lippen, aber es gibt auch
perspektivische Fehler, Wunderlich-
keiten der Allegorisierung und Form- widder archaisch (6.jahrh. v.Chr.)

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