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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Reicke, Georg: Städtische Galerien
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Zucker, Paul: Arthur Grunenberg: russische Ballet und andere Tanzbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0621

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STÄDTISCHE GALERIEN

PAS DE TROIS (RUSSISCHES BALLET. PASTELLGEMÄLDE ARTHUR GRÜNENHEKG

so etwas fühlen) - - so, muß ich sagen, möchte ich 7~A RTHUR GRUNENBERG: RUSSI-

als Galeriedirektor doch ganz aufmerksam an H\ SCHES BALLET UND ANDERE

solchen Bildern vorübergehen, um zu prüfen, ob in i. JL tamthtt nrn

, . , . xsn u a- c l ui TANZBILDER, siisjigosoigiooo
dem einen oder anderen Werke diese Sehnsucht

• w,,, K . , VON DR. PAUL ZUCKER,
nicht doch schon so stark und rein zum Ausdruck

kommt, daß ich sie seelisch empfinde. Und dann Wenn auch jene Kunstnobs, deren haupt-
würde ich ein solches Bild vielleicht doch kaufen, sächliche Aufgabe es ist, durch Ueberbewertung
selbstverständlich ohne mich damit der „Richtung" sekundärer Momente im Kunstschaffen aus dem
zu verschreiben. Stile einer Zeit die Mode eines Tages zu
Der Bodesche Rat, der Sammlungsleiter solle machen, es nicht wahr haben wollen: ■ der
„ausschließlich nach dem echten, dauernden Kunst- Stoff- das Suiet der Darstellung ist dennoch
wert seine Erwerbungen machen", ist sicherlich ein nicht so unwesentlich für das Ganze des Kunst-
vortrefflicher Rat. Aber er ist erstens sehr schwer werks, wie sie glauben. Abgesehen von der
zu befolgen - - denn woran erkennt man das selbstverständlichen Forderung, daß jedes Ob-
Dauernde, wer ist ein gerechter Richter über das jekt eine ihm adaequate Art und Weise der
Echte? — und er schaltet zweitens in seiner Darstellung verlangt, lassen sich auch schon
Wirkung die lebende Kunst, mit wenigen Aus- aus der Wahl des Gegenstandes, aus der Art
nahmen, fast gänzlich aus. Denn das Urteil über des Naturausschnittes durch den Künstler, der

„echt" und „dauernd" kann doch nur die Zukunft ja nie völliger Realist sein kann, zwingende
fällen. Oder welcher Maler, der etwas kann und Schlüsse auf die besondere Richtung seines
ein Kerl zu sein glaubt, würde nicht meinen, etwas künstlerischen Temperamentes ziehen. Im Ver-
Dauerndes und Echtes geschaffen zu haben? Diese lauf der Kunstgeschichte treten dem nicht vor-
lebendige Kunst aber überall im Lande zu pflegen, eingenommenen Beobachter dafür eine Unzahl
wie ich schon sagte, sowohl um der Kunst wie von Beispielen entgegen: Callot und Menzel,
um des Publikums willen, auch auf die Gefahr hin, Velasquez und Lenbach beweisen in gleicher
einmal etwas zu kaufen, das vielleicht veralten wird, Deutlichkeit, daß es durchaus nicht immer die
das scheint mir recht eigentlich die Aufgabe städti- Gesamtstimmung, die Grundtendenz der ganzen
scher Galerien zu sein. Epoche ist, welche den „Inhalt" der künstler-

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