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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0369

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Der
Bergsträßer

Bote.

Amts- und Verkündigungsblatt, für das
Fünfter Jahrgang.


N'? SS. Weinheim, den 30. November L8LÄ.

Orientalische Angelegenheiten.
Das „Journ. des Dob.„, welches einen eigenen
Berichterstatter nach Konstantinopel gesendet hat,
empfängt von Zeit zu Zeit interessante Mittsteilun-
gen von demselben. Wieder bringt es ein Schreiben
desselben aus der türkischen Hauptstadt vom 19. d.,
worin gesagt wird, daß die Diplomatie, trotz der
Eröffnung der Feindseligkeiten, immer noch mit
lobenswertster Beharrlichkeit an einer friedlichen
Lösung arbeitet. Indessen schien wenig Aussicht
auf unmittelbaren Erfolg vorhanden zu sein, denn
die Samstags 5. November von der Dampffregatte
„Fury" überbrachte neue englisch-französische Note
war von den türkischen Ministern beim ersten
indirekten Anfragen so entschieden abgelestnt worden,
daß die beiderseitigen Gesandten es gar nicht mehr
der Mühe wertst hielten, sie offiziell zu präsentiren.
Sie war die fast wörtliche Wiederholung der Note,
die Reschid Pascha selbst in den ersten Tagen des
Monats Mai dem Fürsten Menschikoff anbot; die
beiden Seemächte hatten sich damals verpflichtet,
Rußland zu deren Annabme nöthigenfalls mit
Waffengewalt zu veranlassen. Das Benehmen
der Pforte hierbei soll übrigens vom englischen
Gesandten offen gebilligt worden sein, indem er
die Note zu allererst für unannehmbar erklärt
habe. „Könnte die Pforte^, fügt der Korrespondent
hinzu, „noch setzt gewähren, was sic vor einem
halben Jahr als das letzte Opfer für den Frieden
betrachtete, nachdem ihr Entgegenkommen mit der
Invasion der Donausürftenthümer beantwortet und
der Staatsschatz durch scchsmonatliche Rüstungen
erschöpft worden?" Die Nachricht von dem Gefecht
bei Olteniza (oder Sulmniza, wie die türkischen
Kriegsberichte sagen) war, wie schon bemerkt, am
9. d. Morgens in Konstantinopel eingetroffen und
hatte begreiflicher Weise außerordentliche Befriedi-

gung erregt. Die Druckerei des türkischen Blattes
„Dcheridei Havadis", das in einem Beiblatt den
Siegesbericht veröffentlichte, wurde von der freude-
trunkenen Menge buchstäblich gestürmt. Die Poli-
zeisoldaten, die hingeschickt wurden, um Ordnung
zu halten, machten es bald, wie die andern Leute,
und suchten ein Dülletin zu erhaschen. Dem Po-
lizeipräfekten von Stambul selbst, Haireddin Bey,
der an Ort und Stelle erschien, blieb auch Nichts
übrig, als ihrem Beispiel zu folgen und sich um
ein Bülletin zu bemühen. Bei all diesem Wirr-
warr soll aber jedes Blatt richtig bezahlt worden
sein. Die Weitersehenden waren indessen in Be-
sorgnis! , daß die türkische Armee sich in die Moräste
und die durch die Jahreszeit aufgeweichten Ebenen
der Walachei verlocken lassen und dann in die
Donau geworfen werden könnte, wenn sie nicht
auf einen gezwungenen Waffenstillstand zählte, der
neue Aussichten für diplomatische Vermittlungen
eröffnen würde. In Asien war ein solcher schon
eingetreten, indem das von den beiden Armeen
eingenommene Terrain schon von Schnee bedeckt
war.
Die Gesandten von Frankreich und England
schienen in demselben Augenblick, wo sie die Unter-
handlungen wieder zu eröffnen suchten, entschiedener
auftreten zu wollen, und hatten am 9. d. die beiden
Flotten fast vollständig aus ihren Beobachtungs-
positionen in die Nähe des Schwarzen Meeres
gezogen. Am 7. d. waren sieben türkische Fahr-
zeuge, worunter drei Linienschiffe, ins Schwarze
Meer eingelaufen. Am 11. ober 12. war der
Contreadmiral Sir Edmund Lyons mit der Fre-
gatte „Terrible" erwartet, der fünf englische Schiffe
folgen sollten. Es war von einer Adresse des
europäischen Handelsstandes an den Sultan die
Rede, um ihm für die Freiheit und den Schutz,
den er den Europäern stets gewährt, zu danken,
 
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