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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0105

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D e r
Bergstraße? Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.

ZG.

Weinheim, den 6. April L8L3.

Die neuesten revolutionären
Erscheinungen.
(Karlsruher Zeitung.)
Kaum hatte der Kontinent begonnen, sich von
den Schlägen zu erholen, welche ihm die Revo-
lution zugefiigt, kaum hatten die Segnungen der
Ordnung und des Friedens ihre wohlthätigen
Wirkungen in weiteren Kreisen zu entfalten ange-
fangcn, da wird die Welt von der Nachricht sencr
schmachvollen Blutarbeit überrascht, welche der
nimmer rastende Dämon der Revolution zu Mai-
land gemacht. Gleichzeitig hört man von revo-
lutionären Regungen in Ungarn. Wenige Tage
verfließen und eine verruchte Hand erhebt den
Mordstahl gegen die geheiligte Person des Kaisers
von Oesterreich. Bald darauf vernimmt man von
Haussuchungen und Verhaftungen in Böhmen,
Bayern, Sachsen, Preußen, Bremen, von aufge-
fundenen Brandschriften an verschiedenen Orten,
und jetzt wieder wird ein Komplott in Berlin
entdeckt, welches das ganze Werkzeug eines beab-
sichtigten Aufstandes: Gewehre, Säbel, Dolche,
Handgranaten, rothe Fahnen w., in Bereitschaft
hat, und nach außen in weitverzweigter Verbindung
steht. Ziemlich alle Fäden dieser revolutionären
Erscheinungen laufen in England zusammen, unter
besten Duldung die Häupter der europäischen Um-
sturzpartei zur ewigen Schmach des Landes ihr
Handwerk ungestört treiben dürfen.
Diese neuesten Vorkommnisse gewähren bedeut-
same Aufschlüsse über das Treiben der revolutio-
nären Partei; sie zeigen, daß sie ihre Pläne nicht
nur nicht aufgegeben hat, sondern daß sie dieselben
mit einer Raffinerie anlegt und mit einer Erbitte-
rung und Grausamkeit auszuführen sucht, die man
auf der Zivilisationshöhe unseres Jahrhunderts
geradezu für unmöglich halten sollte. Die öster-

reichische Gesandtschaft in der Schweiz hat dem
Schweizer Bundesrath als Belegstück zu einer Note
eine unmittelbar vor dem Ausbruch des Mailänder
Ausstandsversuchs unter die Flüchtlinge im Kanton
Tessin vertheilte „Instruktion für den bevorstehenden
Krieg" mitgetheilt, die zu der neuesten Taktik der
Anarchisten beachtenswerthe Beiträge liefert. Voran
geht der Rath, die österreichische Armee möglichst
zu zersplittern und in der Zersplitterung aufzureiben;
dann sie durch Mittel des Schreckens nicht zur
Ruhe kommen zu lassen. „Greift niemals kompakte
Massen an„, heißt cs in der Instruktion wörtlich,
— „sondern bringt die Soldaten einzeln in den
Städten und auf dem Lande um, so daß ihr ihnen
einen panischen Schrecken einflößt, bei dem sie
fürchten müssen, es warte ihrer auf jedem Schritte
der Tod. — Lasset beständig die Sturmglocken
ertönen. — Uebcrwachet die Kuriere und Staffctten;
tödtet sie; nehmt ihnen die Depeschen weg; schneidet
die Zufuhren an Lebensmitteln ab. Durch dieses
Verfahren gewinnt ihr so viel, als wenn ihr den
Feind in offener Feldschlacht besiegen würdet. —
Beim Rückzug des Feindes beunruhigt denselben
durch wiederholte Anfälle auf den Flanken in hin-
länglicher Entfernung; dadurch wird er genöthigt,
starke Abheilungen von Voltigeuren zum Herum-
streifen aufzubieten, die ihr dann einzeln umbringen
könnt. — Haltet die Nachhut beständig in Allarm.
— Ist dann einmal Unordnung unter den Trup-
pen entstanden, so tödtet alsdann einzeln so viele
Soldaten, als ihr könnt; in jedem Falle trachtet
den Feind zu vertilgen und gebt keinen Pardon.
Seht vorzüglich auf die Offiziere, weil diese eure
erbittertsten Feinde sind und die Soldaten ohne
ihre Führer bald in Verwirrung gerathen."
Dies die Anleitung der Banditensührer an
ihre Helfershelfer. Man weiß, wie diese sie ver-
standen Haden; den einen Thcil Haden sie zur
 
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