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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Jessen, Jarno: Raffael Schuster-Woldan
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Die Zukunft der deutschen Kunst, [1]: eine Umfrage
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0029

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DIE

ZUKUNFT DER DEUTSCHEN KUNST

EINE UMFRAGE.

Ä'

m Beginn unseres dritten Jahrgangs können wir unseren Lesern das Ergebnis einer
besonders interessanten und außerordentlich aktuellen Umfrage mitteilen.
In der letzten Zeit haben sich bekanntlich Bewegungen und Gruppen heraus-
gebildet, welche „eine Kunst der Zukunft" schaffen oder doch vorbereiten wollen;
die revolutionärsten Bahnen sind dazu eingeschlagen worden. Jede dieser Gruppen
sucht auf einem anderen Wege ihr Programm durchzusetzen, allen gemeinsam ist nur
die Abwendung von der Natur. Diese neuen Gruppen versuchen sich als Experi-
mentisten aller Art: die einen kehren zu den primitivsten Äußerungen der Kunstübung
zurück, die anderen wollen das gleichzeitige Geschehen des Lebens durch Linien-
labyrinthe darstellen, wieder andere tasten nach „subjektiven" Farbenkompositionen, und
die übrigen „Eigentöner" suchen sich mit Mitteln durchzusetzen, für welche bisher
keine Möglichkeiten, sie als Kunst zu bezeichnen, gegeben waren.

Da die Führer dieser verschiedenen Bewegungen mit Emphase behaupten, daß sie
die „neue Kunst überhaupt" repräsentieren und sich ferner bereits in der Kritik und in
der weiteren Öffentlichkeit viele Stimmen dawider und dafür gemeldet haben, so war
es an der Zeit, einmal durch eine Umfrage

unter den hervorragendsten Repräsentanten unseres heutigen Kulturlebens

festzustellen, inwieweit sich die Meinungen mit dieser Frage beschäftigen und
ob es tatsächlich möglich wäre, diesen Strömungen irgendeine ernsthafte Be-
deutung für die Weiterentwicklung unserer deutschen Kunst und ihrer Zu-
kunft zuzumessen. Dabei glaubten wir uns nicht auf die bildenden Künstler und die
Kunstkenner allein beschränken zu müssen.

Eine Reihe bedeutender Männer des öffentlichen Lebens, der Großindustrie, der
Politik, der Wissenschaft, der bildenden Kunst und der Literatur haben unsere nach-
stehenden beiden Fragen beantwortet:

1. Welchen Eindruck machen auf Sie die Schöpfungen der
neuesten Kunstrichtungen: der Primitiven, der Kubisten, der
Futuristen, Expressionisten usw.?

2. Glauben Sie, daß in diesen Richtungen oder in einer von
ihnen die Zukunft der deutschen Kunst liegt?

Die in Anbetracht des Gegenstandes und der Persönlichkeiten höchst wichtigen
und bedeutsamen Antworten, die man wohl als Dokumente der Zeit betrachten
kann, übergeben wir nachfolgend der Öffentlichkeit, wobei wir unseren eigenen, übrigens
schon öfter betonten Standpunkt zu diesen Erscheinungen nicht zu wiederholen brauchen.

Den freundlichen Antwortgebern sei für ihre Äußerungen zu diesen vielerörterten
Problemen bestens gedankt.

Redaktion der „Kunstwelt"
 
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