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Amtsbezirk Weinheim [Hrsg.]
Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim (5): Der Bergsträßer Bote: Amts- u. Verkündigungsbl. für d. Bezirksamt Weinheim — 1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.42484#0317

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Amts- und Verkündigungsblatt für das Bezirksamt Weinheim.

Fünfter Jahrgang.


Orientalische Angelegenheiten.
(Karlsruher Zeitung.)
Nachdem die russisch-türkische Differenz setzt auf
der Spitze der Entscheidung angelangt ist, bringt
jeder Tag neue Versionen über die Kriegsfrage.
Heute wird den Frankfurter Blättern aus Paris,
7. d., gemeldet: //Hier cingegangene Nachrichten
aus Konstantinopel melden, die Pforte wolle, den
Vorstellungen der Gesandten nachgebend, die Offen-
sive nicht ergreifens sondern nur die Angriffe Ruß-
lands abwehren.//
Was Rußland zu der neuesten kriegerischen
Wendung in Konstantinopel sagen werde, steht
dahin. Wenn man ruffenfreundlichen Berichter-
stattern glauben darf, so wäre Rußland fortwäh-
rend eifrigst bemüht, den Frieden zu erhalten.
Namentlich soll sich dies in Olmütz gezeigt haben.
Ein Münchener Korrespondent der //Allg. Ztg."
will wissen, man habe dort, wie früher schon in
Wien, unter Mitwirkung des Lords Westmoreland
und des Barons v. Bourqueney den Entwurf
einer Kollcktivnote der vier Großmächte ausgear-
beitet, worin die Bedenken der Pforte gegen die
Wiener Konferenznote widerlegt würden. Hr. v.
Bourqueney sei zwar nicht persönlich in Olmütz
gewesen, aber die Vermittlung mit ihm sei durch
den Telegraphen geschehen. Zugleich scheint der
Korrespondent andeutcn zu wollen, man sei in
Olmütz auf einen bereits früher gemachten Vor-
schlag zurückgckommen, darin bestehend, daß der
Sultan mit der vollzogenen Note ein Schreiben
an? den Kaiser von Rußland senden möge, in
welchem er sage, daß er die Note besonders auch
deßhalb angenommen habe, weil er in derselben
Nichts finde, was gegen seine Würde verstoße,
worauf dann vom russischen Kaiser ein in demselben
Sinn^ gehaltenes, durchaus befriedigendes Antwort-

schreiben erfolgen sollte. Auch die //Times// hat
aus Olmütz Achnlicdes erfahren, und will sogar
Wissen, der Kaiser Nikolaus habe nicht übel Lust
gezeigt, die neueste Note des Grafen Nesselrodc
(die russische Auslegung der Wiener Konferenznote
enthaltend) zu desavouiren. Im Ganzen habe er
sich erboten, eine Erklärung oder Auslegung anzu-
nehmen, //welche die ursprüngliche Wiener Note
des seitdem an ihr entdeckten bedenklichen Charakters
zu entkleiden scheint, . . . vorausgesetzt, daß seine
anerkannten Rechte gewahrt blieben." Wenn alles
dies richtig ist, so ist es offenbar in Ausdrücken
hingestellt, die viel zu allgemein sind, um daraus
bestimmte Schlüsse zu ziehen.
In Frankreich und England haben die neuesten
Nachrichten sehr aufregend gewirkt. Parifer Kor-
respondenten verschiedener Blätter stellten die Dinge
so hin, als ob Frankreich sofort sehr aktiv in den
Streit eingreifen wolle. So schreibt man der
//Köln. Ztg.//, Frankreich und England seien zu
einer energischen Unterstützung der Türkei entschlossen,
//selbst wenn man ganz Europa gegenübertreten
müßte." Zugleich werde versichert, daß eine Ar-
mee (von 40,000 Mann unter General Canro-
bert) nach Konstantinopel eingeschifft werde; die
Beurlaubten würden einberufen, in allen Seehäfen
werde gerüstet u. s. w. Unsere eigenen Berichter-
statter melden davon Nichts; doch läßt schon die
gereizte Sprache der Regierungspresse die üble
Stimmung nicht verkennen, die man in den leiten-
den Kreisen Frankreichs empfindet. Auch scheint
es sich zu bestätigen, daß dem General , Goyon
von Paris aus die Weisung zugekommen ist, sich
von Olmütz nicht nach Warschau zu verfügen.
Die //Patrie" erwartet übrigens den Ausbruch
des Kriegs noch nicht, selbst wenn die Türkei die
Kriegserklärung beschlossen haben sollte. Sie er-
wartet nämlich beiderseits keinen Uebergang über
 
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