^\VriENER SERAPIS-FAyENCEN
effekte erzielen als beim Porzellan. Und die
WMöglichkeiten dekorativer Verwertung sind für
Über das Wesen und den Charakter der die Fayencen fast unbegrenzt, sowohl nach
Fayence herrschen in Laienkreisen noch der rein-zweckmäßigen, wie nach der künst-
vielfach falsche Ansichten. Nach der Definition lerisch-ästhetischen Seite hin.
bewährter Sachkenner besteht die Fayence aus Lange Jahre hatte die Keramik in der Ent-
einem Kern von gebranntem Ton, der mit einer wickelung des Kunstgewerbes als ein Stiefkind
Glasurmasse überzogen wird. Bei den Schwie- zurückstehen müssen. Inden modernen Wohn-
rigkeiten, welche die Behandlung des Materials räum mit seiner individualisierenden Grundnote
mit sich bringt, hat das Brennen, das Auftragen wollten die Nachbildungen der großartigen
der Farbe und das Glasieren mit höchster Sorg- früheren Leistungen der Keramik, jene Vasen
falt zu geschehen. Die Modellierung des Tons und Teller und Prunkstücke aus Renaissance
muß im Gegensatz zur Behandlung des Por- und Rokoko, nicht hineinpassen, und so war
zellans in kräftigen Formen erfolgen, weil durch denn als einzig möglicher keramischer Schmuck
die Glasur leicht die Konturen verwischt wer- des modernen Zimmers das kühle, graublaue
den; ebenso müssen auch die Farben vor dem Kopenhagener Porzellan gestattet, das man
Einbrennen der Glasur energisch und auf den überall finden konnte und das man sich mit
ersten Strich prägnant, aber mit großer Akku- der Zeit ein wenig „über" sehen mußte. Erst
ratesse aufgetragen sein, während das Porzellan vor wenig Jahren kam auch für die Kunst-
eine weiche, duftige minutiösere Ausmalung töpferei eine neue Jugend. Das Wiener Kunst-
gestattet. Dafür wohnt aber der Fayence eine gewerbe, das so viele bedeutsame Gewinnste
viel größere malerische Wirkung und Leucht- brachte, verhalf auch ihr dazu. Und zwar mit
kraft inne; es lassen sich mit ihr stärkere Farben- der Schaffung der „Serapis-Fayencen" durch die
DIE ALTEN. AQUARELL (Antwerpener Kunstausstellung)
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EVARISTE CARPENTIER-LUETT1CH
effekte erzielen als beim Porzellan. Und die
WMöglichkeiten dekorativer Verwertung sind für
Über das Wesen und den Charakter der die Fayencen fast unbegrenzt, sowohl nach
Fayence herrschen in Laienkreisen noch der rein-zweckmäßigen, wie nach der künst-
vielfach falsche Ansichten. Nach der Definition lerisch-ästhetischen Seite hin.
bewährter Sachkenner besteht die Fayence aus Lange Jahre hatte die Keramik in der Ent-
einem Kern von gebranntem Ton, der mit einer wickelung des Kunstgewerbes als ein Stiefkind
Glasurmasse überzogen wird. Bei den Schwie- zurückstehen müssen. Inden modernen Wohn-
rigkeiten, welche die Behandlung des Materials räum mit seiner individualisierenden Grundnote
mit sich bringt, hat das Brennen, das Auftragen wollten die Nachbildungen der großartigen
der Farbe und das Glasieren mit höchster Sorg- früheren Leistungen der Keramik, jene Vasen
falt zu geschehen. Die Modellierung des Tons und Teller und Prunkstücke aus Renaissance
muß im Gegensatz zur Behandlung des Por- und Rokoko, nicht hineinpassen, und so war
zellans in kräftigen Formen erfolgen, weil durch denn als einzig möglicher keramischer Schmuck
die Glasur leicht die Konturen verwischt wer- des modernen Zimmers das kühle, graublaue
den; ebenso müssen auch die Farben vor dem Kopenhagener Porzellan gestattet, das man
Einbrennen der Glasur energisch und auf den überall finden konnte und das man sich mit
ersten Strich prägnant, aber mit großer Akku- der Zeit ein wenig „über" sehen mußte. Erst
ratesse aufgetragen sein, während das Porzellan vor wenig Jahren kam auch für die Kunst-
eine weiche, duftige minutiösere Ausmalung töpferei eine neue Jugend. Das Wiener Kunst-
gestattet. Dafür wohnt aber der Fayence eine gewerbe, das so viele bedeutsame Gewinnste
viel größere malerische Wirkung und Leucht- brachte, verhalf auch ihr dazu. Und zwar mit
kraft inne; es lassen sich mit ihr stärkere Farben- der Schaffung der „Serapis-Fayencen" durch die
DIE ALTEN. AQUARELL (Antwerpener Kunstausstellung)
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EVARISTE CARPENTIER-LUETT1CH