Frankreich.
einer wahrscheinlichen Gesängnißstrafe entgegensah.
Diese seiner Ehre bevorstehende Schmach war dem
Ehemanne, einein ganz unbescholtenen, rechtlichen
Bürger und Handwerksmann, so zu Herzen ge-
gangen, daß er zu dem Entschluß kam, seine
Frau und sich aus der Welt zu schaffen. Heute
Nacht nun hat der Unglückliche tiefen Borsatz,
mit welchem er sich wohl längere Zeit herumge-
tragcn haben mag, zur Ausführung gebracht.
Von der bayerischen Nh ein ebene vom
17. Ian., schreibt man der Pf. Ztg.: Die Nach-
richt von sehr bedeutenden Tabaksaufkäufen für
Rechnung der österreichischen Regierung kann ich
vollkommen bestätigen. Es läßt sich denken, daß
unsere Produeenten, welche so den Eentner um
drei bis vier Gulden theurer verkauften, als sie
ihn außerdem hätten vcrwerthen können, darüber
sehr freundliche Gesichter machen. Vor einigen
Tagen kam ich zufällig in ein Wirthshauö zu O.
und traf da eine Gesellschaft von Tabaksbauern,
die eben „geliefert" hatten; auf dem Tisch lag
ein Fäßchen Bier und die Zechenden flößen ein-
und das andermal an, um die Oesterreicher leben
zu lasten. Personen, welche hierüber genau unter-
richtet sein können, versicherten mich, daß die
durch Oesterreich in der bayrischen und badischen
Pfalz für Tabakoankäufe in Umlauf gesetzte
Summe sich über eine Million Gulden belaufe.
Kluge und feinnafige Nute, welche das Gräschen
wachsen hören, sehen freilich hierin nichts als
einen mit großer Berechnung angelegten Plan der
kaiserlichen Negierung, um bei uns für ihre Han-
delspolitik Anhänger zu gewinnen. Es ist dies
aber fürwahr zum Lachen. Das ganze Geheim-
nis' liegt vielmehr in dein Ungeheuern Verbrauch
von Tabak und besonders von Eigarren in Oester-
reich, und darin, daß unser Gewächs sich ganz
besonders zu Deckblatt eignet. Aus diesem Grunde
wird künftighin Oesterreich auch zu unsern stän-
digen Abnehmern und zu einein unserer besten
Kunden beim Tabaksverkauf zu zählen sein.
Wien, 15. Jan. Der Nordbahn-Dircktion
ist die Weisung zugekommen, Separatzüge derge-
stalt in Bereitschaft zu halten, um täglich aus
Böhmen ein Bataillon Infanterie zur Weiterbe-
förderung nach Kroatien und Dalmatien hieher
transporiiren zu können. Nach dieser Anordnung
zu schließen, scheint man daher den Vorgängen
in Montenegro die größte Aufmerksamkeit höhcrn
Orts zu widmen und durch die Anhäufung von
Truppen an unsern südslavischen Grenzen allen
möglichen Ereignissen von vornherein begegnen zu
wollen.
Paris, 18. Jan. Seit einiger Zeit hatte
die Polizei bemerkt, daß zwei Reiter, in sehr guter
Kleidung, dem Kaiser auf dessen Promenaden
folgten und sich fast gar nicht aus seiner Nähe
entfernten. Es wurden einige verkleidete Polizei-
beamte damit beauftragt, jene beiden Herren näher
zu beobachten; sie verloren dieselben nicht aus den
Augen, und man erlangte die Gewißheit, daß
jene Individuen Projecte gegen das Leben des
Kaisers hatten. Nach einem Spazierritte, den
der Kaiser vor einigen Tagen machte, und auf
dem sie sich wieder in dessen Nähe gehalten, folgte
man ihnen bis zu ihrer Wohnung in. Vaugirard;
als man sie hier verhaften wollte, stellten sie sich
zur Wehre, wurden jedoch festgenommen. Man
fand bei ihnen geladene Pistolen. Der eine der-
selben ist ein ehemaliger Oifizicr, welcher zur De-
portation verurtheilt war, aber nach dem letzten
2. Dez. von dem Kaiser begnadigt wurde.
— 20. Jan. Ein wichtiges Ercigniß, wovon
seit 24 Stunden ganz Paris spricht, worüber die
Zeitungen allein, die eigentlichen Organe der Öf-
fentlichkeit, schweigen, findet sich heute in folgen-
den Ausdrücken durch den „Moniteur" bestätigt:
„Der Vorstand des Senats, ter Vorstand des
gesetzgebenden Körpers und die HH. Mitglieder
des Staatsraths werden sich Sonnabend um 12
Uhr in den Tuilerien versammeln, um daselbst von
dem Kaiser eine Mttthcilung, betreffend seine Ver-
heirathung, zu empfangen. Die HH. Mitglieder
des Senats und des gesetzgebenden Körpers, die
sich in Paris befinden, können sich an ihre Kol-
legen anschließen."
— Von der vermutheten Kaiserbrant, der
Gräfin von Montijo, gibt die „K. Z.„ folgende
Schilderung: „Die Gräfin Montijo ist von schlan-
kem, hohem Wüchse, besitzt feine, kleine Hände
und Füße und ist voll scharfen Geistes. Ihr
Kopf ist eigentlich das Merkwürdigste an ihr.
Sie har nachtschwarze glühende Augen, hohe
schwarze Augenbraunen wölben sich in scharfer
Zeichnung über diesem Auge, das von dunkeln
langen Wmwern beschattet wird, und — rötblich-
gelbes Seidenhaar umgrenzt sonderbar kontrastircnv
dieses Gesicht, das somit den Charakter des Spani-
schen und des Englischen vereint." Sie wurde
bekanntlich während der Jagdparthic zu Compiögne
von dem Kaiser sehr ausgezeichnet, und befand sich
außerdem sehr viel in der Nähe der Prinzessin
Mathilde.
einer wahrscheinlichen Gesängnißstrafe entgegensah.
Diese seiner Ehre bevorstehende Schmach war dem
Ehemanne, einein ganz unbescholtenen, rechtlichen
Bürger und Handwerksmann, so zu Herzen ge-
gangen, daß er zu dem Entschluß kam, seine
Frau und sich aus der Welt zu schaffen. Heute
Nacht nun hat der Unglückliche tiefen Borsatz,
mit welchem er sich wohl längere Zeit herumge-
tragcn haben mag, zur Ausführung gebracht.
Von der bayerischen Nh ein ebene vom
17. Ian., schreibt man der Pf. Ztg.: Die Nach-
richt von sehr bedeutenden Tabaksaufkäufen für
Rechnung der österreichischen Regierung kann ich
vollkommen bestätigen. Es läßt sich denken, daß
unsere Produeenten, welche so den Eentner um
drei bis vier Gulden theurer verkauften, als sie
ihn außerdem hätten vcrwerthen können, darüber
sehr freundliche Gesichter machen. Vor einigen
Tagen kam ich zufällig in ein Wirthshauö zu O.
und traf da eine Gesellschaft von Tabaksbauern,
die eben „geliefert" hatten; auf dem Tisch lag
ein Fäßchen Bier und die Zechenden flößen ein-
und das andermal an, um die Oesterreicher leben
zu lasten. Personen, welche hierüber genau unter-
richtet sein können, versicherten mich, daß die
durch Oesterreich in der bayrischen und badischen
Pfalz für Tabakoankäufe in Umlauf gesetzte
Summe sich über eine Million Gulden belaufe.
Kluge und feinnafige Nute, welche das Gräschen
wachsen hören, sehen freilich hierin nichts als
einen mit großer Berechnung angelegten Plan der
kaiserlichen Negierung, um bei uns für ihre Han-
delspolitik Anhänger zu gewinnen. Es ist dies
aber fürwahr zum Lachen. Das ganze Geheim-
nis' liegt vielmehr in dein Ungeheuern Verbrauch
von Tabak und besonders von Eigarren in Oester-
reich, und darin, daß unser Gewächs sich ganz
besonders zu Deckblatt eignet. Aus diesem Grunde
wird künftighin Oesterreich auch zu unsern stän-
digen Abnehmern und zu einein unserer besten
Kunden beim Tabaksverkauf zu zählen sein.
Wien, 15. Jan. Der Nordbahn-Dircktion
ist die Weisung zugekommen, Separatzüge derge-
stalt in Bereitschaft zu halten, um täglich aus
Böhmen ein Bataillon Infanterie zur Weiterbe-
förderung nach Kroatien und Dalmatien hieher
transporiiren zu können. Nach dieser Anordnung
zu schließen, scheint man daher den Vorgängen
in Montenegro die größte Aufmerksamkeit höhcrn
Orts zu widmen und durch die Anhäufung von
Truppen an unsern südslavischen Grenzen allen
möglichen Ereignissen von vornherein begegnen zu
wollen.
Paris, 18. Jan. Seit einiger Zeit hatte
die Polizei bemerkt, daß zwei Reiter, in sehr guter
Kleidung, dem Kaiser auf dessen Promenaden
folgten und sich fast gar nicht aus seiner Nähe
entfernten. Es wurden einige verkleidete Polizei-
beamte damit beauftragt, jene beiden Herren näher
zu beobachten; sie verloren dieselben nicht aus den
Augen, und man erlangte die Gewißheit, daß
jene Individuen Projecte gegen das Leben des
Kaisers hatten. Nach einem Spazierritte, den
der Kaiser vor einigen Tagen machte, und auf
dem sie sich wieder in dessen Nähe gehalten, folgte
man ihnen bis zu ihrer Wohnung in. Vaugirard;
als man sie hier verhaften wollte, stellten sie sich
zur Wehre, wurden jedoch festgenommen. Man
fand bei ihnen geladene Pistolen. Der eine der-
selben ist ein ehemaliger Oifizicr, welcher zur De-
portation verurtheilt war, aber nach dem letzten
2. Dez. von dem Kaiser begnadigt wurde.
— 20. Jan. Ein wichtiges Ercigniß, wovon
seit 24 Stunden ganz Paris spricht, worüber die
Zeitungen allein, die eigentlichen Organe der Öf-
fentlichkeit, schweigen, findet sich heute in folgen-
den Ausdrücken durch den „Moniteur" bestätigt:
„Der Vorstand des Senats, ter Vorstand des
gesetzgebenden Körpers und die HH. Mitglieder
des Staatsraths werden sich Sonnabend um 12
Uhr in den Tuilerien versammeln, um daselbst von
dem Kaiser eine Mttthcilung, betreffend seine Ver-
heirathung, zu empfangen. Die HH. Mitglieder
des Senats und des gesetzgebenden Körpers, die
sich in Paris befinden, können sich an ihre Kol-
legen anschließen."
— Von der vermutheten Kaiserbrant, der
Gräfin von Montijo, gibt die „K. Z.„ folgende
Schilderung: „Die Gräfin Montijo ist von schlan-
kem, hohem Wüchse, besitzt feine, kleine Hände
und Füße und ist voll scharfen Geistes. Ihr
Kopf ist eigentlich das Merkwürdigste an ihr.
Sie har nachtschwarze glühende Augen, hohe
schwarze Augenbraunen wölben sich in scharfer
Zeichnung über diesem Auge, das von dunkeln
langen Wmwern beschattet wird, und — rötblich-
gelbes Seidenhaar umgrenzt sonderbar kontrastircnv
dieses Gesicht, das somit den Charakter des Spani-
schen und des Englischen vereint." Sie wurde
bekanntlich während der Jagdparthic zu Compiögne
von dem Kaiser sehr ausgezeichnet, und befand sich
außerdem sehr viel in der Nähe der Prinzessin
Mathilde.