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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Aus der Mappe der Kunstkritik, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0661

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US DER MAPPE DER KUNSTKRITIK Böcklins Spiel der Wellen.

Kunst-und kulturgeschichtlich ist es ohneZwci- Das berühmte Bild war 1884 zuerst bei Gurlitt
fei recht interessant, lehrreich und oft auch er- ausgestellt, danach kam es in die große Aus-
baulich, die Meinungen der Kritik über einen be- Stellung, die damals im Polytechnikum das breitere
stimmten Künstler oder ein bestimmtes Kunstwerk Publikum anlockte. Bei beiden Gelegenheiten fand
unter sich zu vergleichen und festzustellen, wie weit das Werk die widersprechendsten Be-
dic Wege des Urteils oft auseinandergehen. Wenn urteilungen. Aus diesen mögen hier Stichproben
schon die Schätzungen von Gegenwartswerken in folgen, welche zeigen, wie man vor dreißig Jahren
ihren extremen Widersprüchen, die aus dem natür- über Böcklin dachte!

liehen Subjektivismus des Kritikers geboren werden, Die „Voss. Ztg." schrieb: „Die Freude an der
unendlich bezeichnend sind für die Umstrittenheit Größe, Kühnheit und Kraft der Phantasie, an dem
und den unsicher schwankenden Wert eines Werkes, ganz originellen prächtigen Humor in der Er-
das sich mitten im Gären und Werden der Zeit einen findung und Darstellung der Szene, an der
Platz erobern will, so ist es noch viel merkwürdiger, Schilderung des Wesens des Meeres, der schwarz-
zu sehen, wie sich vergangenes und blauen, schmeichlerischen und grausigen Wasser-
heutiges Urteil zueinander verhalten! Was wüste und an der großen Mehrzahl der Geschöpfe,
heute allgemein anerkannt ist —: wie wild war es mit welchen des malenden Dichters Geist sie be-
meist bei seinem Erscheinen vom Geschrei der völkerte, ist eher noch bei wiederholtem Anschauen
Meinungen umtobt! . . . gewachsen. Nicht Vielen ist's vergönnt, die Ge-
Wir wollen, wie im vorigen Heft der „Kunst- heimnisse der Tiefe so zu erspähen, wie Böcklins
weit" angekündigt, an dieser Stelle mit unseren ahnendes Poetenaug e."
Lesern von Zeit zu Zeit einen Blick in die kunst- Dagegen äußert sich der „Reichsbote": „Der
kritischen Labyrinthe von ehemals werfen, wobei ed!en Zeit wegen wollen wir nicht noch einmal
es manche amüsante Ueberraschung geben wird. .. dieses widerliche Phantasiegebilde
Heute beginnen wir mit Berliner vor unserem geistigen Auge vorüberziehen lassen."

Zeitungskritiken aus dem Jahre 1884 über Im „Deutschen Montagsblatt" las man: „Diese

eines der schönsten Besitztümer der Nationalgalerie: Fischleiber und Wasserkentauren hat selbst der
nämlich über: griechische Mythus nicht erdichtet, sie

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