Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

DOI Artikel:
Egger-Lienz, Albin: Die neuesten Kunstrichtungen, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0185

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
D

IE NEUESTEN KUNST- schon auf die Bluffwirkung der Aufhebung
RICHTUNGE N. a^'es natürlichen Formengesetzes angelegt ist.

_. , _ ■ , Nur wo alles Eigentümliche aufhört, kann der

Em Nachtrag zur Rundfrage ,T , . -r, , , , , , ,

, ° , _ . ° Macher sein eigenes Produkt von dem des andern

der „Kunstwelt" betreffend Futurismus etc. ■ , , , , ,> , ,

nicht mehr unterscheiden. Man lese nur das
Von Albin Egger-Liexz. „ , ... , »*■ ., , .., r ■■ -n ,

.futuristische Manifest und ahnliche .Potpourris

Dieser Schwindel muß um so offener als solcher abgedroschenster Fortschrittsphrasen, wie sie in den
gebrandmarkt werden, als seine Anhänger mit Ausstellungen dieser Leute verteilt werden, um
einem im Kunstleben bisher unerhörten Terror uns von dem Nichtvorhandenen zu reden, das
jeden, der ihn nicht mitmacht, mit Boykott und man hier sehen soll, man lese das geschwollene
afterkritischer Verfolgung bedrohen und jede Zu- Gefackel ihrer Kurstreiber in der Presse, die-
rückhaltung von ihnen als Schwäche ausgelegt wird. sen mit allerhand bunten Mätzchen ausge-

Ich halte die Produkte dieser unter dem Pro- statteten Wortkram kunstfremdester Schwätzer,
tektorate spekulativer Kunsthändler meist schon dessen Leim der hundertfache Gebrauch des
in Geschäftskompagnien
auftretenden Originalher-
den, ganz gleich, ob Ku-
bisten, Expressionisten,
Neos, Futuristen etc. für
puren Schwindel, dem
meist nicht einmal die
Entschuldigung des be-
trogenen Betrügers zugute
kommt, und die Lite-
ratur darüber für einen
schamlosen Appell an die
Feigheit der Laien, Emp-
findung und Urteilsfähig-
keit vor dem Terror einer
auf ihre Hirne und
Taschen spekulierende
Clique zu beugen. Der
Großteil jener Leute ist
nicht pathologisch (wenn
sie auch Wahnsinn simu-
lieren), sondern es sind
Bluffer schlechtweg. Wie
wäre es sonst mög-
lich, daß man diesen
Leuten die verrückte-
sten Parodien ihrer
eigenen Faxen vorgelegt
hat, ohne daß sie sie als
solche erkannten, wie
wäre es möglich und
welchem ernsten Meister
könnte es passieren, daß
er die aufdringlichsteVer-
höhnung seines eigenen
Schaffens als selbststän-
diges Kunstwerk an-
spricht, wenn nicht im
Reiche dieser Bluffmei-
ster jede Möglichkeit auf-
gehoben wäre, die Ori-
ginalfaxen von den paro-
dierten zu unterscheiden,

da ja das „Original1'selbst maria mit dem kinde niklaus manuel deutsch

153
 
Annotationen