Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0325

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vierteljähriger Abonnements-
preis 30 kr. ohnePostaufschMg.

Der

Einrückungsgebühr für die
«Lpaltzeile 3 kr.

Bergstraße? Bote.
Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.
Fünfter Jahrgang.


Weinheim, den 19. Oktober L8L3.

Orientalische Angelegenheiten.
(Karlsruher Zeitung.)
Die neuesten Posten haben unsere Kenntm'ß
neuerer Thatsachen im Wesentlichen nicht bereichert.
Die „Oesterr. Corresp." bestätigt in einer Mel-
dung aus Konstantinopel vom 5., daß die Kriegs-
erklärung eventuell beschlossen und das sie begleitende
Manifest zur Veröffentlichung bereit sei. Das
Schwarze Meer bleibe indeß im Kriegsfall dem
Handelsverkehr geöffnet, mit Ausnahme der rus-
sischen Flagge; auf die russischen Schiffe werde
kein Embargo gelegt; die russischen Beamten und
Konsuln würden aufgefordcrt werden, die türkischen
Staaten zu verlassen; die türkische Flotte solle
auslausen und in Baltschick ihren Standort nehmen.
Etwas Neueres aus der türkischen Hauptstadt liegt
nicht vor. Von Paris aus-wird gemeldet, Persien
werbe gegen die Türkei von England aus, es
habe sich für Rußland erklärt und gedenke Bagdad
wieder zu erobern. Ein Blick auf die Karie z^igt
den Werth des lctztern Gerüchts. Nach dem
„Constitutionnel" wäre Fürst Gortschakoff durch
den Fürsten Paskewitsch ersetzt, was nicht wahr-
scheinlich ist, so lang nicht eine russische Offensive
in Aussicht steht. Die "Breslauer Zeitung" meldet,
Laß die Hospodare der Fürstenthümcr entsetzt und
Fürst Menschikoff an ihre Stelle getreten sei. Der
Wiener Korrespondent der ,/Independence Belge"
erklärt diese Nachrichten für irrig; der Pariser
„Paps" für richtig. Dasselbe Blatt berichtet, daß
das Resultat der Olmützer Konferenzen auf den
Sultan keinen Einfluß geäußert habe, was um
so erklärlicher ist, als ein eigentliches Resultat
aus diesen Konferenzen gar nicht hervorging. In
Bezug auf die Stellung der deutschen Großmächte
hat sich nur ergeben, Laß sie ihrer vermittelnden
Neutralität treu bleiben, und für die Zukunft bei

größern Verwicklungen sich die Einhaltung derjenigen
Politik Vorbehalten haben, die ihnen von den In-
teressen ihrer Staaten geboten worden sind. In
Betreff des Vermittlungewcrks selbst ist die Wiener
Konferenznotc bei Seite gelegt, und ein neuer Vor-
schlag noch nicht formulirt. Es wird nun darauf
ankommen, ob man sich so weit verständigen kann,
daß die Waffen ruhen, während man über eine
neue Ausgleichung unterhandelt.
Indessen scheint man in England und Frank-
reich sür Len Kriegsfall weitere Vorkehrungen zu
treffen. Die „Jndep. Belge" meldet aus Paris,
daß die französische Regierung auch ihrerseits an
Absendung eines Truppenkorps in die Türkei denke,
in der Stärke von etwa 30,000 Mann; das eng-
lische werde bedeutend schwächer sein. — Aus
London berichtet man vom 13. d. M., daß am
12. ein fünfstündiges Kabinetskonscil stattgefunden
habe, veranlaßt durch die neuesten Nachrichten aus
Konstantinopel. In militärischen Kreisen heiße es,
daß den sechs zur Einschiffung nach dem Mittel-
meer bestimmten Regimentern noch weitere folgen
sollten. Trotz dieser kriegerischen Anzeigen geben
die großen Blätter ihre Fricdenshoffnungen nicht
auf, und in kcin.m Falle werde man den lokalen
Krieg zu einem Weltkrieg sich steigern lassen. Nach-
dem die deutschen Großmächte erklärt haben, im
Fall eines rusisch-türkischen Kriegs neutral bleiben
zu wollen, so ist auch nicht die entfern-
teste Veranlassung vorhanden, in den von
den westlichen Mächten ergriffenen Maßregeln die
Gefahr eines europäischen Krieges zu sehen; denn
es ist nicht abzusehen, warum ein Konflikt dieser
Mächte mit Rußland die deutschen Mächte berühren
sollte, so lange dieser Konflikt nur die Aufrecht-
haltung des Staatusquo im Orient betrifft und die
Interessen der deutschen Mächte nach innen und
außen ungefährdet läßt. So sehr daher auch zu
 
Annotationen