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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Gehri, Hermann: Zeichnerische Erziehung und Pinselkunst
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Der Kaiser-Friedrich-Museums-Verein in Berlin und seine Tätigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0780

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ZEICHNERISCHE ERZIEHUNG UND PINSELKUNS7

Das strenge sorgfältige Studium nach der
Natur soll nur dazu dienen, den Formenvorrat
zu bereichern und das Können zu stärken.
Denn leider muß dieser unser unvollkommener
Adam durch ständige Uebung und Arbeit an
sich selbst angespornt werden, damit er

DER KAISER-FRIEDRICH-MUSEUMS-
VEREIN IN BERLIN UND SEINE
TÄTIGKEIT. m%MQm£&&mMmmzm@mm

Unter den Einrichtungen des Berliner Sammel-
wesens, von dem in dieser Zeitschrift schon
öfter die Rede war, nimmt der Kaiser-Friedrich-
Museums-Verein eine sehr wichtige Stellung
ein. Von seiner Tätigkeit ist bisher wenig in
die 0 effentlichkeit gedrungen, und doch ist
diese nicht nur bedeutsam für die Berliner
Museen selbst, sondern auch die Einrichtung
des Vereines vorbildlich geworden und hat
vielerorts Nachahmungen gefunden.

Der Verein betrachtet es als seine Aufgabe,
wie sein Name besagt, den Ausbau der
Sammlungen des Kaiser - Friedrich - Museums
zu unterstützen, und diese Unterstützung besteht
in Schenkungen oder Leihgaben von Kunst-
werken, oder in Dahrlehen zur Ermöglichung
von Ankäufen durch die Museumsleitung. Die
enge Fühlung, die die Gesellschaft mit dem
Museum hat, kommt in ihrer Organisation zum
Ausdruck, indem nach den Satzungen der je-
weilige Direktor derSammlungen derGemäldeund
Skulpturen des Mittelalters und der Renaissance
ohne weiteres Mitglied des Vorstandes ist, und
auch der Generaldirektor der Königlichen Museen
zu allen Sitzungen eingeladen werden muß
und in ihnen beratende Stimme hat.

Exzellenz v. Bode, der Vater der Idee und
der Gründer der Gesellschaft, der auch heute
noch als ihr Leiter angesehen werden darf,
hat damit eine Einrichtung geschaffen, wie
sie einerseits den Bedürfnissen der Museums-
leitung, andererseits der besonderen Lage des
heutigen Kunstmarktes sich anpaßt. Durch
Bode ist das Kaiser-Friedrich-Museum gewisser-
maßen einer der Brennpunkte des gesamten
europäischen Kunsthandels geworden, weil sich
fast alle Händler des einschlägigen Gebietes
an ihn als den hervorragensten und vielseitigsten
Kunstkenner um Urteile über ihre Besitztümer
wenden, und weil sie ferner durch ihn oft
genug Käufer nachgewiesen erhalten oder er
selbstmitunter fürandere Erwerbungen macht. So
ist, während der 25 Jahre seiner Tätigkeit als
Leiter des Museums, manch wertvolles Kunst-
werk vor ihm als vor einem obersten Gerichts-
hof erschienen, und er hat oft genug bedauern

künstlerisch nicht herunterkommt, gleich einer
schwebenden Glaskugel, deren tragender
Wasserstrahl sachte nachläßt, so daß sie tiefer
und tiefer sinkt, sondern es muß dem tragenden
Strahl immer neue Kraft zugeführt werden,
so daß die Kugel oben in der Sonne funkelt.

Hermann Gehn'.

müssen, es nicht für sein Museum erwerben
zu können, weil die staatlichen Mittel nicht
ausreichten oder im gegebenen Moment er-
schöpftwaren. Dies warder Anlaß zur Gründung
des Vereins im Jahre 1897, auch folgender
Grund spielte eine gewisse Rolle dabei: Heute
lassen sich mit nicht zu großen Opfern noch
Meisterwerke erwerben, aber viele wandern
schon nach dem kapitalkräftigen Amerika, wo
sie dann für den europäischen Kunstmarkt
verloren gehen und außer Reichweite für die
europäischen Museumsleiter bleiben.

Um seine Handlungsfreiheit im Ankaufen
zu erweitern, gründete Bode den Verein. Da,
wo nun die Mittel des Staates nicht aus-
reichen, springt der Kaiser Friedrich-Museums-
Verein ein und streckt sie in Form von Dar-
lehen oder Vorschüssen vor. So konnte schon
manches wertvolle Kunstwerk in Berlin fest-
gehalten werden. Und waren die angebotenen
Kunstwerke nicht gerade für das Museum
wichtig, so doch einer Privatsammlung nicht
unwürdig, so daß der Verein auch wieder-
um die Berliner private Sammeltätigkeit
förderte. Ganz beträchtlich aber ist die Anzahl
der Gaben der Mitglieder des Vereins an das
Museum. Ihr Wert wurde bis 1906 auf eine
halbe Million Mark geschätzt, wozu noch die
Thiemsche Renaissance- und die Bodesche
Teppichsammlung kommen, und gewiß hat
er sich seither verdoppelt. Im Jahre 1906
betrug allein der Wert der Kunstwerke, bei
deren Ankauf der Verein den Museen durch
Darlehen behilflich war, nahezu 11 2 Millionen
Mark.

Durch die Beiträge seiner mehr als 100 Mit-
glieder, deren jedes einen jährlichen Beitrag
von über 500 Mark zahlt, kann sich der Verein
bedeutende Ausgaben gestatten, er verfügt
außerdem aber über einen eisernen Bestand
von einer Viertelmillion Mark. Wie wichtig
dieser ist, das zeigte sich schon bei ver-
schiedenen größeren Erwerbungen des Museums,
wo auf einmal Hunderttausende zu zahlen
waren, es kam recht deutlich bei der Erwerbung
des Altarbildes von Hugo van der Goes zum
Ausdruck: Um den Ankauf dieses seltenen
Kunstwerkes zu ermöglichen und die Konkurrenz
aus dem Felde zu schlagen, mußte die Kauf-
summe von 800 000 Mark gleich völlig erlegt

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