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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Sörrensen, Wilhelm: Johann Adam Klein und Johann Christoph Erhard
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0330

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I

OHANN ADAM KLEIN UND }ö= so ist sie es umsomehr, wenn es sich um so

HANN CHRISTOPH ERHARD. VON zarte Dinge handelt wie die Kunst. Man kann

Dr. W. SÖRRENSEN. nicht vorsichtig genug sein mit der Verteilung

von Ursachen und Wirkungen, die ort genug

Die Breslauer Jahrhundert-Ausstellung 1913, (man denke an die französische Revolution!) ver-

die ja über das Historische hinaus einen Quer- wechselt werden. Und wer nur die sozusagen

schnitt durch die Kultur der Zeit um die Befrei- lautesten Resultate einer Zeit sieht, muß ein fal-

ungskriege zu geben suchte, hatte in einem kleinen sches Bild bekommen. Denn unter den oft jäh

Sonderraum graphische Blätter, Handzeichnungen und, man darf ruhig sagen, modemäßig wechseln-

und einige wenige Gemälde von zwei Künst- den Richtungen läuft eine langsam und ru-

lern ausgestellt, die einem größeren hig sich weiterbildende Unterströmung

Publikum ganz unbekannt wa- hin, die schließlich meist doch

ren: Klein und Erhard. Und wieder zu Tage tritt und herr-

den meisten Besuchern wa- sehend wird. So wie unter

ren sie eine Überraschung; der verstandesmäßig in

denn sie waren um Deutschland aufgenom-

1813 in voller Tätig- „^s^ menen Renaissance

keit, ja sie waren jäM^^BB^i " das urdeutsche go-

mitten darin in den f^fjlm wm tische Formenemp-

ewigen militäri- H) finden weiterlebt,

sehen Durchmär- J&Wr^^^lSKk BL*^ um im deutschen

sehen und Ein- %. Sj-mm WßrtWflBm : Barock eine neue

quartierungen 1| -v. y'^^HHQl^Hfc^^^^^^ Auferstehung zu

und zeichneten, ^^^^J^ß^^iL.^C:.:' /v^: feiern, so be-

was sie sahen. ^&WfwlUE^' ^-;''"^^^^^ steht unter der

Künstler zur Zeit ^'^Jtr f mm '''ifflK^ß importierten

der Blüte des / * f , '-m&Mfr: französischen

Klassizismus,des ^ /'«H Rokokokunst,

Empire-Stiles— l'#/ ■ß^mSBu die sich an die

und doch stille - ;~~-■- ^MmMs?' ^:-Miämt Höfe und die

und unbeirrbare Ws^' ■ ■ '• ^V^BIk: Kirche hält, das

Realisten! ' "Bii" '"**" 1''Iii - ''^^m^^^mSm bürgerliche Ro-

Wer den Ver- ' -^^^Kjj^^^^KlMi^^^^^m^^^^^^^S koko weiter, das,

lauf der Kunstge- ^9#I1lw ■w*''mi&' ' '' ^WmSr^mm weit weniger gra-

schichte, in große v^^^^^wM^^m^?I^^^W^^^SI^ ziös, stiller, wenn

Perioden eingeteilt, ''^^^^^^^^^Sff man will, gemüt-

flüchtig übersieht ^^^SB^SSMS^^^^^^^^^^^^ voller und auch

und sich an die be- ^IIP^^ philisterhafter ist. Sei-

kannten Stilschlagworte ne Wurzeln sind an-

hält, kennt jene Zeit des ^^PIBBö^mBH^^^ c'ere- niederländische

beginnenden 19. Jahrhun- Kunst, die ja im 18. Jahr-

derts als die Zeit der antiki- hundert dieTradition der gro-

schen Historien und des be- J°H- adam klein. Radierung ßen Zeit weiter pfieate, blieb

, ,, _ J. o. mansfeld (Bildnisse Kleins, Jahn 2) , ... , , 1 ° ' , ,

ginnendenNazarenertums.Das geschätzt und nachgebildet,
ist ein festes Vorstellungsbild: Wir dürfen nicht vergessen,
Das absterbende Rokoko, das vielen noch gleich- daß Rembrandt im 18. Jahrhundert seinen siche-
bedeutend ist mit der höfisch leichten und frivo- ren Verehrerkreis hatte, daß Bilder in seiner Art
len Kunst, wie sie von Frankreich ausging und die gemalt wurden, die heute oft genug als Werke
demnach eine letzte Entartung vergangener Kunst des Meisters angeboten werden und die zum
darstellte; dann die französische Revolution mit Teil in den Ausstellungen als „in Rembrandts
ihren politischen und künstlerischen Wirkun- Manier" bezeichnet, zum Teil aber als Fälschun-
gen; das Aufkommen des Klassizismus und gen hergestellt wurden, weil doch der bemittelte
die Mode des Empire-Stiles. Und dann folgt Liebaber, der ein „Cabinett" zu besitzen wünschte,
natürlich der Biedermeierstil mit seiner spieß- einen (mindestens!) Rembrandt haben mußte,
bürgerlichen und romantischen Kunst. Gewiß Also gerade wie heute, mutatis mutandis. Auch
mag das im Groben stimmen, allein wie die Radierungen des Meisters blieben geschätzt,
Einteilung in historische Perioden immer wurden nachgeahmt und, wir wissen das be-
zwangvoll und gleichsam grammatikalisch bleibt, stimmt, gefälscht. Das sei nur gesagt, um die

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