Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

DOI Artikel:
Haeckel, Ernst: Die Natur als Künstlerin
DOI Artikel:
Alte Wiener Porzellane
DOI Artikel:
Reicke, Georg: Städtische Galerien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0614

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE NATUR ALS KÜNSTLERIN

dem auch theoretisch das wahre Verständnis der licht, in dem er sich mit Aeußerungen
bildenden Kunst und ihrer idealen Aufgaben auf eine des Oberbürgermeisters von Halle über An-
höhere Stufe erheben wird. kaufe für die dortige städtische Gemälde-

_____ galerie auseinandersetzt. Er wirft ihm Mangel an

Logik, inneren Widerspruch, Entgleisung und Un-
LTE WIENER PORZELLANE, aaaaa richtigkeiten vor. Diesen Teil seiner Ausführungen
I \ Bei Dr. F. X. Weizinger u. Co. übergehe ich hier. Ich habe keinen Auftrag, den
in München gelangen am 27. und Hallenser Oberbürgermeister herauszupauken. Das
28. Mai die interessanten Sammlungen der werden er und seine Mannen, wenn sie es nötig
Familien Graf Auersperg und Baron finden, auch allein besorgen. Aber Bode bekämpft
G a g e r n auf Schloß Mokritz (Krain, Oester- mit grundsätzlichen Bedenken die auf Erwerbung
reich) zur Versteigerung. Ihr Hauptwert liegt „moderner" Bilder gerichteten Bestrebungen der
in den Porzellanen. Die drei Stücke aus der Stadt Halle und fügt hinzu, so wie der dortige Ober-
Kändlerschen Serie: „Apollo und die neun Musen", bürgermeister „denken die meisten Bürgermeister
Apollo, Kalliope und Erato gehören zu den über- unserer größeren deutschen Städte". Hier fühle ich
aus seltenen Gruppen des Meissener Modelleurs. mich selbst beteiligt, zumal ja bekanntlich auch in
Die A 11 w i e n e r Serie enthält aber äußerst sei- Berlin der Gedanke, eine städtische moderne Galerie
tene und entzückende Stücke aus der Mitte des 18. zu gründen, erfreulicherweise bereits sehr ernsthaft
Jahrhunderts, wie die beiden Girandolen Winzer erwogen wird.

und Winzerin, welche die Vorliebe für reichste Deko- Die Frage lautet: Tun die städtischen Galerien

ration verraten. Daran reihen sich köstlich-lebendige recht daran, nur oder doch wesentlich „moderne"
Darstellungen der beliebtesten Motive des Rokoko: Bilder zu kaufen, und wie soll Berlin sich in diesem
Schnitter und Schnitterin, Zigeunerin, Fischer, die Punkte verhalten? Zunächst wird man sich bewußt
reizende „Allegorie des Morgens" und die reali- bleiben müssen, daß Berlin etwas anders steht als
stische „Maronibraterin", die man fast als Vorbild die meisten anderen deutschen Städte. Die Erlesen-
moderner Porzellanfiguren betrachten kann. Unter heit und Fülle der hier in den Staatsgalerien auf-
den italienischen Majoliken verdient die große vor- gespeicherten Schätze drängt geradezu dahin, daß
züglich erhaltene Urbinoplatte vom Jahre 1650 her- eine städtische Galerie sich eine besondere Aufgabe
vorgehoben zu werden. Die deutschen
Fayencen enthalten schöne dekorative Fächer-
platten, Krüge und ein voll signiertes tadel-
los erhaltenes Stralsunder Fayencekörbchen.
Eine stattliche Anzahl silberner Pokale des
17. und 18. Jahrhunderts nebst anderen Silber-
geschirren ist geeignet, lebhaftes Interesse zu
erregen. Gut erhaltene dekorative Gobelins,
verschiedene stilvolle Originalmöbel des 17.
und 18. Jahrhunderts, darunter ein vornehmer
reich mit Elfenbein und architektonischen
Details belebter Kabinettschrank, sowie ein
kunstvoll eingelegter Boule-Tisch, eine Anzahl
anderer kunstgewerblicher Gegenstände ver-
vollständigen die kostbaren Sammlungen.

Gleichzeitig (27. bis 30. Mai) werden bei
Weizinger auch die reichen Porzellan-Samm-
lungen der Viscounts Strathallan
(Schottland) versteigert und etwa fünfzig aus-
erlesene Landschaften von August Seidel
(1820 bis 1904), die erst jetzt sozusagen
wieder entdeckt worden sind und größtes
Interesse verdienen.

STÄDTISCHE GALERIEN. VON
BÜRGERMEISTER Dr. GEORG REICKE
Wilhelm Bode hat im Aprilheft des
„Kunstfreund" einen Artikel *) veröffent-

*) In Heft 14 der „Kunstwelt" wiedergegeben. Der
Aufsatz Dr. Reickes erschien zuerst in der „Voss. Zeitung.* ALLEGORIE DES MORGENS. ALT-WIENER PORZELLAN-FIGUREN

Die Schriftleitung. (SAMMLUNG GRAF AUERSPERG UND BARON GAGERN)

521
 
Annotationen