Vierteljähriger Abonnements-
preis 30 kr. ohne Poftaufschlag.
Einrückungsgebiihr für die
Spaltzeile 3 kr.
Der
Bergstraße? Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
M-l Z'L. Weinheim, den 28. September L8LS.
Deutschland.
Heidelberg, 23. Sept. Schon seit meh-
reren Tagen kann nun endlich unsere Stadt mit
Gas beleuchtet werden, obgleich noch immer da
und dort, wo die Röhren nicht gut gelegt wurden
und Gas entweicht, Nachgrabungen nöthig werden.
Es ist im Interesse der rheinischen Gasgesellschaft
zu wünschen, daß sie bei den großen, nicht vor-
hergesehenen Ausgaben, die sie bis jetzt schon hatte,
den noch vorhandenen Mängeln in Bälde völlig
abhelfen kann.
Berlin, 21. Sept. Die Zahl der Cholera-
kranken hat hier in den letzten 4 Tagen in auffal-
lender Weise zugcnommen. Am 17. erkrankten
42, am 18. 37, am 19. 43, am 20. wiederum
37 Personen. Bis heute Mittag war diese Zahl
auch beinahe erreicht. Viele Fälle sind der Art,
daß Erkrankung und Tod gleichzeitig gemeldet
werden mußten. Im Ganzen waren bis heute
Mittag 690 als erkrankt gemeldet, von welchen
116 genesen und 425 gestorben waren. Die Zahl
der Sterbenden ist zu der der Genesenden in letzter
Zeit im Zunehmcn gewesen. In einzelnen Häusern
und gerade in solchen, wo hygienische Mißverhält-
nisse nicht nachzuweisen sind, z. B. in 2 Häusern
der Karlsstraße, haben sich förmliche Krankheits-
heerde gebildet. So ist der als Abgeordneter zu
dem Frankfurter Parlament bekannt gewordene
Oberstlieutenant Teichert mit seiner Familie ein
Opfer der Seuche geworden. Gestern sind ihm
die Gattin und 3 seiner Kinder gestorben; er selbst
und sein einzig noch lebendes Kind waren heute
gegen Mittag von den Aerzten aufgegcben.
Wien, 20. Sept. Se. Mas. der Kaiser
ist — wie man der ^Fr. P.-Ztg.,, meldet — gestern
Abend nach 6 Uhr von Olmütz hier angekommen,
um die ungarischen Reichskleinodien zu empfangen.
Zwei Stunden früher trafen Se. K. K. Hoheit
der Erzherzog-Gouverneur von Ungarn, dann eine
von Sr. Majestät ernannte Kommission und eine
aus höheren Geistlichen, Geh. Rächen und Mag-
naten bestehende Deputation mit den Insignien
im festlich geschmückten Nordbahnhof ein. Nach
dem Empfang durch den bereits harrenden ersten
Obersthofmeister Sr. Majestät, Feldzeugmeister Für-
sten von Liechtenstein, und den anwesenden Hof-
staat hoben zwanzig ungarische Magnaten in pracht-
voller Nationaltracht, unter den Klängen der Volks-
hymne, welche von der ausgestellten Musikkapelle
angestimmt wurde, die eiserne Kiste mit den kost-
baren Reliquien aus dem Waggon zu der im
innern Hof bereitstehenden, sechsspännigen, offenen
Hofgalachaise. Hier wurden die k. k. Grenzer-
kompagnie und eine Seressanerabtheilung, bestehend
aus 15 Mann in kroatischer Nationaltracht, welche
der Krone schon von Orsowa aus als Bedeckung
dienten, durch k. k. Hofgendarmerie verstärkt, und
der Zug setzte sich nach der k. k. Hofburg in Be-
wegung, und zwar in folgender Ordnung: Die
Seressanerabtheilung zu Pferd; eine halbe Division
Hofgendarmerie; der k. k. erste Oberfthofmeister
in einem sechsspännigen Hofwagen; die Insignien
in der offenen Chaise, umgeben von sechs Tra-
bantenleibgarden; Se. K. K. Hoh. der Erzherzog-
Gouverneur in dem sechsspännigen Hofleibwagen;
die Mitglieder der obgedachten Kommission ebenfalls
in sechsspännigen Hofwagen. Die Kompagnie
Grenzer schloß den Zug, welcher sich während
seiner ganzen Fahrt in Mitte einer außerordentlich
zahlreichen Volksmenge bewegte, die sichtlich erfreut
und von dem glücklichen Ereigniß tief ergriffen
war. In der k. k. Hofburg wurde die Truhe,
in welcher sich die Insignien befanden, wieder,
wie bei der Ankunft im Bahnhof, auf dem Trag-
bette in die Kirche gebracht und diesmal von zahl-
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Der
Bergstraße? Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
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Deutschland.
Heidelberg, 23. Sept. Schon seit meh-
reren Tagen kann nun endlich unsere Stadt mit
Gas beleuchtet werden, obgleich noch immer da
und dort, wo die Röhren nicht gut gelegt wurden
und Gas entweicht, Nachgrabungen nöthig werden.
Es ist im Interesse der rheinischen Gasgesellschaft
zu wünschen, daß sie bei den großen, nicht vor-
hergesehenen Ausgaben, die sie bis jetzt schon hatte,
den noch vorhandenen Mängeln in Bälde völlig
abhelfen kann.
Berlin, 21. Sept. Die Zahl der Cholera-
kranken hat hier in den letzten 4 Tagen in auffal-
lender Weise zugcnommen. Am 17. erkrankten
42, am 18. 37, am 19. 43, am 20. wiederum
37 Personen. Bis heute Mittag war diese Zahl
auch beinahe erreicht. Viele Fälle sind der Art,
daß Erkrankung und Tod gleichzeitig gemeldet
werden mußten. Im Ganzen waren bis heute
Mittag 690 als erkrankt gemeldet, von welchen
116 genesen und 425 gestorben waren. Die Zahl
der Sterbenden ist zu der der Genesenden in letzter
Zeit im Zunehmcn gewesen. In einzelnen Häusern
und gerade in solchen, wo hygienische Mißverhält-
nisse nicht nachzuweisen sind, z. B. in 2 Häusern
der Karlsstraße, haben sich förmliche Krankheits-
heerde gebildet. So ist der als Abgeordneter zu
dem Frankfurter Parlament bekannt gewordene
Oberstlieutenant Teichert mit seiner Familie ein
Opfer der Seuche geworden. Gestern sind ihm
die Gattin und 3 seiner Kinder gestorben; er selbst
und sein einzig noch lebendes Kind waren heute
gegen Mittag von den Aerzten aufgegcben.
Wien, 20. Sept. Se. Mas. der Kaiser
ist — wie man der ^Fr. P.-Ztg.,, meldet — gestern
Abend nach 6 Uhr von Olmütz hier angekommen,
um die ungarischen Reichskleinodien zu empfangen.
Zwei Stunden früher trafen Se. K. K. Hoheit
der Erzherzog-Gouverneur von Ungarn, dann eine
von Sr. Majestät ernannte Kommission und eine
aus höheren Geistlichen, Geh. Rächen und Mag-
naten bestehende Deputation mit den Insignien
im festlich geschmückten Nordbahnhof ein. Nach
dem Empfang durch den bereits harrenden ersten
Obersthofmeister Sr. Majestät, Feldzeugmeister Für-
sten von Liechtenstein, und den anwesenden Hof-
staat hoben zwanzig ungarische Magnaten in pracht-
voller Nationaltracht, unter den Klängen der Volks-
hymne, welche von der ausgestellten Musikkapelle
angestimmt wurde, die eiserne Kiste mit den kost-
baren Reliquien aus dem Waggon zu der im
innern Hof bereitstehenden, sechsspännigen, offenen
Hofgalachaise. Hier wurden die k. k. Grenzer-
kompagnie und eine Seressanerabtheilung, bestehend
aus 15 Mann in kroatischer Nationaltracht, welche
der Krone schon von Orsowa aus als Bedeckung
dienten, durch k. k. Hofgendarmerie verstärkt, und
der Zug setzte sich nach der k. k. Hofburg in Be-
wegung, und zwar in folgender Ordnung: Die
Seressanerabtheilung zu Pferd; eine halbe Division
Hofgendarmerie; der k. k. erste Oberfthofmeister
in einem sechsspännigen Hofwagen; die Insignien
in der offenen Chaise, umgeben von sechs Tra-
bantenleibgarden; Se. K. K. Hoh. der Erzherzog-
Gouverneur in dem sechsspännigen Hofleibwagen;
die Mitglieder der obgedachten Kommission ebenfalls
in sechsspännigen Hofwagen. Die Kompagnie
Grenzer schloß den Zug, welcher sich während
seiner ganzen Fahrt in Mitte einer außerordentlich
zahlreichen Volksmenge bewegte, die sichtlich erfreut
und von dem glücklichen Ereigniß tief ergriffen
war. In der k. k. Hofburg wurde die Truhe,
in welcher sich die Insignien befanden, wieder,
wie bei der Ankunft im Bahnhof, auf dem Trag-
bette in die Kirche gebracht und diesmal von zahl-