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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Zimmer, Hans: Karl Woermann: zu seinem 70. Geburtstage
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Lindemann, Ernst: Amsterdamer Eindrücke
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0746

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KARL WOERMANN

Verwaltungsrates der Deutschen Schillerstiftung als Gerade in dieser Universalität am meisten zeigt
Adolf Sterns Nachfolger, und einer seiner Aufsätze sich Karl Woermanns innerstes Wesen: er ist ein
im zweiten Essay-Band krönt die Verbindung von ganzer Mann mit weitestem Gesichtskreis, ein ge-
Kunst-und Literaturgeschichte: er behandelt „Goethe klärter, in sich geschlossener, an Geist und Gemüt
in der Dresdener Galerie". Erstaunlicher ist es, reicher Mensch im hohen Sinne der Herder-Hum-
wie vertraut Woermann mit Wissenschaften ist, die boldt-Sch>'Derschen Humanität,
seinem Fache nur lose verbunden sind oder gar weit
ab von ihm liegen: der frühere Jurist ist zugleich

ein vortrefflicher Beherrscher^ zahlreicher Sprachen, 7~A MSTERDAMER EINDRÜCKE, @@

ein kenntnisreicher Historiker, Kulturhistoriker /—1

( t A o- . r, u ■ f / \ VON DR. ERNST LINDEM ANN-LUNEBURG.

u. s. f. In den Bucherbesprechungen seiner Essay- / 1

Bände lebt ein ganzes langes Stück der Geschichte, Fin Gewirr duukler Schiffskörper und -Masten,

der Kunstgeschichte wieder vor uns auf, diese Essays die phantastisch in den Abendhimmel hineinragen,
reichen vom grauen Altertum bis in die jüngste schwarze Häusermassen, flirrendes Licht im Wasser
Gegenwart, die Kunstgeschichte behandelt tatsächlich - das ist die erste Amsterdamer Impression, wenn
die Kunst aller Zeiten und aller Völker, und die man spät abends in den Bahnhof einfährt. Es ist
Stoffe, die Woermanns Muse besingt, sind ebenfalls zunächst der allgemeine Eindruck, den jede Hafen-
universell. Stadt bietet. Erst, wenn wir heimisch geworden,

langsam umherschlendern und vom Dam ab-
biegen in die Altstadt, merken wir, daß wir
in eine Welt versetzt worden sind, die wenig
mehr mit dem gewohnten Bild einer mo-
dernen Hafenstadt zu tun hat. Wir stehen
auf einer Brücke, sehen den Kanal entlang.
Dunkelgrüne Laubmassen alter Ulmen über-
schatten ihn, spiegeln sich im trüben Wasser,
das an beiden Seiten schmale, hochstrebende,
fast schwarze Backsteinhäuser ernst und
finster umlagern. Nichts Einzelnes fällt auf,
keine reiche Architektur, nichts Prunkhaft-
Farbiges. Ein Bild aus Schwarz, Grün und
Grau zusammengesetzt. Eine verhaltene Har-
monie, nur hie und da belebt durch das Weiß
der Fensterrahmen, das helle Grün einer
Tür, das Rot und Weiß eines Frachtschiffes.
Das Bild bleibt sich in seiner ernsten Ge-
samtstimmung immer gleich, ob Sonnen-
strahlen durch dichtes Laub sich ihren Weg
bahnen, silbrige Furchen in die schwarzen
Mauern graben und im Wasser funken-
sprühend verzittern, ein grauer, trüber Him-
mel sich darüber wölbt, oder die Abend-
dämmerung noch mehr alle Einzelheiten ver-
wischt und nur die großen Schattenmassen
wirken läßt. Dann freilich zeigt Amsterdam
— wie alle alten Städte — seinen feinsten
Zauber, entschleiert seine verborgensten Ge-
heimnisse. Wir gehen einen alten Kanal,
etwa am Achterburgwall, entlang. Wenige
Schritte — es wird still um uns. Nur wie
ein fernes Brausen das Großstadtgetriebe,
das wir eben verlassen. Höher ragen hier
die schwarzen Bürgerhäuser, dichter wölben
sich die Kronen der Ulmen, dunkler, ge-
heimnisvoller schimmert das Wasser herauf;
phantomhafter tauchen Schiffe auf mit ihrem

abstellung der darmstädter künstlerkolonie Ui • u a * n i j a*

silberbecher, getrieben; das Ornament mit Feingold verbleichenden Grun und Rot, dem Masten-

TAUSCHIERT PR0F. ernst riegel-cöln gewiIT.

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