Vierteljähriger Abonnements-
preis 30 kr. ohne Postaufschlag.
Emrückungsgebühr für die
Spaltzcile 3 kr.
D e r
Bergstraßer Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
S. Weinheim/ den 26. Januar L8LS.
Deutschland.
Waldshut, 21. Jan. Durch Geständniß
des inhaftirten Jos. Ruch ist jetzt die an dem
Boten Flum verübte Unthat klar geworden. Der
Verbrecher, der sein Opfer gctöctct zu haben
glaubte, wurde zu dem im Spitale langsam sich
Erholenden geführt. Der Anblick wirkte so erschüt-
ternd auf ihn, daß er sofort sein Verbrechen ein-
gestand und den Ort augab, wo das noch fehlende
geraubte Geld verborgen war. Es wurde bei dem
Dorfe Etzwihl aufgefnnden. Bei so bewandter
Sachlage wird die Untersuchung so beschleunigt
werden können, daß Ruch wahrscheinlich vor den
nächsten Assifsen zu Freiburg stehen wird.
M ü nchen, 19. Jan. Eine entsetzliche, schau-
dererregende Kunde durchläuft die Stadt. Ein
kaum 2Ojähriger Metzgerknecht, Namens Bach-
mayer, machte gestern den Versuch, seine in der
Amalienstraße zu ebener Erde wohnende Schwester,
ihr Kind und ihre Magd zu ermorden. Der
Wüthrich führte in der Hausflur mit einem Hand-
beile zwei Streiche nach letzterer, so daß sie mit
dem Kinde auf dem Arme bewußtlos zu Boden
stürzte. Die im Zimmer zurückgebliebene Frau
sprang auf das Geschrei des Knaben zum Fenster
hinaus, während der unmenschliche Bruder in
das Zimmer drang, ihr durch dasselbe Fenster auf
die Straße nacheilte und mit demselben Beile einen
Hieb auf das Hinterhaupt versetzte, daß sie gleich-
falls bewußtlos zusammenstürzte. Obgleich die
drei ausersehenen Opfer bis jetzt noch am Leben
sind, so konnte bisher doch weder die Frau noch
die Magd zum Bewußtsein gebracht und sohin der
Thäter namhaft gemacht werden. Indessen gelang
es den unermüdeten Nachforschungen der Sicher-
heüsbehördcn alsbald auf eine Spur zu kommen
und man arretirte heute Vormittags in der großen
Fleischbank den Bruder der unglücklichen Frau,
welcher bei der Konfrontation der schändlichen That
auch alsbald geständig ward. Ueber die Motive
kann mit Bestimmtheit noch Nichts gesagt werden.
Bekannt ist nur, daß der Thäter, ein lockerer
Zeisig, seine Schwester fortwährend um Geld
drängte, und daß diese vor einigen Tagen 1600fl.
zurückbezahlt erhielt, was er wußte. Zudem hat
der Ruchlose das Beil in der Wohnung seiner
Schwester verbergen gebracht, was schon auf die
Absicht, zu morden, schließen läßt, und wenn
auch immerhin ein Raub nicht begangen wurde,
so mag wohl der Umstand schuld fein, daß der
Thäter selbst zur Flucht schreiten mußte. Die
Frau und die Magd sind leider so zugerichtet,
daß man an ihrem Aufkommen zweifelt, obgleich
sich dieselben der sorgfältigsten ärztlichen Pflege zu
erfreuen haben.
Frankreich.
Paris, 22. Januar. Se. Maj. der Kaiser
machte heute den Bureaur des Senats und des
gesetzgebenden Körpers, dem Staatsrath und den
in Paris anwesenden Senatoren und Abgeordneten
die nachfolgende, seine Verheirathung mit der Gräfin
v. Montijo betreffende Mittheilung:
'/Meine Herren! Ich füge mich den mir vom
Lande so oft ausgedrückten Wünschen, indem ich
Ihnen meine Vermählung ankündige. Die Ver-
bindung, die ich eiugehe, stimmt mit den Tradi-
tionen der alten Politik nicht überein; darin aber
liegt gerade ihr Vortheil.
Frankreich hat sich durch seine auf einander
folgenden Revolutionen immer auf eine ungestümme
Weise von dem übrigen Europa getrennt. Jede
vernünft'ge Negierung muß suchen, es wieder in
den Schooß der alten Monarchien hineinzubringen;
dieses Ziel wird aber durch eine gerade und offene
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Bergstraßer Bote.
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Deutschland.
Waldshut, 21. Jan. Durch Geständniß
des inhaftirten Jos. Ruch ist jetzt die an dem
Boten Flum verübte Unthat klar geworden. Der
Verbrecher, der sein Opfer gctöctct zu haben
glaubte, wurde zu dem im Spitale langsam sich
Erholenden geführt. Der Anblick wirkte so erschüt-
ternd auf ihn, daß er sofort sein Verbrechen ein-
gestand und den Ort augab, wo das noch fehlende
geraubte Geld verborgen war. Es wurde bei dem
Dorfe Etzwihl aufgefnnden. Bei so bewandter
Sachlage wird die Untersuchung so beschleunigt
werden können, daß Ruch wahrscheinlich vor den
nächsten Assifsen zu Freiburg stehen wird.
M ü nchen, 19. Jan. Eine entsetzliche, schau-
dererregende Kunde durchläuft die Stadt. Ein
kaum 2Ojähriger Metzgerknecht, Namens Bach-
mayer, machte gestern den Versuch, seine in der
Amalienstraße zu ebener Erde wohnende Schwester,
ihr Kind und ihre Magd zu ermorden. Der
Wüthrich führte in der Hausflur mit einem Hand-
beile zwei Streiche nach letzterer, so daß sie mit
dem Kinde auf dem Arme bewußtlos zu Boden
stürzte. Die im Zimmer zurückgebliebene Frau
sprang auf das Geschrei des Knaben zum Fenster
hinaus, während der unmenschliche Bruder in
das Zimmer drang, ihr durch dasselbe Fenster auf
die Straße nacheilte und mit demselben Beile einen
Hieb auf das Hinterhaupt versetzte, daß sie gleich-
falls bewußtlos zusammenstürzte. Obgleich die
drei ausersehenen Opfer bis jetzt noch am Leben
sind, so konnte bisher doch weder die Frau noch
die Magd zum Bewußtsein gebracht und sohin der
Thäter namhaft gemacht werden. Indessen gelang
es den unermüdeten Nachforschungen der Sicher-
heüsbehördcn alsbald auf eine Spur zu kommen
und man arretirte heute Vormittags in der großen
Fleischbank den Bruder der unglücklichen Frau,
welcher bei der Konfrontation der schändlichen That
auch alsbald geständig ward. Ueber die Motive
kann mit Bestimmtheit noch Nichts gesagt werden.
Bekannt ist nur, daß der Thäter, ein lockerer
Zeisig, seine Schwester fortwährend um Geld
drängte, und daß diese vor einigen Tagen 1600fl.
zurückbezahlt erhielt, was er wußte. Zudem hat
der Ruchlose das Beil in der Wohnung seiner
Schwester verbergen gebracht, was schon auf die
Absicht, zu morden, schließen läßt, und wenn
auch immerhin ein Raub nicht begangen wurde,
so mag wohl der Umstand schuld fein, daß der
Thäter selbst zur Flucht schreiten mußte. Die
Frau und die Magd sind leider so zugerichtet,
daß man an ihrem Aufkommen zweifelt, obgleich
sich dieselben der sorgfältigsten ärztlichen Pflege zu
erfreuen haben.
Frankreich.
Paris, 22. Januar. Se. Maj. der Kaiser
machte heute den Bureaur des Senats und des
gesetzgebenden Körpers, dem Staatsrath und den
in Paris anwesenden Senatoren und Abgeordneten
die nachfolgende, seine Verheirathung mit der Gräfin
v. Montijo betreffende Mittheilung:
'/Meine Herren! Ich füge mich den mir vom
Lande so oft ausgedrückten Wünschen, indem ich
Ihnen meine Vermählung ankündige. Die Ver-
bindung, die ich eiugehe, stimmt mit den Tradi-
tionen der alten Politik nicht überein; darin aber
liegt gerade ihr Vortheil.
Frankreich hat sich durch seine auf einander
folgenden Revolutionen immer auf eine ungestümme
Weise von dem übrigen Europa getrennt. Jede
vernünft'ge Negierung muß suchen, es wieder in
den Schooß der alten Monarchien hineinzubringen;
dieses Ziel wird aber durch eine gerade und offene