Vierteljähriger Abonnements-
preis 30 kr. ohne Postaufschlag.
Einrückungsgebühr für die
Spaltzeile 3 kr.
D e r
Bergstraßen Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.
JA. Weinheim, den 24. April L8LÄ.
Deutschland.
Mannheim, 19. April. Der Generalmajor
Frhr. v. Noggenbach, welcher Sonntag Abend
von Karlsruhe dahier ankam, hielt gestern Inspek-
tion über die Kasernen und Stallungen des 3.
Reiterregiments, und heute Morgen über die Mann-
schaft. Die Musik des gedachten Reiterregiments
spielte gestern während der Kaserneninspektion und
heute zur Tafel. Die Rekruten, die mit dem
1. d. in die hiesige Garnison eingerückt sind, schrei-
ten in ihrer militärischen Ausbildung rasch voran.
— 20. April. Gestern Abend wurden fünf
beim Herstellen der Fundamentgrube zur Erweite-
rung des Theatergebäudes beschäftigte Arbeiter
plötzlich durch den Einsturz des Sand-Taluts ver-
schüttet. Glücklicher Weise kamen drei mit dem
Schreck davon; zwei wurden leicht beschädigt. Die
Herstellung der Fundamentgruben ergibt eine solche
Masse Sandes, daß keine Anschaffung dieses Mate-
rials zum Neubau weiter nöthig werden wird.
Der seitherige Oberregisscur bei dem hiesigen Theater,
PH. Düringer, ist heute Morgen nach seinem neuen
Wirkungskreis in Berlin abgereist; an seine Stelle
tritt demnächst vr. Meyer, technischer Direktor des
Theaters in Wiesbaden.
Rastatt, 20. April. Heute früh verließen
uns von der österreichischen Garnison, unter Mu-
sik und sonstigen militärischen Ehrenbezeigungen,
über 600 Mann, welche theils ausgedient haben,
theils unbestimmt langen Urlaub antreten. In
kurzer Zeit werden dafür die Ersatzmannschaft und
die Cadrcs des 4. Bataillons des Regiments
Benedek einrücken, wodurch das hiesige österreichische
Offizierkorps beträchtlichen Zuwachs erhält. Wie
der Schloßgarten und der Exerzierplatz von Kom-
mandowörtern und dem lauten Zählen der Tempo's
Lurch die Rekruten des badischen Regiments ertönt,
so erschallen in dem benachbarten Iffezheimer Walde
die Knalle von Schcibenschießübungen. Auch an
den Lünetten am Bahnhofe, die ihrer Vollendung
nahe sind, wird rüstig gearbeitet, und wohin wir
blicken, überall begegnen wir militärischer Regsam-
keit.
Freiburg, 20. April. Gestern und heute
stand Karl Haas von Staufen, der Tödtung seiner
Ehefrau angeklagt, vor den Schranken des Schwur-
gerichts. Das Urtheil lautete — in Folge der
mildernden Umstände, die sich im Laufe der Unter-
suchung ergaben — auf dreijährige Arbeitshaus-
strafe nebst Kosten des Prozesses und Strafvollzugs.
Magstadt, 13. April. Hier ereignete sich
heute ein Unglück, durch das die ganze Gemeinde
in Schrecken und Trauer versetzt wurde. Der
sehr thätige und wohlwollende Müller König, erst
36 Jahre alt und Vater von 3 kleinen Kindern,
wollte, während das Mühlwerk lief, einen höl-
zernen Nagel befestigen; da faßte eines der klei-
neren Räder unten den Zipfel seines Wammses
und riß ihn zwischen dieses und ein anderes Rad,
so daß ihm im Augenblicke die Brust eingedrückt
und der Verunglückte als eine Leiche herausgenom-
men wurde. Möchten doch auch geübte und er-
fahrene Müller es nie an der größten Vorsicht
bei ihren Geschäften fehlen lassen!
Wien, 16. April. Die Stille, womit die
Ankunft des außerordentlichen türkischen Gesandten,
Mustapha Effendi, hier bezeichnet gewesen, könnte
zu der Vermuthung Veranlassung geben, daß der
Sendung des türkischen Offiziers gar keine po-
litische Motive zu Grund liegen, und dennoch ist
dem nicht ganz so. Derselbe hat an die hiesige
türkische Ambassade die bestimmteste Weisung des
Divans überbracht, sich mit der kaiserlichen Negie-
rung in Bezug auf den Gang der orientalischen
Krisis in Einvernehmen zu setzen. Man rechnet
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JA. Weinheim, den 24. April L8LÄ.
Deutschland.
Mannheim, 19. April. Der Generalmajor
Frhr. v. Noggenbach, welcher Sonntag Abend
von Karlsruhe dahier ankam, hielt gestern Inspek-
tion über die Kasernen und Stallungen des 3.
Reiterregiments, und heute Morgen über die Mann-
schaft. Die Musik des gedachten Reiterregiments
spielte gestern während der Kaserneninspektion und
heute zur Tafel. Die Rekruten, die mit dem
1. d. in die hiesige Garnison eingerückt sind, schrei-
ten in ihrer militärischen Ausbildung rasch voran.
— 20. April. Gestern Abend wurden fünf
beim Herstellen der Fundamentgrube zur Erweite-
rung des Theatergebäudes beschäftigte Arbeiter
plötzlich durch den Einsturz des Sand-Taluts ver-
schüttet. Glücklicher Weise kamen drei mit dem
Schreck davon; zwei wurden leicht beschädigt. Die
Herstellung der Fundamentgruben ergibt eine solche
Masse Sandes, daß keine Anschaffung dieses Mate-
rials zum Neubau weiter nöthig werden wird.
Der seitherige Oberregisscur bei dem hiesigen Theater,
PH. Düringer, ist heute Morgen nach seinem neuen
Wirkungskreis in Berlin abgereist; an seine Stelle
tritt demnächst vr. Meyer, technischer Direktor des
Theaters in Wiesbaden.
Rastatt, 20. April. Heute früh verließen
uns von der österreichischen Garnison, unter Mu-
sik und sonstigen militärischen Ehrenbezeigungen,
über 600 Mann, welche theils ausgedient haben,
theils unbestimmt langen Urlaub antreten. In
kurzer Zeit werden dafür die Ersatzmannschaft und
die Cadrcs des 4. Bataillons des Regiments
Benedek einrücken, wodurch das hiesige österreichische
Offizierkorps beträchtlichen Zuwachs erhält. Wie
der Schloßgarten und der Exerzierplatz von Kom-
mandowörtern und dem lauten Zählen der Tempo's
Lurch die Rekruten des badischen Regiments ertönt,
so erschallen in dem benachbarten Iffezheimer Walde
die Knalle von Schcibenschießübungen. Auch an
den Lünetten am Bahnhofe, die ihrer Vollendung
nahe sind, wird rüstig gearbeitet, und wohin wir
blicken, überall begegnen wir militärischer Regsam-
keit.
Freiburg, 20. April. Gestern und heute
stand Karl Haas von Staufen, der Tödtung seiner
Ehefrau angeklagt, vor den Schranken des Schwur-
gerichts. Das Urtheil lautete — in Folge der
mildernden Umstände, die sich im Laufe der Unter-
suchung ergaben — auf dreijährige Arbeitshaus-
strafe nebst Kosten des Prozesses und Strafvollzugs.
Magstadt, 13. April. Hier ereignete sich
heute ein Unglück, durch das die ganze Gemeinde
in Schrecken und Trauer versetzt wurde. Der
sehr thätige und wohlwollende Müller König, erst
36 Jahre alt und Vater von 3 kleinen Kindern,
wollte, während das Mühlwerk lief, einen höl-
zernen Nagel befestigen; da faßte eines der klei-
neren Räder unten den Zipfel seines Wammses
und riß ihn zwischen dieses und ein anderes Rad,
so daß ihm im Augenblicke die Brust eingedrückt
und der Verunglückte als eine Leiche herausgenom-
men wurde. Möchten doch auch geübte und er-
fahrene Müller es nie an der größten Vorsicht
bei ihren Geschäften fehlen lassen!
Wien, 16. April. Die Stille, womit die
Ankunft des außerordentlichen türkischen Gesandten,
Mustapha Effendi, hier bezeichnet gewesen, könnte
zu der Vermuthung Veranlassung geben, daß der
Sendung des türkischen Offiziers gar keine po-
litische Motive zu Grund liegen, und dennoch ist
dem nicht ganz so. Derselbe hat an die hiesige
türkische Ambassade die bestimmteste Weisung des
Divans überbracht, sich mit der kaiserlichen Negie-
rung in Bezug auf den Gang der orientalischen
Krisis in Einvernehmen zu setzen. Man rechnet