Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst (3.1913-1914)

„WEIHNACHTEN". Relief in Birnbaumholz

C. DELL' ANTONIO-WAKMBRUNN

OM TECHNISCHEN VORGANG
IN DER HOLZPLASTIK.

Jedes Material verlangt seine eigentümliche
Bearbeitung und jede Art der Bearbeitung ihren
eigentümlichen Vorgang. Es ist durchaus nicht
gleichgültig, wie eine Arbeit angefaßt wird, wie
der Bildhauer einen Stein- oder Holzblock an-
greift. Nicht allein der Anfänger, sondern auch
der Fortgeschrittene, der die Form gut beherrscht,
„verhaut" oft schon im ersten Stadium die Arbeit,
nur weil er falsch vorgeht. Freilich kann das
Handwerkliche nicht gut gelehrt, das muß erst
durch die Erfahrung erworben werden. Darum
ist ein gesunder technischer Vorgang ein Beweis
langjähriger praktischer Erfahrung, und je länger
und ernster die Übung ist, desto einfacher, un-
gekünstelter wird die Arbeitsweise sein. Wenn

aber auch das Handwerkliche, die Fertigkeit erst
mit eigener Hand erworben werden muß, so
werden die Erfahrungen, die jemand in lang-
jähriger praktischer Übung erworben hat, für
den Anfänger entschieden von großem Wert
sein und ihm viel Verdruß und Zeitverlust er-
sparen.

Der technische Vorgang des Holzbildhauers
ist ähnlich wie der des Steinbildhauers, nur daß
man im Holze rascher und gewagter vorgehen
kann als im Stein. Ein Kopf, den wir hier als
Beispiel nehmen, wird zunächst auf der Vorder-
fläche des Holzblockes gezeichnet und die Sil-
houette davon mit kräftigen Schnitten angegeben.
Nachdem der unbelebte Raum soweit zurück-
gedrängt ist, daß der Kopf des Holzreliefs aus
dem Holzklotz hervortritt, beginnt man die
höchsten Stellen des Kopfes herauszuarbeiten.

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