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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0377

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K'° S4. Weinheim, den 7. Dezember L8LZ.

Orientalische Angelegenheiten.
Die Möglichkeit eines Seekrieges auf dein
Schwarzen Meere gibt der neuesten Nummer der
»/Times" Anlaß zu einer weitläufigen Betrachtung.
Ihren Angaben nach hätten die brittischen Dampftr
»/Retribution//, //Tiger" , "Niger// und "Sampson",
unter dem Befehl des Kapitäns Drummond, am
16. Nov. ihre Kreuzfahrt noch nicht angctreten,
und es wäre nicht unmöglich, daß ein Gegenbe-
fehl sie zurückgehalten hätte. Lord Stratford und
Admiral Dundas hatten gewiß keine feindliche
Demonstration bezweckt, und "Times" glaubt,
diese Fahrzeuge seien blos ausgesandt worden,
um Hrn. Colquhoun, den frühcrn englischen Gene-
ralkonsul in den Fürstenthümern, abzuholen und
den Stand der Dinge an der Donanmündung in
Augenschein zu nehmen. (Die Wichtigkeit dieser
Erklärung, die man wohl als halbofsiziell ansehen
kann, versteht sich von selbst.) Kriegerischer sei
die Bestimmung des türkischen Geschwaders unter
Muschaver Pascha (Kapitän Slade), das aus 1
Linienschiff, 6 Fregatten und mehreren Dampfern
bestehe, mit denen die Türken besser alo ihre Geg-
ner versehen seien, da sie englische Maschinisten
an Bord hätten. Mehrere der türkischen Fregatten
seien bedeutende Fahrzeuge; englische Mannszucht
und englisches Dienstwesen herrsche an Bord,
Dank den Bemühungen Slade's, seines Vorgängers
Sir B. Walker, und des Kapitäns Borlase, ' des
Artillerie-Lehrmeisters. Matrosen und Offiziere
seien ächte Türken und vortreffliche Kanoniere,
weniger tüchtig in der Seekunde, obgleich in dieser
Beziehung den Russen gewachsen. Im Fall eines
strengen und rauhen Winters würden sie mehr
von der See als vom Feinde zu leiden haben.
Die Schrecken des Schwarzen Meeres habe man
von je her übertrieben; aber cs sei im Winter

plötzlich dichten Nebeln ausgesetzt, die rauhe Küste
habe wenige und schlecht, Häfen , das Thermometer '
falle oft bis aus Null zFahrenh.), und man finde
die Buchten und Seoinschnitte im Norden und
Westen oft stellenwei^ zugefroren, so daß eine
wirksame Blockade der Küsten im Winter mit
großen Schwierigkeiten verbunden wäre. Die
//politischen und militärischen Folgen// des Kriegs-
standes, der die Sicherheit Rußlands im Schwar-
zen Meere aufgehobm, seien jedenfalls unberechen-
bar. Auf der ganzen südlichen Grenze habe Ruß-
lands Unvcrwundbarkeit ausgchört, und wenn die
Feindseligkeiten einen ernstern Charakter annehmcn
sollten, könnte der Handel mit ganz Südrußland
zum Stocken gebracht, Odessa genommen, und
Scbastopol blockirt oder doch angegriffen werden;
die Secbatterien dieser Festung hätten nicht das
nöthige Kaliber, um dem Metallgewicht des Fein-
des lange zu widerstehen, während die Schanzen
nach der Landseite ganz armselig genannt werden
könnten. Das Fort Oczakoff, das Arsenal von
Nicolajeff und die Werften von Cherson sollen nur
sehr unvollkommene, gegen keinen andern- Feind,
als die Türken, berechnete Schutzmauern besitzen.
Die ganze Krimm sei dem Seeangriff blosgestellt,
und die Truppen, die zur Vertheidigung der
Halbinsel zu Landcabgeschickt würden, hätten durch
das unermeßliche Steppengebiet zu marschiren,
welches sie vom eigentlichen Rußland trennt. Die
Städte am Azow'schen Meer beschütze Nichts, als
die schwierige Schifffahrt auf diesem seichten Ge-
wässer. Georgien und Cireassien seien nur durch
den Besitz des Seeweges zu halten. Ein Feind,
dem es nicht an Dampfern fehle und der seine
Operationsbasis am Bosporus habe, könnte in
einem Zeitraum von drei bis acht Tagen jeden
beliebigen Punkt auf einer 2000 engl. Meilen
weiten Küste angreifen u. s. w. Kurz, Rußland
 
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