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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Rebensburg, Heinrich: Friedrich Pautsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0255

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FLOESSER IN DEN KARPATHEN

FRIEDRICH PAUTSCH

FRIEDRICH PAUTSCH. VON
HEINRICH REBENSBURG.

Der erste Eindruck, den der Pautsch-Saal
im Hause des Schlesischen Künstler-Bundes
auf der Breslauer Jahrhundertausstellung hervor-
rief, war ein Erschrecken von nicht alltäglicher
Heftigkeit! — Bei diesem Säkularfeste, das die
Geburtsstunde des modernen deutschen und
speziell preußischen Nationalgefühls im Ge-
dächtnis wiedererwecken sollte; an dieser Stätte,
die von jeher eine Kolonisationsvorburg des
Germanentums gegen Osten hin war — und
in Zukunft noch viel mehr zu sein die Auf-
gabe hat; in dieser ersten großen Schaustellung
des Schlesischen Künstler-Bundes — einen
solchen Repräsentanten des Slaventums anzu-
treffen, das war in der Tat eine Überraschung.
Pautsch beherrschte beinahe die ganze Aus-
stellung, und ebenso das Interesse der Be-
sucher; er riß den Sensationserfolg an sich,
trotzdem die zahlreichen berühmten Schlesier,
die weit im Reiche verstreut schaffen und
ebenso die neben ihm in Breslau arbeitenden

Künstler Vorzügliches ausgestellt hatten. Seinem
älteren Kollegen an der Kunstschule, Max
Wislicenus, seinem germanischen Antipoden,
der im entgegengesetzten Eckflügel des Hauses
einen stillen Raum mit seiner vornehmen In-
timität beseelt hatte, ist Pautsch weder an
menschlicher noch an künstlerischer Kultur ge-
wachsen, aber er hatte „ausverkauft", und den
deutschen, in unendlichen Feinheiten sich er-
schöpfenden Künstler beachtete man bedauer-
licherweise viel weniger.

Gewiß sollen künstlerische mit politischen
Fragen nicht verquickt werden, aber in Anbe-
tracht der Tatsache, daß in der Schülerschaft
der Breslauer Akademie das Slaventum drohend
anwächst, erhebt sich von selbst die Frage, ob
es ratsam war, mit diesem ausgesprochen slavi-
schen Lehrer einen Sammelpunkt von nicht
zu unterschätzender Keimkraft zu schaffen.
Sollte — wogegen garnichts einzuwenden ist:
für die Kunsterziehung in Deutschland Pautsch
gewonnen werden, wäre es da nicht viel
besser gewesen, ihn als eine völlig anders-
artige Kraft nach Düsseldorf oder Mün-

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