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Amtsbezirk Weinheim [Editor]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0237

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D e r

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Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.

Fünfter Jahrgang.


Weinheim, den 3. August

L


Der Pro.ef der Pforte gegen die
Besetzung der Donaufürftenthümer.
(Karlsruher Zeitung.)
Die hohe Pforte erhält so eben die offizielle
Kunde, daß Lie russische Armee den Pruth über-
schritten hat und in die Moldau eingerückt ist,
mit der Absicht, auch die Wallachei zu besetzen.
Diese, ohne ihre Mitwirkung auf einen integrircn-
den Theil ihres Reichs vollzogene Bewegung mußte
ihr eben so peinlich als überraschend sein. Es ist
ihr peinlich, die Bewohner dieser loyalen und ruhi-
gen Provinzen allen Zufällen einer militärischen
Besetzung ausgesetzt zu sehen. Es ist ihr schwer,
einen solchen Angriff mit den friedlichen Erklä-
rungen und freundschaftlichen Versicherungen in
Uebereinstimmung zu dringen, welche das Kabinet
von St. Petersburg so oft wiederholt hat; es ist
ihr noch schwerer, nicht über eine Operation zu
erstaunen, welche einen Angriff auf die in dem
Vertrag von 1841 aufgestellten Grundsätze dar-
stellt.
Indem die hohe Pforte die Empfindungen aus-
drückt, welche dieses Ereigniß in ihr erwecken
mußte, kann sie es sich nicht versagen, einige Um-
stände in das wahre Licht zu setzen, denen die
Minister Sr. Kais. Majestät sich vergeblich bemüht
haben, eine Schlußfolgerung zu geben, welche ihr
Gerechtigkeitssinn und Friedensliebe sie wünschen
ließ.
Die Verhandlungen, welche mit dem Fürsten
Mcnschikoff begonnen wurden, beschränkten sich an-
fänglich auf verschiedene Schwierigkeiten bezüglich
der Frage der hl. Stätten; die Differenzen, die
Larin ihren Hauptgegenstand hatten, erhielten bald
eine Lösung, die ganz geeignet war, alle betei-
ligten Parteien zufriedenzustellen.
Wir haben u. A. in die Erbauung einer Kirche

und eines Hospitals zum besondern Gebrauch der
Russen eingewilligt, so daß die gewünschten Zuge-
ständnisse zu Gunsten der Geistlichen und Pilger
dieser Nation nicht weiter verweigert wurden.
Nach dem glücklichen Abschluß der Verhand-
lungen desjenigen Theils, welcher als der einzige
ostensible Gegenstand der außerordentlichen Mission
des Fürsten Menschikoff behandelt worden war,
beeilte sich dieser Gesandte auf's lebhafteste, auf
die Annahme einer andern Forderung zu dringen,
deren Konsequenzen, wenn sie durch die Regierung
Sr. Maj. des Sultans angenommen worden wären,
Lie Interessen des Reichs schwer verletzt und Lie
Souveränetctsrechte, Lie dessen Zierden und Stützen
sind, kompromittirt hätten.
Man hat aus den offiziellen Mittheilungen,
welche Lie hohe Pforte den hohen Mächten gemacht
hat, gesehen, daß sie keinen Anstand nimmt, ge-
nügende Versicherungen zu geben, die allen Zweifel
zerstreuen konnten, welche die Besprechung in Be-
treff der Rechte, geistlichen Privilegien und ande-
ren bezüglichen Immunitäten, Lie die griechischer.
Geistlichen und Kirchen von Seiten Sr. Maj. des
Sultans besitzen, herbeigeführt hat. Weit von
dem Gedanken entfernt, irgend einen Theil dieser
Privilegien zurückzuziehen oder selbst ihren durch
die Nützlichkeit geheiligten Gebrauch zu beschränken,
macht sich Se. Kais. Maj. einen Ruhm daraus,
sie öffentlich zu bestätigen, und, getreu den Grund-
sätzen der Gerechtigkeit und Milde, ihnen gegen
jedes Vorurtheil Schutz mittelst einer feierlichen
mit seinem Haiti Scheriff bekleideten Akte zu ver-
leihen, die zur Kcnntniß aller befreundeten Regie-
rungen gebracht wurde. Bei diesem Stand der
Dinge wäre cs müßig, diese Frage mit einer Masse
von Einzelheiten zu verwirren. Es genügt hier,
zu bemerken, daß die Forderung des russischen
Gesandten einerseits trotz gewisser Modifikationen
 
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